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Rathaus Bissendorf

Quelle: Blocher Blocher Partners, Fotografie: Christian Richters
Quelle: Blocher Blocher Partners, Fotografie: Christian Richters
Ort
Bissendorf
Gebäudekategorie
Behörden, Regierungsgebäude
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2016
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
German Design Award
Iconic Award
Niedersächsischer Staatspreis
Das neue lebendige Ortszentrum Bissendorf
Für die 15.000-Bürger-Gemeinde Bissendorf, einem Ort zwischen den Ausläufern des Wiehengebirges und des Teutoburger Waldes, schrieb die Verwaltung 2013 einen Realisierungswettbewerb unter 15 Architekten für einen Rathausneubau und Umfeld, im Ortsmittelpunkt Kirchplatz aus. Sieger wurde das Architekturbüro Blocher Blocher Partners. Das Preisgerichtsurteil lautete: „Der 1. Preis der Stuttgarter Architekten zeigt ein funktionales, an praktischen Gesichtspunkten orientiertes Modell, das das Zentrum der Gemeinde aufwertet. Die Intention der Architekten ist es, ein kommunikatives Zentrum zu schaffen, in dem Bürgerinnen und Bürger gern zusammentreffen. So schließt sich an den langgestreckten Verwaltungstrakt, durch einen Verbindungsgang, der separat zu nutzende Ratssitzungssaal an. Das bietet den Vorteil, dass dieser Bürgersaal nicht nur für die Sitzungen des Rates, sondern auch für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen ist.“

Mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln wurde 2015 nach vierzehnmonatiger Bauzeit ein schnörkelloses, architektonisch klar strukturiertes, zweckmäßiges Gebäudeensemble aus zwei versetzten Baukörpern fertiggestellt, von denen einer die Verwaltung aufnimmt, der andere den zweckmäßigen Ratssaal. Der Entwurf formuliert zugleich den zentralen Kirchplatz mit der 1894-95 von Alexander Behnes im neugotischen Stil erbauten Sankt Dionysius Kirche. Der Bürgersaal rangiert als raumbildendes Element auf dem Kirchplatz, bei dem das lang gestreckte Verwaltungsgebäude mit seinem flachen Satteldach zurücktritt.

Das städtebauliche Ensemble bildet zwei Stadträume aus, die sich wechselseitig konstituieren. Der Bürgersaal mit seinem markanten Satteldach dient dabei als Gelenk, wobei sich der Blick auf die Kirche richtet. Er fasst den Kirchplatz, der so erstmals wieder als Einheit wahrgenommen werden kann. An der Rückseite zur Wissinger Straße wurde ein terrassierter Bürgergarten angelegt. Das offene Parkkonzept mit seinem vielen Grün, dessen Farbvarianten von Frühling bis Herbst sich ständig verändern, ist zu einem lebendigen städtischen Areal geworden. Die Architekten formulierten den Bürgersaal als Archetyp: Satteldach, offenes Tragwerk und nur vier Materialien - Eiche, Sichtbeton, Klinker und Zinkdach. Der Bürgersaal greift die Typologie des historischen niederdeutschen Hallenhauses auf, einer Scheune mit großen Fassadenfenstern an den Giebelseiten, die als robuster Arbeitsraum dient und offen ist für ihre Umgebung.

Der Raum ist stützenfrei bis zu zwölf Meter hoch. Die klare Gliederung des Innenraums unterstreicht den öffentlichen Charakter des Hauses; seine umsichtig verarbeiteten Materialien, Sichtbeton und helle Eiche, ergänzen sich dabei ideal.

Darüber hinaus gilt der Bürgersaal aber auch als Veranstaltungsort, in dem auch Konzerte stattfinden können, da die aktive Holzverkleidung für eine optimale Raumakustik sorgt. Das Haus dient als flexibler Rahmen. Natürlich klar, ohne spröde oder karg zu wirken. Das Verwaltungsgebäude, ein Zweispänner für 45 Mitarbeiter geplant, verfügt über Keller- Erd- und Obergeschoß. Das Gebäude ist als linearer Riegel mit breiten Fluren und zentralen Wartebereichen zu verstehen. So wenig Technik wie möglich, lautete die Devise, somit wird auch manuell gelüftet. Über das Foyer und eine Brücke gelangt man ins historische „Haus Bissendorf“, in dem das Trauzimmer liegt.

Trotz architektonisch ansprechender Detailausbildung und langlebiger Materialien konnte das Ensemble innerhalb des relativ knappen Kostenrahmens von 3,7 Millionen Euro realisiert werden. Möglich wurde das durch ein transparentes und klares Kostenmanagement während des gesamten Projektverlaufs.

Beim Niedersächsischen Staatspreis für Architektur 2016, zu dem es über 100 Einreichungen gab, standen für die Jury nach zwei Sitzungen und einer Exkursion in Kooperation mit der Architektenkammer Niedersachsen die Nominierten fest. Neben dem Rathaus Bissendorf wurden das UNESCO Weltkulturerbe Mariendom Hildesheim und der Erweiterungsbau Sprengel Museum in Hannover geehrt.
Den Preis überreichte Niedersachsens Sozial- und Bauministerin Cornelia Maier an Blocher Blocher Partners für das Rathaus Bissendorf. Die Auszeichnung gilt als ein herausragendes Prädikat für den Abschluss der Ortskernentwicklung und fand zudem besondere Anerkennung für die mutige Entscheidung des Rates, dieses Projekt zu verwirklichen.

Weitere Preise und Auszeichnungen
- Eine Auszeichnung mit dem Iconic Award 2016 in der Kategorie: „Best of best“

Baudaten
Objekt Neubau Rathaus mit Bürgersaal, Bissendorf
Standort Kirchplatz 1, 49143 Bissendorf
Bauherr/Nutzer Gemeinde Bissendorf
Typologie Gebäudeensemble: Langhaus (2-spännig), Bürgersaal, Historisches Haus
Architekt blocher partners, Stuttgart; Entwurf, Planung und Objektüberwachung (Lph 2 bis 8)
Projektleiter Wolfgang Mayer
Mitarbeiter Vanessa Bollmann, Valentin Ott, Anne Smerat
Wettbewerb 1.Preis 2013
Baubeginn Juni 2014 (Fertigstellung: Juli 2015)
Einweihung 10.2015

Projektdaten
Grundstücksgröße 5.200qm
Nutzfläche gesamt 2.017qm
Brutto-Grundrissfläche (BGF) 2.408 qm
Brutto-Rauminhalt (BRI) gesamt 10.133 cbm

Baukosten
Bauwerkskosten 2,6 Mio (Kgr 300 + 400) excl. Mwst.
Gesamtkosten 3,7 Mio (Kgr 300 bis 700 incl. Mwst.

Fachplaner
Tragwerksplaner Ehlers-Unland, Osnabrück
Haustechnik Jager+Partner, Osnabrück
Elektroplanung ISR Ing.-Büro Schlegel&Reußig GmbH, Lage
Bauphysik DS-Plan, Stuttgart
Aussenanlagen Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart

Hersteller
Siehe beigefügte Firmenliste

Auszeichnungen
Niedersächsischer Staatspreis für Architektur, 2016, eine von 2 Nominierungen Iconic Award 2016, Auszeichnung in der Kategorie „Best of best“