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DMSW Architekten

Ein Monolith als Lückenschluss

Bauen auf der Straße
Foto: Jan Bitter
Foto: Jan Bitter
Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Büros, Banken
Jahr der Fertigstellung
2024
Architektenpreis
BDA-Preis Berlin 2024 (1. Preis)
Am Mittelweg, östlich der Thomashöhe in Berlin-Neukölln, ist ein neues Gebäude für eine Baugemeinschaft und den Bürostandort von DMSW entstanden. Das Grundstück galt als unbebaubar, weil hier nach alter Stadtplanung parallel zur Karl-Marx-Straße eine weitere Straße durch den Block geplant war. Zum Zeitpunkt der Genehmigung galt diese Idee als überholt, war aber noch gültiges Baurecht. So ist der Neubau formal zu 80% auf öffentlichem Straßenland gebaut, wofür das Stadtplanungsamt die Befreiung erteilte.

Die städtebaulichen Vorgaben, der straßenseitig auf dem Grundstück liegende öffentliche Abwasserkanal und Brandschutzanforderungen führten von dem zunächst rautenförmig geplanten Baukörper zur jetzigen Gebäudefigur, die einen kleinen Vorplatz fasst und den Blockrand vervollständigt. Die westliche Spitze wurde eingekürzt, um die Loggien des linken Nachbargebäudes nicht zu verschatten. Eckausbildungen an den stumpfen Winkeln verhindern den Brandüberschlag.

Eine helle Ziegelfassade mit tiefliegenden Holzfenstern und Loggien betont die monolithische Gestaltung des Gebäudes. Das Erdgeschoss nutzt geschickt den deutlichen Höhensprung zum Gartenhof für einen hohen Büroraum. Bei Bedarf sind zwei Einheiten im ersten Obergeschoss dem Büro zuschaltbar. Jede der neun Wohnungen ist in Ost-West-Richtung durchgesteckt und verfügt über eine Loggia. Die Grundrisse waren in Teilen flexibel gestaltbar. Langlebige Baumaterialien und die recyclebare Ziegelfassade machen den Neubau nachhaltig.

Die Außenanlagen des Projekts bestehen aus drei verschiedenen Bereichen: Vorplatz, Hof und Dachgarten.
Der Vorplatz entstand durch den städtebaulich notwendigen Rücksprung des Gebäudes und dient als Eingang und Abstellmöglichkeit für Fahrräder, insbesondere für die Nutzer:innen der Gewerbeetage.
Der Hof hinter der Gewerbeetage liegt bedingt durch einen Geländeabfall deutlich tiefer und wird durch eine bis zu 3 m hohe Mauer gefasst. Im vollständig entsiegelten Gartenhof nehmen recycelte Steinbeläge, begehbare Moosböden und neu gepflanzte Waldkiefern die verwunschene Atmosphäre des angrenzenden denkmalgeschützten Hofes auf. Kletterpflanzen an den Mauern erhöhen den Biotopflächenfaktor.

Der knapp 300 m² große Dachgarten gliedert sich in verschiedene Nutzungsbereiche, die gefasst werden von vier großen Pflanzkästen, in denen größere Sträucher wachsen, die den Dachgarten räumlich gliedern und Schatten spenden. Die komplette Dachfläche ist mit Retentionsboxen ausgestattet, die einen Teil des Niederschlagswassers auf dem Dach zurückhalten und für die Pflanzen verfügbar machen, der Rest wird abgeleitet in mehrere Rigolen im Hof und im Vorgarten, so dass das anfallende Niederschlagswasser vollständig auf dem Grundstück versickert werden kann.