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GBP Architekten

Wohnen am Frankfurter Tor

Anastasia Hermann, Berlin
Anastasia Hermann, Berlin
Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Wohnheime
Bauvorhaben
Sanierung
Jahr der Fertigstellung
2017
Material Fassade
Putz
Architektenpreis
Nominierung für den DAM Preis 2019 Winner Iconic Award Innovative Architecture 2019
Das Objekt Wohnen am Frankfurter Tor befindet sich an einem exponierten Standort im Bezirk Friedrichshain inmitten eines Wohn- und Geschäftsviertels mit typischen Berliner Mietshäusern. Es grenzt überdies an das vom Architekten Hermann Henselmann konzipierte denkmalgeschützte Gebäudeensemble entlang des Straßenzuges Karl-Marx-Allee / Frankfurter Allee.

Das rund 10.400 m² große Grundstück liegt an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Berlins und ist parallel bzw. senkrecht zur Warschauer Straße mit einem in L-Form ausgerichteten Bürogebäude bebaut. Der Büroriegel aus den 70er Jahren war nach der Wende Sitz der Oberfinanzdirektion und des Bundesbauamtes II.

Das bisher ausschließlich als Bürogebäude genutzte sechsgeschossige Bestandsgebäude wurde

Urban Living für Studierende



ca. 1974 als System-Stahlbetonfertigteilbau in geschlossener Stahlbetonskelettbauweise errichtet. Stahlbetonstützen entlang der Außenwände und im Inneren des Gebäudes sowie die Stahlbetondecke bilden die grundlegende Tragstruktur. Es wurde vollständig entkernt und erhielt im Zuge des Umbaus ein zusätzliches Staffelgeschoss. Im Innenhof wurden außerdem zwei Neubauten in Stahlbetonbauweise als Gartenhäuser errichtet, die den Verlauf der Hildegard-Jadamowitz-Straße städtebaulich weiterführen.

Die Außenwände erhielten ein mineralisches Wärmedämmverbundsystem mit Glattputzoberfläche, das die aktuellen Brandschutzanforderungen deutlich übertrifft. Fenster- und Türen der Fassade bestehen aus thermisch getrennten Aluminiumprofilen mit einer 3-Scheiben-Isolierverglasung. Alle Fenster sind mit einem elektrisch betriebenen Sonnen aus Textilscreens ausgestattet. Die Farbgestaltung der Fassade verweist mit den grünen Krakeelen und dem dunkelgrünen Staffelgeschoss auf die Kupferdächer der Türme am Frankfurter Tor. Ergänzend dazu sind die Fassadenprofile mit einer transparenten Pulverbeschichtung mit Rohstahleffekt versehen. Die Fenster haben eine horizontale Sprossenteilung erhalten, die sich wieder an die angrenzenden Türme anlehnt.

Durch den Umbau entstand ein Wohnungsensemble mit insgesamt 567 Wohneinheiten, davon 485 Wohnungen für Studierende und 82 Mikroapartments, die sich um einen attraktiv gestalteten Innenhof gruppieren. Die großzügige Lobby dient als zentraler Anziehungspunkt und lädt durch diverse Nischen zum Verweilen ein. Sie bietet ideale Bedingungen für Gemeinschaftskonzepte und kann dementsprechend flexibel genutzt werden. Der in Anlehnung an Boutiquehotels konzipierte Eingangsbereich umfasst weitere öffentlich zugängliche Flächen wie Seminar- und Eventflächen, Waschsalon und Einzelhandelsflächen, Fitness-Studio und Deli/Restaurant. Den Bewohner*innen wird ermöglicht, sich zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Studentenwohnungen selbst verfügen über eine eigene Küchenzeile und ein Bad in individuellem Design.

Das Ensemble wird durch die Service Apartments ergänzt, die einen privaten Eingangsbereich mit einer Licht- und Waldinszenierung erhielten. Die Apartments sind zwischen 25m² und 39m² groß und mit komfortabler Ausstattung und Custom-Made Möbeln liebevoll designt. Jedes Apartment ist ein Refugium der Ruhe und Privatheit.

Eine hochwertige Stufenanlage als Entrée wird durch großzügig bepflanzte Bereiche aufgelockert und strukturiert. Ergänzend wird die Nutzung der Terrassen für kleine Sitzbereiche und gastronomische Einrichtungen offen gehalten.

Der Innenhof ist als grüne Oase multifunktional gestaltet. An den Randbereichen des Bestandsgebäudes und der Neubauten gruppieren sich in Korrespondenz mit der inneren Nutzung vereinzelte Terrassenaußenbereiche. Es sind ausgedehnte Grünflächen zur Erholung, Gemeinschaftsplätze, Sitzinseln und ausreichend Fahrradstellplätze vorhanden.

Die besondere Herausforderung lag in der Umsetzung und Erfüllung aller Anforderungen, ohne dabei den Blick auf das Wesentliche, den Charme des Bestandes, zu vernachlässigen. Die Struktur und das prägnante Erscheinungsbild des Bestandsgebäudes wurde weitestgehend erhalten und bewusst ergänzt. Die Bewohner*innen erhalten damit ein Gebäude mit Geschichte und Charakter, aber auf dem aktuellen Stand der Technik. Die dafür verwendeten Materialien und Farben, gestalterischen Elemente und speziell für das Bauvorhaben entworfenen Möbel ergänzen den Bestand und bilden die Grundlage für das urbane Gesamtkonzept.