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GBP Architekten

Wohnen am Kabelwerk

Anastasia Hermann, Berlin
Anastasia Hermann, Berlin
Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Wohnheime
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Putz
Das Objekt Wohnen am Kabelwerk liegt zwischen Anna-Seghers-Straße, Büchnerstraße und Moissistraße im gründerzeitlich geprägten Teil von Berlin-Adlershof östlich des Bahndamms. Es ist durch den S-Bahnhof Adlershof sowie die Bundesstraße B96 hervorragend angebunden, auch der westlich des Bahndamms gelegene Technologiepark Adlershof als wichtigster Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienstandort Berlin-Brandenburgs ist fußläufig zu erreichen.
Das 8.187 m² große Grundstück war mit zwei großen, ehemals als Fabrik des VEB Kabelwerk Adlershof genutzten Gebäuden sowie mehreren kleinen Lagerstätten und Gewerbegebäuden bebaut, der Innenhof großflächig mit Betonsteinplatten versiegelt. Die nicht mehr sanierungsfähigen Bestandsgebäude und der Bodenbelag wurden komplett abgebrochen und entsorgt, im Anschluss fanden umfangreiche Bodensanierungen statt.

Das Grundstück wurde mit insgesamt drei neuen Gebäuden bebaut. Die zwei U-förmig zueinander gerichteten Gebäude im nord-westlichen Bereich liegen am Büchnerweg / Ecke Anna-Seghers-Straße (Haus 1) und am Büchnerweg / Ecke Moissistraße (Haus 2). Sie lassen durch ihre Grundform einen kreuzförmigen Innenhof entstehen. Beide fünfgeschossigen Gebäude haben bereichsweise begrünte Flachdächer, sind durch Höhenstaffelungen und Rücksprünge geprägt und fügen sich gut in die Umgebung ein. Die Rücksprünge wie auch die aus den Abstufungen entstehenden Flächen werden als Terrassen genutzt. Die beiden Neubauten werden ergänzt durch ein L-förmiges viergeschossiges Bürogebäude an der Otto-Franke-Straße (Haus 3).

Das Gebäudeensemble wurde komplett in Stahlbetonbauweise errichtet, nur die raumbildenden Wände der Technikbereiche im Untergeschoss wurden als Mauerwerkswände hergestellt. Stahlbetonstützen entlang der Außenwände und im Inneren des Gebäudes sowie die Stahlbetondecke bilden die grundlegende Tragstruktur. Die Außenwände erhielten eine Putzfassade als Wärmedämmverbundsystem, die Fenster aus thermisch getrennten Profilen mit Isolierverglasung einen textilen Sonnenschutz.
Das Fassadendesign vergrößert die Fenster optisch durch den Versprung der Balkone und französischen Fenster sowie die abgeschrägten auslaufenden Öffnungen. Die Fassade wirkt dadurch belebt und abwechslungsreich. Die Rasterung ermöglicht außerdem große Flexibilität bei der Gestaltung der Innenräume. Hier behalten die Stahlbetonwände und Mauerwerkswände soweit möglich ihren rohen Charakter und wurden nicht weiter behandelt. Die Flurbereiche wurden mit farblich individuell und mit unterschiedlichen Motiven gestaltet.

In den Häusern 1 und 2 entstanden 295 Studentenapartments, die sich um einen begrünten Innenhof mit hoher Aufenthaltsqualität gruppieren. Die Aufteilung der Etagen ergibt ca. 17 m² bis 34 m² große Wohneinheiten, die sich beidseitig zum Mittelflur anordnen. Die Studentenapartments verfügen über eine eigene Küche, ein Badezimmer und teilweise großzügige Terrassen oder französische Balkone. Alle Apartments sind mit eigens für das Bauvorhaben entworfenen Möbeln ausgestattet. Ausziehbare Schreibtische, Betten mit viel Stauraum und Kleiderschränke im individuellen Design nutzen den Platz in jeder Wohnung optimal aus.

Das Interior-Konzept der Studentenapartments kombiniert helle, freundliche Farben und Oberflächen in warmen Naturtönen mit verschiedenen Grüntönen und zurückhaltenden schwarzen Möbeln. Elemente aus echtem Seekieferfurnier und Sichtbetonoberflächen werden durch filigrane schwarze Metall- oder Korkelemente ergänzt.

Neben ihren Apartments können die Studierenden aber auch großzügige Gemeinschaftsflächen wie die Community Lobby im Haus 1 oder die zwei Gemeinschafts-Dachterrassen nutzen. Der Zugang zur Lobby erfolgt von der Anna-Seghers-Straße aus über eine Treppenanlage und eine Rampe oder ebenerdig über den Hofbereich. Im Keller von Haus 1 befinden sich außerdem ein Filmraum, ein Fitnessraum und ein Waschsalon mit separater Lounge, die als weitere Treffpunkte für die Studierenden dienen.

Die Lobby bezieht sich mit ihrem Interior einerseits auf Boutique-Hotels, erinnert aber auch an einen Coworking Space. Die ganztägig besetzte Rezeption lädt mit einer Front aus Holzlamellen und einem neongrünen Leuchtlogo ein, Graffiti-Kunst an den Wänden stellt den Bezug zu Berliner und Adlershofer Wahrzeichen her. Der Pelikan als Markentier begrüßt die Studierenden hier mit einem „Hi Cutie“.
Die Kombination aus dem hochwertigem, schwarz glänzenden Bitumen-Terrazzo-Bodenbelag mit Kiefern- und Eichenholz lässt die gemütlichen Sofas und Sessel mit Samtbezügen in den Farben Orange, Gelb, Grün und das typische Neon Wood neontürkis noch stärker leuchten. Hier kommt der Mix aus Sixties- und Vintagestil und Moderne und Pop deutlich zum Tragen.

In der Gaming Area mit großem Bildschirm und Sitzgelegenheiten können sich die Bewohner:innen spielend die Zeit vertreiben. Neben den Lounge-Bereichen als kommunikativen Treffpunkten gibt es Sitzpodeste für Veranstaltungen, aber auch die Möglichkeit zum Rückzug. In zwei Cubicles aus Kiefernfurnier sorgt eine farbige Innenpolsterung für Komfort und akustische Abschirmung bei Zweiergesprächen. Der Konferenzraum dient insbesondere dem konzentrierten und ruhigen Arbeiten, lässt sich mit einer Tafelfläche für Skizzen und Notizen und flexiblen Möbeln aber auch sehr gut für Gruppenarbeiten nutzen.

Im Lobbybereich gibt es überall die Möglichkeit, zum konzentrierten Arbeiten seinen Laptop und sein Handy anzuschließen, ob an der langen Tafel mit einer Tischplatte aus massivem Alteichenholz oder einem langen Bartisch, von dem aus man das Geschehen in der Küche direkt beobachten kann. Die Gemeinschaftsküche mit einem Küchenblock aus dunkelgrünen, glasierten Fliesen im Format 10x10 cm erhielt strapazierfähige Fronten aus Siebdruckplatten, die sonst im Baustellenbereich und im Außenbereich verwendet werden.

Der hauseigene Waschsalon im Untergeschoss stellt mit hellgrau lackiertem Sichtestrich, sichtbaren Deckeninstallationen sowie Akustikdecke Bezüge zu klassischen Waschkellern her. Auch an den Wänden sind typische Kelleraufbauleuchten wie tropfenförmig angeordnet. Im Kontrast dazu gibt es auch hier einen Lounge-Bereich mit Monitor und der Möglichkeit für Gaming und Streaming in warmen Orange- und Grüntönen. Ergänzt wird dieser Look durch ein cooles Neon Wood Dschungel-Graffiti in verschiedenen Grüntönen. Vor den Waschmaschinen und Trocknern stehen Tische aus massivem Alteichenholz zum Falten, Sortieren und Bügeln der Wäsche. Die Wartezeit lässt sich entweder in einer der gepolsterten Sitznischen oder an einem der Gaming Tische für Tischkicker und Billard verkürzen.

Auch im Fitnessraum mit Yoga-, Kardio- und Gewichte-Bereich befindet sich ein Wandgraffiti in Grüntönen über dem hellgrauen Sichtestrich. Zu dem Garderobenbereich mit Mobiliar in neontürkis setzen die knallroten Kleiderstangen zum Aufhängen einen weiteren farbigen Akzent. Im Gegensatz zur hellen Lobby darf man im vollständig schwarz gestrichenen Filmraum mit flauschigem, schwarzen Hochflorteppich und rotem, schweren Samtvorhang in dicke Sitzkissen sinken und Kino-Ambiente genießen. Die Beleuchtung mit Wandleuchten mit kleinen schwarzen, kegelförmigen Lampenschirmen sorgt für die richtige Atmosphäre.