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GRAFT

Schloßplatz Berlin

Zwei Pole vereinen sich an dem Ort, an dem Deutschland immer noch geteilt ist. Ein Ort über den sich die Gemüter entzweien, die Ideologien verhärten, die Republik sich verdichtet - ein Ort der immer noch aus und in der Vergangenheit lebt.

Zwei Kreise bilden die Ursprungsgeometrie der neuen Anlage des temporären Museums - sie sind verschmolzen zu einer Einheit, zu einem "Ovato Tondo" das sich topographisch erhebt über diesem bald leeren historischen Ort.

Dieser Landschaftssockel nimmt alle dienenden und verdunkelten Programmbausteine des Museums in sich auf, während man auf seiner Oberfläche wie auf einer leicht schwingenden Märkischen Landschaft durch die Ur-Natur des Ortes läuft.

Über diesem Landschaftsbild scheint eine ephemere Wolke für einen Moment stillzustehen. Wie eine behütende Hülle über diesem Ort, bildet sie einen transparenten aber klimatisch geschützten Raum für das Museum. Sie legt sich als weiche und Fließende Form in einen Stadtraum, der in seiner bisherigen Geschichte von großen, fast brutalen urbanen Volumen an dieser Stelle im wahrsten Sinne des Wortes beherrscht wurde.

Die Wolke kann mehr, sie ist weicher Umlenkpunkt des Boulevards, Ensemblebaustein der Museumsinsel aber auch durchlässige Raumkante zwischen den Freiräumen des Schlossplatzes und des zerstörten Nikolaiviertels. Mit ihrer schwingenden Silhouette umspielt und vermittelt sie die Höhen des Blockrandes und der solitären Vorgängerbauten und setzt den moralisierenden Städtebauregeln eine pluralistische Alternative entgegen.

Die Vergänglichkeit menschlichen Versuchens an diesem Ort transzendiert sich in diesem Entwurf, der gar nicht für immer sein will.

Die Konstruktion des Sockels sowie der Museumswolke ist eine Mischkonstruktion von klassischem Raumfachwerk des Gerüstbaus mit pneumatisch unterstützen ETFE Folienkissen. Die Luftdruckveränderung in den graphisch bedruckten Kissen erlaubt flexible Sonnenschutzkonzepte, die Luftfüllung dient als Isolation.