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GRAFT

Autostadt Dach und Service-Pavillon

Ort
Wolfsburg
Gebäudekategorie
Läden, Einkaufszentren
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2013
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
American Architecture Prize
Deutscher Stahlbaupreis der Ingenieure
International Architecture Awards 2014
SARA NY Design Awards
Fahrattraktion „Ausfahrt“ in der Autostadt in Wolfsburg

Dachkonstruktion und Service-Pavillon

Konzeptionelle Erläuterung
Automatisches Einparken, Verkehrszeichenerkennung oder automatische Distanzregelung – in modernen Fahrzeugen unterstützen immer öfter Assistenzsysteme die Fahrer im Straßenverkehr. Auf der neuen „Ausfahrt“ können Gäste der Autostadt in Wolfsburg diese und weitere technische Helfer in den Modellen von Volkswagen kennenlernen, um sich dann im Straßenverkehr sicher zu bewegen.
In rund neun Monaten Bauzeit ist auf 15.000 Quadratmetern vor dem KundenCenter diese neue Fahrattraktion entstanden.

GRAFT wurde beauftragt auf diesem Gelände einen ruhigen Bereich zu schaffen, in dem die Gäste sich in fast privater, geschützter Atmosphäre mit ihrem neuen Auto vertraut machen können, ohne sich gedrängt zu fühlen. Um diesen Zustand zu ermöglichen, musste der Bereich vor Regen und direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden, gleichzeitig aber sollte genug Tageslicht vorhanden sein, um auf energetisch überflüssiges und teures Kunstlicht verzichten zu können.

Aus diesen Anforderungen ist gestalterisch die Idee eines liegenden Blattes entstanden, dessen organische Form sich schützend über die Landschaft legt und dadurch alle oben genannten Bedingungen schafft. Die Planung der umgebenden Grünflächen übernahm „WES-LandschaftsArchitektur“.

In der architektonischen Umsetzung dieses Bildes war es notwendig, eine größtmögliche Leichtigkeit herzustellen. Ein besonderes statisches Prinzip ermöglicht das Aufliegen des Blattes an nur zwei Stellen.
Dadurch ist das Dach auf selbstverständliche Weise in der Landschaft verortet und bildet unter sich einen klar definierten und geschützten Raum aus.

Die etwa 130 Tonnen schwere Stahlkonstruktion ruht auf zwei Betonfundamenten, die 20 Meter tief im Boden verankert sind. Für die Tragwerksplanung zeichnet Schlaich Bergermann und Partner verantwortlich.
Die Ausrichtung des Daches stellt durch seine Wölbung gleichsam eine Willkommensgeste dar.
In seiner eleganten amorphen Geometrie gelingt der Dachkonstruktion zudem ein evidenter Brückenschlag zwischen oben und unten, zwischen Himmel und Landschaft.

Der dazugehörige Service Pavillon erfüllt verschiedene dienende Funktionen. Hier können die Gäste beispielsweise weitere Fahrattraktionen der Autostadt buchen oder aus einem Verkaufssortiment alles Wichtige für die erste Heimreise erwerben – von Getränkeflaschen bis zur Parkscheibe. Da das Dach das Konzept eines herabfallenden Blattes vorgibt, ist das Gebäude in die Landschaft integriert und nicht als eigener Bau ausformuliert. Elementare Formen der Überdachung finden sich in der Ausprägung der Innenarchitektur wieder.

Konstruktion
Bei der Konstruktion der Überdachung handelt es sich um einen Stahlbau bestehend aus einem Druckring mit Bespannung.

Der Druckring besteht aus einem geschweißten Stahl- Hohlkastenprofil, dieser Randträger ist so geformt, dass sich das Dach nach Einbau der Bespannung als eine doppelt gekrümmte, paraboloide Schale darstellt.
Aus der globalen Geometrie ergeben sich so zwei Hochpunkte und zwei Tiefpunkte, wobei die Hochpunkte auf verschiedenen Höhen bei etwa 6 m und 9 m über den Tiefpunkten liegen.
Die simple aber dennoch anspruchsvolle Großform des Daches liegt nur an den zwei Tiefpunkten auf dem Gelände auf, die pyramidenförmigen Fundamente mit Pfahlgründung werden in die die Parkplätze umgebende Hügellandschaft eingebettet, die Stahlbetongründung wird größtenteils von Erdreich überdeckt, so dass die Anmutung des leichten Aufliegens auf der Landschaft erzielt wird.

Die Abmessungen des in der Draufsicht elliptisch geformten Daches betragen in der Längsrichtung 55 m, in der Querrichtung 38 m, die überdeckte Fläche beträgt ca. 1.600 m².
Das Flächentragwerk des Daches bildet ein orthogonales Netz aus Stahlseilen, das an den Seilkreuzungen jeweils mit speziell geformten Knotenpunkten miteinander verknüpft ist. Die Befestigung des Seilnetzes am Randträger erfolgt mit Seilbeschlägen, welche die Stahlseile an aufgeschweißte Laschen anknüpfen.

Eindeckung
Die Eindeckung oberhalb des Seilnetzes ist eine PTFE- Membran. Die 1600 m² große Membran wurde aus ca. 3m breiten Streifen vorgefertigt. Die einzelnen Streifen wurden unter
Hitzeeinwirkung miteinander verschweißt, diese Nähte zeichnen sich auf der fertigen Membran ab. Die Membran wurde in einem Stück gefertigt und auf das Seilnetz aufgelegt.
Die Befestigung der Membran erfolgt seitlich durch Verbindung an den Randträger, in der
Fläche ist die Membran mit Klemmtellern auf den Knotenpunkten des Seilnetzes befestigt.

Die bei Einbau braune Membran hellt unter Einfluss von Sonnenlicht innerhalb weniger Monate zu einem Cremeweiß auf. Das Membranmaterial ist transluzent, es lässt etwa 12% Licht durch.

Planung
Architekt: Graft Gesellschaft von Architektem mbH I
www.graftlab.com
Heidestraße 50
10557 Berlin

Tragwerksplanung: Schlaich Bergermann und Partner
www.sbp.de
Brunnenstraße 110c
13355 Berlin

Landschaftsarchitekt: WES – Landschaftsarchitektur
http://www.wesup.de/
Auftragnehmer Dachtragwerk
Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH I http://www.eiffel.de/
Hackethalstraße 4
30179 Hannover

mit
Taiyo Europe GmbH
http://www.taiyo-europe.com/de
Mühlweg 2
82054 Sauerlach