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Holzer Kobler Architekturen

BAU.ART.Thüringen

Foto: Michael Miltzow
Foto: Michael Miltzow
Szenografie und Ausstellungsarchitektur:
 
Aus Anlass des zwanzigjährigen Bestehens der Architektenkammer Thüringen wird im alten Heizwerk am Brühl in Erfurt eine Ausstellung zur Baukultur in Thüringen präsentiert. Vor dem endgültigen Umbau das Gebäude in seiner jetzigen, grundsanierten Form als temporäre Präsentationshülle für die Reflexion, Entwicklung und Vision der Baukultur genutzt.
 
Die Inszenierung der Ausstellung BAU.ART.Thüringen orientiert sich am Raumrohling des Heizwerkes. Mit sehr einfachen, typischen Baumaterialien wird der raue Duktus des Hauses fortgeführt. Das Ausstellungskonzept umfasst einen informativen Teil im Foyer des Heizwerkes und einen visionären Teil im Kesselraum.
 
Informativer Bereich
 
Durch das Foyer mit Bar betritt der Besucher die Ausstellung. Der zentral gestellte Informationstresen und eine Ruhezone bestehen aus grossformatigen Planschränken, einem nicht mehr gängigen aber ursprünglich ganz typischen Büromöbel für Architekten. Vom Foyer aus und kann sich der Besucher seinen Weg in der insularen Struktur der Ausstellung selber auswählen. Zu seiner Linken bildet das Grossdiagramm „Statistisches Mittelgebirge Thüringen“ die demographische Entwicklung seit 1990 ab,  mit Bezug zu Entwicklungen von beispielsweise Neubauwohnungen, Bettenzahlen in Krankenhäusern oder Verkaufsflächen. Ein Ausblick bis 2030 spannt den Bogen zum atmosphärischen Bereich der Ausstellung im Kesselraum. Der demographischen Entwicklung werden auf Lesepulten präsentierte Folianten zu den Themen Arbeiten, Handeln, Wohnen, Lernen, Erholen und Heilen beigestellt. Der Besucher kann an den Stationen in den Folianten lesen und blättern wie in einem Buch und sich vertieft mit den Themen befassen.
Auf einer Schaurampe zeigt eine Grafiktapete alternative Entwürfe für die neue Nutzung des Gebäudes.
 
Hinter der Veranstalterin der Ausstellung, der Architektenkammer Thüringen, stehen deren Mitglieder. Einige Bauschaffende Thüringens stellen sich vor. Deren Statements bilden eine persönliche Sicht auf das Planen und Bauen und sind in Form von Fragebögen auf zwei grosse Tafeln gepinnt wie Flugblätter auf eine Plakatwand.
Der Planwald, eine von der Decke abgehängte Installation aus Plantafeln von Ausstellungen der AKT der letzten sechs Jahre, präsentiert dem Besucher in einer raumgreifenden Figur einen Auszug des Thüringer Baugeschehens der besagten Zeit anhand von realisierten Projekten. Die lineare Anordnung bildet als chronologische Kette eine amorphe Kabinettstruktur. Die Plantafeln wurden für die BAU.ART.Thüringen neu zusammengefasst und werden in dieser Konzentration erstmals gezeigt.
Unverkleidete Glühbirnen beleuchten das Foyer. Die einfache Ausführung und die offenen Lichtpunkte spiegeln die raue Gebäudehülle und den insularen Charakter dieses Ausstellungsbereiches wider.
 
Atmosphärischer Bereich
 
Der atmosphärische Bereich der Ausstellung im Kesselraum stellt eine von vielen möglichen Visionen des Planens und Bauens in Thüringen dar. Dieser Raum wird über einen Steg betreten, unter dem Architekturmodelle präsentiert werden, die geplante und realisierte Träume darstellen.
Beim Begehen des Steges vernimmt man – als akustische Vision -  die „denkende Stimme“, gesprochene Zitate aus Italo Calvinos „Unsichtbare Städte“. Hier kann sich der Besucher einen ersten Überblick über das grossflächige, visionäre Wandbild verschaffen. Es zeigt Thüringen in seiner naturräumlichen Vielfalt und abstrahiert prägende Elemente seiner Kulturlandschaft. Nähert sich der Besucher dem Wandbild, eröffnet sich ihm eine weitere Betrachtungsebene. Plakativ gewählte Implantate, die auch noch während der ersten Laufzeit der Ausstellung auf dem Hintergrund angebracht werden, regen den Besucher an, eigene Visionen zu entwickeln und über zukünftige Entwicklungen nachzudenken. Der Entstehungsprozess des Wandbildes, der seinerseits Teil der Ausstellung ist, symbolisiert die Unfertigkeit und Möglichkeitsvielfalt der Vision, das sich ständig Entwickelnde.
Im Gegensatz zum Foyer werden der dunkle, gewaltige Raum und seine Präsentationen dezidiert beleuchtet. Das im Zentrum stehende Wandbild erscheint als leuchtendes Band mit Akzentuierungen auf den Implantaten, der Steg und die darunter ausgestellten Modelle werden indirekt beleuchtet und verleihen dem Raum etwas Sphärisches