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ingenhoven associates

Rathaus Freiburg im Breisgau, Freiburg, Deutschland

Rathaus mit Verwaltungszentrum und Kindertagesstätte in Freiburg
© Foto: ingenhoven architects / HG Esch
© Foto: ingenhoven architects / HG Esch
Ort
Waakirchen
Gebäudekategorie
Hotels, Herbergen, Ferienhäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2017
Projekt Rathaus Freiburg im Breisgau
Standort Fehrenbachallee 12, 79106 Freiburg
Projekttyp Verwaltungszentrum und Kindertagesstätte
Bauzeit 2014–2017
(Internationaler Wettbewerb 2013, 1. Preis)
BGF Rathaus 24.215 m²
BGF Kindertagesstätte 1.900 m²
Bauherr Stadt Freiburg im Breisgau, vertreten durch das
Gebäudemanagement Freiburg
Nutzer Freiburger Stadtverwaltung
Architekt ingenhoven architects
Team ingenhoven architects Christoph Ingenhoven,
Hinrich Schumacher, Barbara Bruder, Rudi Jonas,
Ursula Koeker, Bibiana Zapf
Bauleitung ingenhoven architects / Ernst² Architekten AG
Tragwerksplanung Mohnke Höss Bauingenieure
Brandschutz BPK Brandschutz Planung Klingsch
Energiekonzeption, Photovoltaik und Gebäudetechnik
DS-Plan
Lichtplanung Tropp Lighting Design
Landschaftsplanung ingenhoven architects /
BBS Landscape Engineering
Fassadenplanung DS-Plan
Bauphysik DS-Plan
Projektsteuerung Thost Projektmanagement
Interior Design Sonderbereiche ingenhoven architects
Green Building Zertifikat Leitfaden Nachhaltigkeit V 2.0
des IWTI Nettoplusenergiegebäude
© Pressebilder ingenhoven architects / Fotos: HG Esch

Der Neubau des 1. Bauabschnitts des neuen Rathauses in Freiburg im Breisgau mit Verwaltungszentrum und Kindertagesstätte ist das erste öffentliche Gebäude im Netto-Plusenergie- Standard weltweit und bringt die bisher mit über 16 verschiedenen Standorten in der ganzen Stadt verteilten 840 Mitarbeiter der Stadtverwaltung an einem gemeinsamen Ort zusammen. Das im Rahmen der Rathauserweiterung für die Stadt Freiburg fertiggestellte Verwaltungszentrum ist Impulsgeber für eine städtebauliche und stadtgestalterische Aufwertung des Freiburger Stadtteils Stühlinger und die Vernetzung des Grüngürtels zwischen Eschholzpark und Universitätsklinikum.

Das Siegerkonzept von ingenhoven architects im Rahmen eines 2013 ausgeschriebenen internationalen Wettbewerbs folgt den Prinzipien von Offenheit und Transparenz und dem Konzept eines „Grünen Campus”, der drei Gebäudetrakte und eine Kindertagesstätte vereint.

Das Gebäudeensemble des neuen Rathauses integriert sich in den Grünraum zwischen Eschholzpark und Universitätsklinikum, Durchblicke und öffentliche Wegebeziehungen stärken die Vernetzung. Durch eine Aufweitung des öffentlichen Platzes an der Fehrenbachallee wird Raum für eine neue Adresse geschaffen. Es entsteht ein attraktiver, öffentlicher Stadtplatz. Der Haupteingang des Neubaus liegt gegenüber dem bestehenden Gebäude. Im Zuge der zweiten Baustufe werden weitere ovale Arbeitsplätze für die administrativen Funktionen der Stadt aufnehmen. Herzstück des sechsgeschossigen Neubaus, der einen Rathauspavillon aus den 60er Jahren ersetzt, ist das Bürgerservicezentrum im Erdgeschoss mit Konferenzräumen und Mitarbeiterrestaurant.
Die darüberliegenden Geschosse mit geschlossenen Einzel- und Zweierbüros, großräumigen Teambüros mit offenen Arbeitsstrukturen, dienen den jeweiligen Ämtern der Stadtverwaltung. Die Grundrisse sind flexibel und reversibel dank variabler Systemtrennwände aus Glas. Die Wegeführung durch das Rathaus ist transparent und offen geplant und erlaubt eine einfache Orientierung, mehrere Interaktionsbereiche im ganzen Gebäude fördern die Kommunikation.

Visuell zeichnen sich beide Gebäude besonders durch ihre Lärchenholzfassaden aus lokalem Waldbestand aus. Beim Rathaus ist die Fassade aus versetzt angeordneten, senkrecht auskragenden Modulen mit Photovoltaikzellen und hochwertiger Wärmedämmung konstruiert. Die deckenhohen gläsernen Fassadenelemente erlauben eine optimale Tageslichtnutzung. Die Fassade des kreisrunden Baus der Kindertagesstätte ist charakterisiert durch einen umlaufenden Laubengang mit einer offenen feingliedrigen vertikalen Holzstruktur. Die äußere Fassade ist dort unterbrochen, wo direkte Ausblicke, Tageslichteinfall und die Gebäudeerschließung ermöglicht werden sollen.

Erstes öffentliches Netto-Plusenergiegebäude weltweit

Das neue Rathaus Freiburg ist das erste Netto- Plusenergiegebäude dieser Art und Nutzung weltweit. Im Laufe eines Jahres erzeugt das Gebäude mehr Energie als es verbraucht, die überschüssige Energie wird ins Stadtnetz eingespeist. Im Einklang mit den strengen Kriterien des Passivhausstandards liegt der Primärenergiebedarf des Rathauses für Heizung, Kühlung, Belüftung und Warmwassererzeugung bei nur etwa 45 kWh pro Quadratmeter im Jahr – das sind nur vierzig Prozent des Primärenergiebedarfs vergleichbarer moderner Bürogebäude. Das Prinzip der Nachhaltigkeit findet sowohl im Gebäude als auch im Energiekonzept besondere Berücksichtigung. Es werden einfache technische Lösungen gewählt, die sich durch einen wirtschaftlichen Betrieb auszeichnen. Die für das Gebäude notwendige Energie wird thermisch über Saugund Schluckbrunnen und Solarthermie im Zusammenhang mit Wärmepumpen und elektrisch über Photovoltaik auf dem Dach und an der Fassade erzeugt. Die Energie für die Kühlung und Heizung wird aus Erdwärme gewonnen. Die Heizung nutzt thermische Bauteilaktivierung und kann individuell pro Büro geregelt werden. Die mechanische Belüftung ist mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung ausgestattet. Das Raumklimakonzept der Büroräume mit den Komponenten Bauteilaktivierung, Heizkühlsegel, außenliegender Sonnenschutz, Dreifachverglasung und mechanische Grundlüftung mit Wärmerückgewinnung setzt das Energiekonzept energiesparend um. Öffenbare Lüftungspaneele geben dem Nutzer, bei entsprechenden thermischen Bedingungen, zusätzlich die Möglichkeit der Raumklimaverbesserung. Für die öffentlichen Bereiche wie Bürgerservicezentrum, Restaurant und Konferenzbereich erfüllen Heiz- und Kühldeckensystem und ebenfalls eine Teilklimaanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung die komplexen Anforderungen an diese Bereiche.

Neue Arbeitsformen im Bürgerservicezentrum Im Bürgerservicezentrum, in dem rund 100 Mitarbeiter arbeiten, stehen dem Bürger Dienstleistungs- und Beratungsangebote der Stadt zur Verfügung. Alle Büros und Arbeitsplätze wurden für Funktionalität, Offenheit sowie flach hierarchisiertes Arbeiten mit Berücksichtigung von Privatsphäre und Sicherheit geplant. Der Gesamtraum wirkt großzügig und fließend dank seiner gerundeten Formgebung und gewährleistet eine einfache Orientierung. Große Oberlichter ermöglichen genügend Einfall von Tageslicht und bieten zahlreiche Sichtverbindungen nach außen. An der weißen, gelochten Decke vermittelt die Beleuchtung durch die scheinbar zufällige Anordnung von Downlights den Eindruck eines „Sternenhimmels“.

Die Beratungsplätze gliedern sich in vier große Rotunden, dessen Zentrum jeweils ein zylindrischer Rückzugraum bildet. Diese werden hierzu konzentrisch als bogensegmentförmige Schreibtische ausgebildet, die durch vertikale Akustikflächen getrennt werden. Zum Schutz der angrenzenden Beratungsplätze werden in der runden Formensprache der Rotunden 160 cm hohe Sichtschutzwände errichtet.
Ein Wandkunstwerk der Berliner Künstlerin Schirin Kretschmann bildet innerhalb des Raumgefüges ein omnipräsentes Element und das „Rückgrat“ des Raumes. Helle Materialien und Oberflächen unterstreichen den Eindruck von Transparenz und Klarheit, nur punktuell tauchen Farbakzente innerhalb eines orange-roten Spektrums, insbesondere in der Gestaltung der Möbel, auf.