Jäcklein Architekten
Holzbau Rössner, Euerfeld
Bau auf, bau aus, aber nicht auf Bauhaus!
Traum und Alptraum von Architekt und Zimmerer
Von Rüdiger Klein
Der Traum des Architekten und bisweilen auch der des Zimmerers ist seit der Gründung des Bauhauses in Weimar vor 90 Jahren die einfache Kiste.
Sie ist das ideale Behältnis für`s Werkzeug und die Werkstatt, für`s Büro und die Kreativarbeit, für Bildung, Fortbildung und Präsentation, für`s Wohnen, Kochen, Schlafen, Lieben – für`s Leben eben.
Der Alptraum des Architekten wie des Zimmerers dürfte seit der Erfindung der Baumärkte in Deutschland der Schlachtruf „Bau auf, bau aus, aber nimm`s nur vom Bauhaus“ sein.
In Euerfeld, seit der Gebietsreform in den 1970er Jahren ein Ortsteil der Stadt Dettelbach, feierte der Zimmerer-Meisterbetrieb Rössner im Jahre 2008 sein 125-jähriges Firmenbestehen.
Die abgezimmerte Kiste, wie sie im mittelalterlichen Fachwerkbau selbstverständlich war und heute weithin vergessen ist, beherrscht man bei den Rössners freilich immer noch – Komplettlösungen aus Meisterhand eben.
Zusammen mit dem Architekturbüro Jäcklein (Volkach) wurde in den Jahren 2007 und 2008 aufgrund veränderter betrieblicher Erfordernisse ein neues Büro- und Ausstellungsgebäude konzipiert und errichtet, das am westlichen Ortseingang von Euerfeld nicht nur moderne „Wegmarke“ und konstruktiv gebautes Firmenselbstverständnis ist, sondern auch als Positionsbestimmung im Ort und für die Zukunft der Firma Holzbau Rössner gelten darf.
Über den Fundamenten eines alten Holzlagers plante der Architekt Reinhold Jäcklein einen zwingend klar formulierten Gebäudekubus in Holzrahmenbauweise, der den Ortseingang von Euerfeld neu und offen modern formuliert und dem Meisterbetrieb Rössner die Gelegenheit eröffnete, eine überzeugende Nagelprobe auf die eigene Zimmermannskunst zu „verzapfen“.
In Absprache mit dem Architekten gelang es, einen eleganten Baukörper wie einen geradlinig umrissenen Standpunkt auf dem Firmengelände zu platzieren, der sich in Länge, Breite und Höhe mit 13 x 15 x 7 Metern über einer Grundfläche von etwa 250 Quadratmetern in Idealmaßen und Bestform präsentiert.
In bester Bauhaus-Tradition haben Architekt und Zimmermann zusammengewirkt, um mustergültige und nachhaltige Bau- und Handwerkskultur zu demonstrieren.
Der konstruktivistisch orthogonal ausgerichtete Neubau für Holzbau Rössner scheint so am Firmengelände und vor Ort in Euerfeld ein gebauter Großkatalysator.
Hier, in diesem neuen Ausstellungs- und Büro-Pavillon laufen in naher Zukunft schon die Fäden der Unternehmensorganisation, der Kommunikation mit und in der Innen- wie der Außenwelt des Unternehmens zusammen. Hier wird im Archiv, das sich im Obergeschoß des Pavillongebäudes befindet, das Gedächtnis der Firma bewahrt. Im Vortragsraum, der ebenfalls im Obergeschoß eingerichtet ist, werden Veranstaltungen angeboten, die auf der Basis einer 125-jährigen Holzbautradition in die unmittelbare Gegenwart und die Zukunft des Bauens mit Holz hineinwirken. Der Ausstellungsbereich im Erdgeschoß des Neubaus hilft den souveränen Eindruck, den das neue Firmengebäude als gebaute Visitenkarte vermittelt, in vertiefte Einsicht in die Möglichkeiten modernen Holzbaus und moderner Zimmermannskunst zu verwandeln.
Funktional und pragmatisch ist die Neubaulösung von Holzbau Rössner somit allemal, zumal die seidengrau und glatt mit Nut- und Federbrettern beplankte Außenhaut des Gebäudes als Folie für die vielerlei Varianten dient, die hinsichtlich der Oberflächenbehandlung von Holzrahmenbauten realisierbar sind.
Bauhaus im besten Sinne oder gar hohe Baukunst ist das Haus damit aber noch lange nicht.
Sind doch auch die Träume von Architekt und Zimmerer nicht alleine konstruktiv und funktional und dabei bar jeder Ästhetik.
Der Architekt Reinhold Jäcklein verfolgte mit seinem Entwurf für das neue Büro- und Ausstellungsgebäude der Firma Holzbau Rössner dann auch einen skulpturalen, ja baukünstlerischen Ansatz - und was läge beim Material Holz auch näher?
Die geschlossene kubische Form ist an drei Kanten jeweils über Geschoßhöhe hin aufgeschnitten. Dies freilich nicht willkürlich, sondern logisch-funktional und klassisch schön.
Die dem Ortseingang zugewandte Gebäudeecke ist im Obergeschoß bündig mit der aufgehenden Außenwand aufgeglast. Die dem Besucher, Kunden und Betriebsgelände mit seinen „Altbauten“ zugewandte westliche Gebäudeflanke ist im Parterre tief eingeschnitten, um ein großzügiges, wind- und wettergeschütztes Entree für den Neubau zu gewinnen und die Gebäudeecke im Obergeschoß, die sich zum Freigelände hinwendet, das im Gebäuderücken leicht nach Süden ansteigt, ist von einer Freiterrasse besetzt.
Der Architekt hat den Neubau für die Firma Rössner demnach konsequent als Pavillon konzipiert, denn das Gebäude ist weder Schlusspunkt hinter den Aktivitäten der Firma noch abschließende Fassadenwand auf dem Firmengelände.
Im Gegenteil: als Pavillon ist der Neubau Katalysator zwischen Innen und Außen, Ort der Kommunikation und Impetus des Aufbruchs.
Baukunst aber verbaut nicht Stadt noch Dorf und Land, sie zeigt sich vielmehr als durchgängiger Halte- und Knotenpunkt der Kultur in der Natur und sie ist idealerweise Fluchtpunkt in der Landschaft. Und das alles nun auch in Euerfeld.
Bauherr:
Fa. Holzbau Rössner
Dettelbach- Euerfeld
Bauzeit: 2007 - 2008
Nutzfläche: 1.250 m²
Bruttorauminhalt: 300 m²
Fotos: Stefan Meyer, Berlin
Auszeichnungen: aufgenommen in die Architektouren der bayr. Architektenkammer 2009
Traum und Alptraum von Architekt und Zimmerer
Von Rüdiger Klein
Der Traum des Architekten und bisweilen auch der des Zimmerers ist seit der Gründung des Bauhauses in Weimar vor 90 Jahren die einfache Kiste.
Sie ist das ideale Behältnis für`s Werkzeug und die Werkstatt, für`s Büro und die Kreativarbeit, für Bildung, Fortbildung und Präsentation, für`s Wohnen, Kochen, Schlafen, Lieben – für`s Leben eben.
Der Alptraum des Architekten wie des Zimmerers dürfte seit der Erfindung der Baumärkte in Deutschland der Schlachtruf „Bau auf, bau aus, aber nimm`s nur vom Bauhaus“ sein.
In Euerfeld, seit der Gebietsreform in den 1970er Jahren ein Ortsteil der Stadt Dettelbach, feierte der Zimmerer-Meisterbetrieb Rössner im Jahre 2008 sein 125-jähriges Firmenbestehen.
Die abgezimmerte Kiste, wie sie im mittelalterlichen Fachwerkbau selbstverständlich war und heute weithin vergessen ist, beherrscht man bei den Rössners freilich immer noch – Komplettlösungen aus Meisterhand eben.
Zusammen mit dem Architekturbüro Jäcklein (Volkach) wurde in den Jahren 2007 und 2008 aufgrund veränderter betrieblicher Erfordernisse ein neues Büro- und Ausstellungsgebäude konzipiert und errichtet, das am westlichen Ortseingang von Euerfeld nicht nur moderne „Wegmarke“ und konstruktiv gebautes Firmenselbstverständnis ist, sondern auch als Positionsbestimmung im Ort und für die Zukunft der Firma Holzbau Rössner gelten darf.
Über den Fundamenten eines alten Holzlagers plante der Architekt Reinhold Jäcklein einen zwingend klar formulierten Gebäudekubus in Holzrahmenbauweise, der den Ortseingang von Euerfeld neu und offen modern formuliert und dem Meisterbetrieb Rössner die Gelegenheit eröffnete, eine überzeugende Nagelprobe auf die eigene Zimmermannskunst zu „verzapfen“.
In Absprache mit dem Architekten gelang es, einen eleganten Baukörper wie einen geradlinig umrissenen Standpunkt auf dem Firmengelände zu platzieren, der sich in Länge, Breite und Höhe mit 13 x 15 x 7 Metern über einer Grundfläche von etwa 250 Quadratmetern in Idealmaßen und Bestform präsentiert.
In bester Bauhaus-Tradition haben Architekt und Zimmermann zusammengewirkt, um mustergültige und nachhaltige Bau- und Handwerkskultur zu demonstrieren.
Der konstruktivistisch orthogonal ausgerichtete Neubau für Holzbau Rössner scheint so am Firmengelände und vor Ort in Euerfeld ein gebauter Großkatalysator.
Hier, in diesem neuen Ausstellungs- und Büro-Pavillon laufen in naher Zukunft schon die Fäden der Unternehmensorganisation, der Kommunikation mit und in der Innen- wie der Außenwelt des Unternehmens zusammen. Hier wird im Archiv, das sich im Obergeschoß des Pavillongebäudes befindet, das Gedächtnis der Firma bewahrt. Im Vortragsraum, der ebenfalls im Obergeschoß eingerichtet ist, werden Veranstaltungen angeboten, die auf der Basis einer 125-jährigen Holzbautradition in die unmittelbare Gegenwart und die Zukunft des Bauens mit Holz hineinwirken. Der Ausstellungsbereich im Erdgeschoß des Neubaus hilft den souveränen Eindruck, den das neue Firmengebäude als gebaute Visitenkarte vermittelt, in vertiefte Einsicht in die Möglichkeiten modernen Holzbaus und moderner Zimmermannskunst zu verwandeln.
Funktional und pragmatisch ist die Neubaulösung von Holzbau Rössner somit allemal, zumal die seidengrau und glatt mit Nut- und Federbrettern beplankte Außenhaut des Gebäudes als Folie für die vielerlei Varianten dient, die hinsichtlich der Oberflächenbehandlung von Holzrahmenbauten realisierbar sind.
Bauhaus im besten Sinne oder gar hohe Baukunst ist das Haus damit aber noch lange nicht.
Sind doch auch die Träume von Architekt und Zimmerer nicht alleine konstruktiv und funktional und dabei bar jeder Ästhetik.
Der Architekt Reinhold Jäcklein verfolgte mit seinem Entwurf für das neue Büro- und Ausstellungsgebäude der Firma Holzbau Rössner dann auch einen skulpturalen, ja baukünstlerischen Ansatz - und was läge beim Material Holz auch näher?
Die geschlossene kubische Form ist an drei Kanten jeweils über Geschoßhöhe hin aufgeschnitten. Dies freilich nicht willkürlich, sondern logisch-funktional und klassisch schön.
Die dem Ortseingang zugewandte Gebäudeecke ist im Obergeschoß bündig mit der aufgehenden Außenwand aufgeglast. Die dem Besucher, Kunden und Betriebsgelände mit seinen „Altbauten“ zugewandte westliche Gebäudeflanke ist im Parterre tief eingeschnitten, um ein großzügiges, wind- und wettergeschütztes Entree für den Neubau zu gewinnen und die Gebäudeecke im Obergeschoß, die sich zum Freigelände hinwendet, das im Gebäuderücken leicht nach Süden ansteigt, ist von einer Freiterrasse besetzt.
Der Architekt hat den Neubau für die Firma Rössner demnach konsequent als Pavillon konzipiert, denn das Gebäude ist weder Schlusspunkt hinter den Aktivitäten der Firma noch abschließende Fassadenwand auf dem Firmengelände.
Im Gegenteil: als Pavillon ist der Neubau Katalysator zwischen Innen und Außen, Ort der Kommunikation und Impetus des Aufbruchs.
Baukunst aber verbaut nicht Stadt noch Dorf und Land, sie zeigt sich vielmehr als durchgängiger Halte- und Knotenpunkt der Kultur in der Natur und sie ist idealerweise Fluchtpunkt in der Landschaft. Und das alles nun auch in Euerfeld.
Bauherr:
Fa. Holzbau Rössner
Dettelbach- Euerfeld
Bauzeit: 2007 - 2008
Nutzfläche: 1.250 m²
Bruttorauminhalt: 300 m²
Fotos: Stefan Meyer, Berlin
Auszeichnungen: aufgenommen in die Architektouren der bayr. Architektenkammer 2009