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Kern Architekten

Kita St. Nikolaus

Nicolas Felder, Wiggensbach
Nicolas Felder, Wiggensbach
Ort
Kempten
Gebäudekategorie
Kitas, Kindergärten
Bauvorhaben
Erweiterung
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Putz
Für eine räumliche Erweiterung erhält die Kindertagesstätte St. Nikolaus in Kempten mit der Sanierung einen neuen Ergänzungsbau. Das Bestandsgebäude wurde 1735 erbaut und 1855 von der katholischen Waisenhausstiftung erworben. Nach einer Nutzung als Waisenhaus wurde das Gebäude als Kindergarten genutzt. Der vorherige nicht bauzeitliche Anbau wurde abgerissen und im Zuge der Erweiterung durch einen Neubau sowie einen zusätzlichen Verbindungsbau ersetzt. Neben der Anforderung, die Höhen des Bestands aufzugreifen, soll sich zukünftig das Neue vom Alten bewusst unterscheiden.

Im historischen Bestandsgebäude werden die vorhandenen Raumaufteilungen beibehalten. Im Zuge der Sanierung wurden die Abhangdecken entfernt. Im Treppenhaus kamen nach dem Rückbau eines nichtbauzeitlichen Holzeinbaus historische Wand- und Deckenmalereien zum Vorschein. Für eine mögliche spätere Aufbereitung wurden diese an den entstandenen Öffnungen gesichert und erhalten. Darüber hinaus wurde das Treppenhaus bis zum Gesims aufbereitet. Die Räumlichkeiten des Kindergartens waren zuvor in Eigenregie bunt bemalt gewesen. Im Rahmen der Sanierung wurde die Farbgebung auf den bauzeitlichen Zustand reduziert. Vorhandene Stuckaturen über den Türen wurden gereinigt, gesichert und teilweise ausgebessert. Neben diesen farbigen Stuckarbeiten erstrahlen die Wände und Geländer des Treppenhauses jetzt in einem hellen Weiß und die Türen in einem dezenten Lichtgrau. Der vorherige PVC-Boden wurde mit der Sanierung entfernt. Das darunter liegende Fischgrätparkett war vom Holzwurm befallen und konnte nicht erhalten werden. Stattdessen wurde als einheitlicher Bodenbelag rotes Linoleum gewählt.

Der angrenzende Zwischenbau aus Beton verbindet nicht nur den Bestand mit dem Neubau, sondern beherbergt auch den Haupteingang der Kindertagesstätte. Neben der barrierefreien Erschließung der Gebäudeteile befinden sich hier die Garderoben, Sanitäranlagen sowie der Zugang zum Garten.

Die inklusive Kindertagesstätte zeichnet sich durch nicht fest zugewiesene Gruppenräume aus. Stattdessen wird durch die Raumaufteilung im Neubau ein permanenter Austausch gefördert. Der Bewegungsraum sowie der Spielflur und der Speiseraum werden von allen Kindern genutzt. Gruppen- und Schlafräume befinden sich im ersten Obergeschoss. Im Erdgeschoss kann durch mobile Trennwände ein großer Saal für Veranstaltungen und Versammlungen geschaffen werden. Die große Spannweite des Saals von bis zu 16 Metern wird ermöglicht durch den Einsatz einer Spannbetondecken mit vorgefertigten Spannstahllitzen. Für eine geringe Gewichtsübertragung wurde das Dach aus Holz gefertigt. Die Wände des Massivbaus setzen sich aus wärmegedämmten Hohllochziegeln zusammen und werden ergänzt durch Stahlbetondecken. Neben den verputzen Innenwänden verbessern Abhangdecken aus Holzwolleplatten die Akustik im Raum. Linoleumböden in Grün und Rot sorgen für eine dezente Farbigkeit.

Die vorherige rosa Fassade des Bestandsgebäude wird reduziert auf ein helles Lichtgrau mit weißen Stuckelementen. Diese neue Farbgebung wird ebenso bei der Fassade des Neubaus angewendet. In Anlehnung an die historischen Fenster wurden die Holzfenster komplett erneuert. Bei dem Neubau treten die prägnanten Fensterläden aus gestanztem Lochblech besonders in Erscheinung, die als feststehender Sonnenschutz und zugleich als Absturzsicherung bei den Öffnungsflügeln dienen. Das abstrakte Muster, das sich an die Botanik anlehnt, verleiht der sonst reduzierten Fassade ein verspieltes Element. Der Maßstab der Kinder wird bei einer niedrigen Brüstungshöhe von 30 Zentimetern aufgegriffen und verzahnt so gut, das Innen mit dem Außen.