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LORBER PAUL ARCHITEKTUR & STÄDTEBAU

Typenhäuser Erftstadt

Deutscher Bauherrenpreis 2024
Foto: Stefan-Schiling
Foto: Stefan-Schiling
Ort
Erfstadt
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Putz
Architektenpreis
Deutscher Bauherrenpreis 2024
Das Besondere des Projekts
Ursprünglich für Geflüchtete aus Syrien konzipiert, bieten die fünfeckigen Typenhäuser mittlerweile eine temporäre Heimat für Geflüchtete aus der Ukraine. Die Konzeption der Typenhäuser belegt an dieser Stelle, dass mit seriellem Wohnungsbau auch in diesem Segment durch einfache Mittel hohe architektonische Qualität geschaffen werden kann. In den kompakten Häusern entstanden 36 dringend benötigte Wohnungen für Geflüchtete. Durch die modulare Konzeption lassen sich 1-5 Zimmerwohnungen pro Geschoss der jeweiligen Baukörper realisieren. Die einzelnen Wohnungen sind jeweils mindestens nach zwei Seiten orientiert, so dass die polygonalen Gebäude in ihrer Ausrichtung flexibel positioniert und optimale Belichtungsverhältnisse in allen Wohnbereichen gesichert werden können. Die Freisitze, teils als Loggien, teils als Balkone ausgebildet, unterstützen durch ihren Versatz zueinander die Privatheit und die optimale Belichtung.
 
Wirtschaftlichkeit und tragbare Kosten
Die monolithische Bauweise des kompakten Baukörpers mit seinem sehr guten A/V- Verhältnis besticht durch seine Ökonomie. Das Spiel mit drei unterschiedlichen, sich wiederholenden Fensterformaten und unregelmäßig positionierten Putzfaschen unterstützt auf einfache, wirtschaftliche Weise den stimmigen Gesamteindruck und gewährleistet einen höchst variablen und architektonisch anspruchsvollen Beitrag zu der durch viele Negativbeispiele geprägten Bauaufgabe „Serielles Wohnen für Geflüchtete“.
 
Energieeffizienz und Klimaschutz
Die Versiegelung im Gebiet wird möglichst gering gehalten. Bis auf die Flächen zur Erschließung ist das Gebiet unbefestigt. Stellplätze werden mit wasserdurchlässigen Rasengittersteinen oder ähnlichem angelegt, so dass hier eine Versickerung stattfinden kann. Die befestigten Flächen werden entweder über die Vegetation oder über Rinnen entwässert. Wärmetauscher für die Heizung leisten einen wichtigen Beitrag zur Energieeinsparung.
 
Architektur und Baukultur
Entwickelt wurden Wohnungen in einem monolithischen Gebäude, die den Kriterien des öffentlich geförderten Wohnungsbaus entsprechen. Die polygonale Struktur mit innenliegendem, mit einem großen Oberlicht ausgestatteten Kern schafft optimal belichtete und belüftete Wohnungen. Eine präzise entwickelte und abgestimmte Farb- und Materialkonzeption setzt die drei Baukörper in ein spannendes Verhältnis zueinander – gleichzeitig wird eine freundliche und abwechslungsreiche Gesamtstimmung geschaffen.
 
Städtebaulicher Kontext
Die polygonale und extrem kompakte Form schafft den größtmöglichen Freiraum in der städtebaulichen Setzung und erzeugt spannende räumliche Beziehungen zueinander und zum heterogenen Umfeld mit Friedhof, Einfamilienhäusern und Gewerbeeinheiten. Form und Setzung schaffen gleichzeitig einen fließenden Übergang zum angrenzenden Grünraum.
 
Freiraumgestaltung und Klimaanpassung
Der Freiraum des Gebietes wird durch Wege aus polygonalen Betonsteinbelag zoniert, welcher die städtebauliche Struktur der Gebäude widerspiegelt. An die Zufahrtsstraße schließen zwei Plätze an, die zu den Gebäudeeingängen führen. Eine im Gebiet parallel zur Straße verlaufende Wegeverbindung schafft eine vom Verkehr geschützte Verbindung zur Umgebung. Nebenwege führen durch das Gebiet und zur angrenzenden öffentlichen Grünfläche. Die privaten Freiräume sind mit Gräserpflanzungen eingefasst.
 
Sozialer Anspruch
Die 36 Wohnungen für Geflüchtete sind in mehrerer Hinsicht vorbildlich, was den sozialen Anspruch anbelangt. Nicht nur, dass dem akuten Wohnungsmangel mit qualitätsvoller Architektur begegnet wurde, sondern es wurde auch der Beweis erbracht, dass dies nach den strengen Richtlinien des geförderten Wohnungsbaus möglich ist. Die fließenden Räume schaffen ein soziales Miteinander sowie Treffpunkte im Freibereich.
 
Bauprozess und -logistik
Die Bauausführung erfolgte durch einen Generalunternehmer, der in enger Abstimmung mit den Architekten sowie der Bauherrin das Projekt realisiert hat.
Kooperationen und innovative Konzepte der Zusammenarbeit
Ursprünglich ausgehend von der Idee zweier orthogonaler Geschosswohnungsbauten, wurde am Ende in enger Zusammenarbeit mit Freiraum und Fachplanern sowie der Stadt Erftstadt ein innovativer Weg mit neuer Formensprache beschritten. Das umgesetzte polygonale Konzept belebt den sozialen Raum nachhaltig.