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LORBER PAUL ARCHITEKTUR & STÄDTEBAU

Wohnbebauung Vorgebirgsgärten

Wohnen in den Vorgebirgsgärten am Raderthalgürtel
Foto: Stefan Schilling
Foto: Stefan Schilling
Ort
Köln
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2023
Material Fassade
Putz
Das Besondere des Projekts
Die Vorgebirgsgärten bilden den Abschluss des Großprojekts „Wohnbebauung am Raderthalgürtel“, das bereits 2008 begonnen hat. Als Siegerprojekt aus einem Wettbewerbsverfahren hervorgegangen, wurden unter der Bauherrenschaft von vier Wohnungsbaugenossenschaften 206 Wohnungen realisiert, die nicht nur auf den akuten Wohnraumbedarf reagieren, sondern diesem auch mit hohem Qualitätsanspruch entgegentreten. Entstanden ist ein Mix aus frei finanzierten sowie öffentlich geförderten Wohnungen, die trotz der problematischen, weil lärmbelasteten Südlage und des angrenzenden Gewerbegebiets optimal belichtet und belüftet werden. Um das entstehende Quartier weitestmöglich vom Verkehrslärm zu entkoppeln, bildet die Front einen durchgehenden Lärmschutzriegel aus.

Wirtschaftlichkeit und tragbare Kosten
Geplant wurden weitestgehend durchgesteckte Wohnungen, die überwiegend straßen- und hofseitig mit Balkonen versehen sind. Die Wohnungen sind gestapelt, wodurch sich die Menge an Strangleitungen automatisch verringert. Das Gebäude verfügt größtenteils über identische Fenstermaße, so dass auch hier Kosten eingespart werden konnten. Die Front hat eine Klinkerfassade, an der Rückseite befindet sich ein kostengünstiges Wärmedämmverbundsystem mit anteiligem Kammputz als Gestaltungselement.

Energieeffizienz und Klimaschutz
Bei den Vorgebirgsgärten wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den aktuellen Anforderungen an Energieeffizienz und Klimaschutz Genüge zu tun. Geheizt wird mit Fernwärme und die Gebäude verfügen über ein extensiv begrüntes Flachdach. Die Versickerung des Oberflächenwassers auf dem eigenen Grundstück erfolgt über Rigolen – diese können große Mengen an Regenwasser aufnehmen und helfen dabei, dass das Wasser langsam und kontrolliert in den Boden gelangt.

Architektur und Baukultur
Der Baukörper weist eine große Länge auf, welche durch Faltungen rhythmisiert und gegliedert wird. Rücksprünge zum Raderthalgürtel sowie Abtreppungen zur Hofseite geben dem Gebäude eine angemessene Maßstäblichkeit und ermöglichen eine gute Besonnung der Innenhöfe. Private Freibereiche werden städtebaulich schlüssig zur Straße mit Loggien und zu den Hofseiten mit Balkonen und Terrassen ausgebildet.

Städtebaulicher Kontext
In städtebaulicher Anlehnung an die, Köln-Zollstock begleitenden großformatigen, genossenschaftlichen Wohnungsbauten aus den 1920er Jahren, bildet der Wohnungsbau am Raderthalgürtel die logische, konsequente Fortsetzung städtebaulicher Themensetzung und erfährt hier eine zeitgemäße Umsetzung. Die Faltung des Baukörpers schirmt die Wohnungen zur Straße ab, während die rückwärtige Erschließung mit den vier Höfen und den abgetreppten Gebäudeteilen die maßstäbliche Verzahnung zum Quartier herstellt.

Freiraumgestaltung und Klimaanpassung
Der letzte Baustein der städtebaulichen Gesamtfigur der Vorgebirgsgärten lebt von klaren Gebäudekanten an den Rändern und kleinen, differenzierten Gartenräumen in der Mitte der Blöcke. Die kammartige Struktur des Neubaus eignet sich hierfür in besonderer Weise, so dass im Freiraumkonzept neben der guten Durchwegung eine abwechslungsreiche Gartengestaltung für die Bewohner entsteht. Am Raderthalgürtel bilden gepflasterte Wege die niveaugleichen Wegeverbindungen zum Geh- und Radweg.

Sozialer Anspruch
Ziel der Konzeption war, bei einer relativ hohen Dichte optimal belichtete und belüftete Wohnungen zu schaffen und gleichzeitig städtebaulich das im Norden angrenzende Wohnquartier vor Verkehrslärm zu schützen. Sämtliche Wohnungen sind mindestens zweiseitig oder bei Kleinwohnungen nach Süden orientiert. Von den 206 realisierten Wohneinheiten sind 72 gefördert. Über die durchgesteckten Treppenhäuser sind die Binnenbereiche zur sozialen Interaktion problemlos zu erreichen.

Bauprozess und -logistik
Ausschreibung und Vergabe ging an die jeweiligen Einzelgewerke. Im Bauprozess wurde mit der Tiefgarage begonnen – hier kam es 2020 zu einer kontrollierten Sprengung eines bei den Ausschachtungsarbeiten entdeckten Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg. Später wurden schrittweise die Treppenhäuser A-M errichtet, dadurch ergab sich eine sukzessive Fertigstellung der fünf Baukörper von Juni 2023 bis zum November 2023.

Kooperationen und innovative Konzepte der Zusammenarbeit
„Vier Genossenschaften im Takt“ bedeutete ein hohes Maß an offener Kommunikation und größtmöglicher Transparenz, um das gemeinsame Ziel des bezahlbaren qualitätsvollen Wohnungsbaus zu erreichen. Hier ist es gelungen, in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit allen Beteiligten sowie der Stadt Köln ein Projekt zu verwirklichen, das den fehlenden Schlussstein im Viertel setzt und dem akut vorhandenen Wohnungsmangel vorbildhaft begegnet.