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Neugebauer + Rösch Architekten

Neubau NRW.Bank, Düsseldorf

NRW.Bank Zentrale (Wettbewerb)
Neugebauer+Rösch Architekten
Neugebauer+Rösch Architekten
Ort
Düsseldorf
Gebäudekategorie
Büros, Banken
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2021
Material Fassade
Glas
Architektenpreis
Anerkennung
Leitidee & Entwurfskonzeptes

„Solarkristalle im Kiefernwald“


Städtebauliche Einbindung

Die städtebauliche Einbindung folgt strikt den städtebaulichen Vorgaben. Lediglich im Sockel wird die Terrassenlösung feingliedriger interpretiert. Das ermöglicht sehr viel größere Grünflächen am und auf dem Gebäude. Letztendlich lassen sich so auch die zweigeschossigen Veranstaltungsräume besser integrieren.

Die großen Öffnungen der Hauptzugänge orientieren sich nach Nordosten und Nordwesten zu den Grünräumen der Haroldbucht. Im Süden wird lediglich ein Nebeneingang vorgesehen, de zwar direkt an den Erschließungskern des Hochhauses anschließt, ansonsten aber hauptsächlich der Infratruktur ( Posteingang, Leitstelle ) dient.


Freiraumplanung

Der freiraumplanerische Ansatz der „Haroldbucht“ wird aufgegriffen und präzisiert. Im Sinne des Klimaschutzes werden alle Flächen im Hinblick auf die Speicherung von Regenwasser hin optimiert - Rasenflächen werden gegenüber Wegeflächen abgesenkt, der Anteil der versiegelten Flächen wird weiter minimiert und durch in die polygonalen
Ortbetonplatten integrierte Schlitzrinnen in einen speicherfähigen Unterbau geleitet.

Als vegetative Klimaanlage wird das Grundstück der NRW.Bank mit freiwachsenden Kiefern locker überstellt. Einen sonnigen Standort braucht der Baum, ferner durchlässige und gern auch feuchtere Standorte. Dann produziert der immergrüne Baum ganzjährig Schatten und Verdunstungskühle. Aus den beiden Türmen erkennt man, dass die Kiefern, die auf den Platz- und Grünflächen noch frei in die Höhe wachsen, auf dem Dach als niedrigere, buschförmig wachsende Arten und Sorten fortsetzen, somit entsteht der Eindruck eines durchgehenden Kronendachs, aus dem zwei Wasserbecken hervorblitzen, eines auf dem Sockel an der Restaurantterrasse, eines vor dem Café im Erdgeschoss.

Während die Freibereiche zu ebener Erde der Allgemeinheit zur Nutzung offen stehen, sind die Gärten auf dem Sockel erweiterter Arbeitsplatz, Pausen- oder Kommunikationszone und mit verschiedenen Sitz- und Liegemöbeln gestaltet. Auf dem Vorplatz am Haupteingang findet sich ein Flächenkunstwerk als dezenter Hinweis auf die Materie, um die es sich im Gebäude dreht – Geld. Eine geschliffene Asphaltfläche mit Metallintarsien greift eine alte Technik zur Fälschungssicherheit auf Geldscheinen auf, das Guillochieren. Der Platz endet in einer kleinen Bastion mit Blick in Richtung Spee’s Graben und Schwanenspiegel.


Erschließung

Äußere Erschließung / Außenanlagen / Zufahrt Feuerwehr

Alle Rampen und Zufahrten zu Tiefgaragen und Anlieferungszonen sind von der Kavalleriestraße erschlossen und liegen hinter der Fassade. Am Eingang Haroldstraße ist eine VIP-Vorfahrt auf den Platz vorgesehen, ebenso ein Taxistand und eine Kiss and work Spur.
Fahrräder werden immer wertvoller und sind damit auch im Gebäude untergebracht, an den Eingängen finden sich Abstellmöglichkeiten für Kuriere und Besucher.

Die befestigten Flächen sind für die Feuerwehr befahrbar, ggf. werden zusätzlich die angrenzenden Rasenflächen belastbar ausgebaut (Rasenfugensteine, Schotterrasen).

Alle Oberflächen sind barrierefrei begehbar, Leitsysteme werden in den Belag integriert. Der Nord-Süd verlaufende Radweg über die Haroldbucht sollte keine Bevorrechtigung gegenüber Fußgängern haben; eine Reihe von Bodennägeln gibt die Richtung vor. Auf der Kavalleriestraße gehören die Radfahrer in den Straßenraum.


Innere Erschließung / Barrierefreiheit / Ver- und Entsorgung

Von den Zugängen wird direkt das große Eingangsfoyer erschlossen. Vom Empfang ist der gesamte Raum bis zu den Eingängen gut zu überblicken.

Die große Fläche bietet genügend Platz für die Besucher der im Erdgeschoss situierten Veranstaltungssäle. Das Atrium und der offene Innenhof strukturieren den Raum. Der offene Innenhof bietet die Möglichkeit an die frische Luft zu gehen, ohne das Haus verlassen zu müssen.

Der Luftraum des Atriums versorgt diesen zentralen Punkt des Hauses mit Tageslicht. Tageslicht, das über die Spiraltreppe bis in das erste Garagengeschoss fällt. Ein Pflanzbeet mit einem Baum bietet weitere Qualitäten.

Die lange Wand zu den Nebenräumen im Osten wird begrünt, und nimmt so das Thema des grünen Sockelbauwerks von Außen wieder auf. Darüber öffnen sich die vollverglasten Veranstaltungsräume des Galeriegeschosses zur Halle.


Funktionalität

Öffentliche und halböffentliche Räume sind ausschließlich auf die beiden Sockelgeschosse beschränkt. Der Zugang zu den bankinternen Bereichen erfolgt über die Aufzugsanlagen, welche mittel Zugangskontrollen gesichert sind.

Das interne Restaurant im Basisgeschoß – dem ersten Geschoß über dem Sockel – ist nur bankintern zu erreichen. Die Küche ist sehr kompakt nach Osten über der Anlieferung organisiert. Der Speiseraum bietet vielfältige Blicke in die grün-blaue Haroldbucht.

Die Obergeschosse für die Büronutzungen sind sehr flexibel organisiert und erlauben attraktive Arbeitsplätze in unterschiedlichsten Ausformungen.

Neben den Dörfern, die als Wintergärten vorgesehen sind, ergeben sich räumliche Sondersituationen in den zweigeschossigen Kapitalmärkten und beim Luftraum, der das dezentrale Konferenzzentrum mit der Vorstandsebene verbindet.

Selbstverständlich sind alle Räume barrierefrei zu erreichen. Barrierefreie Toiletten finden sich ebenfalls in allen Geschossen. Zugänge zu den Dörfern und zum Innenhof sind ebenerdig ohne Schwellen.


Materialien / Konstruktion / Energie

Um das DGNB Platin Ziel zu erreichen, wird jedes Bauteil ökologisch auf den Prüfstand gestellt. Dabei geht es zunächst darum graue Energie bei der Erstellung zu minimieren.

Dies wird erreicht durch den Einsatz von Recyclingbeton in den Massivgeschossen und den Kernen, sowie einer Holzhybridkonstruktion für die Obergeschosse. Der gesamte Innenausbau erfolgt nach dem cradl2cradl-Prinzip.

Holz ist auch das Material für die innere Fassade, bei der das Holz - witterungsgeschützt durch die äußere Einscheibenverglasung – völlig natürlich und nahezu unbehandelt verwendet werden kann.

Im Betrieb wird dann mehr Energie erzeugt als benötigt wird. Man muss sich dabei gar nicht dem Diktat der blauschwarzen Solarzellen unterwerfen, sondern kann auch farbige Zellen intelligent nutzen.

Helle Beschichtungen reduzieren zwar zunächst den Energieertrag. Sorgen aber auch für einen geringeren Bedarf, da der Hitzeeintrag im Sommer stark reduziert wird. Strom lässt sich auch unter Nutzung der diffusen Strahlung sehr umfangreich erzeugen.

Neben den knapp 3.500qm hocheffektiver dunkler Zellen auf dem Dach, kann so über 40% der Fassadenflächen zusätzlich zur Energiegewinnung herangezogen werden. In der Summe ein Ertrag von über 30 Kwh pro Quadratmeter Nutzfläche.

Dieser Strom wird ohne Leitungsverluste direkt verwendet, um eine Energie sparende LED-Beleuchtung zu speisen, sowie die Wärmepumpen, die hocheffektiv den Eisspeicher zur Kühlung und Heizung verwenden.


Architektur – Das Bankgebäude von Morgen

Gerade eine landeseigene Bank hat durchaus auch eine gewisse Vorbildfunktion. Nicht ein protziges Bankgebäude soll entstehen, sondern ein leichtes, lockeres Gebilde, das mit den klassischen Banktürmen nicht viel zu tun hat. Ein kristalliner Leuchtturm.