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PPAG architects

Rivus Vivere

Stadtbaustein Breitenfurter Straße
Hertha Hurnaus
Hertha Hurnaus
Ort
Wien
Gebäudekategorie
Wohn-, Geschäftshäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2024
Material Fassade
Keramik
Architektenpreis
Piranesi Award 2023
“Honorable Mention” “gebaut2022” Preis der Stadt Wien
RIVUS VIVERE ist der letzte Bauabschnitt des Gesamtprojekts RIVUS der BUWOG, auf den ehemaligen Unilever-Gründen in der Breitenfurter Straße im 23. Wiener Gemeindebezirk. Entlang dieser Hauptverkehrsachse, die täglich von rund 17.000 Autofahrer*innen stadteinwärts sowie ca. 11.000 stadtauswärts genutzt wird, zwischen dem Liesingbach, kleinteiligen Einfamilienhausanlagen und großen Wohnentwicklungsprojekten, haben PPAG architects ein zeitgemäßes, urbanes und autofreies Stadtviertel mit 296 Wohnungen und 12 Gewerbeeinheiten realisiert, in dem es sich gut leben lässt.

STADTBAUSTEIN: STADT STATT SIEDLUNG
Wohnbauen heißt auch Stadtbauen. Somit sollte in der Breitenfurter Straße ein von Anfang an integrativ und inklusiv gedachter Stadtteil entstehen, mit dem Ziel, den individuellen menschlichen Maßstab mit urbaner Dichte modellhaft in Einklang zu bringen.
Der wie ein Hügel anmutende Sockel, aus dem differenzierte Häuser sprießen, besteht inklusive des Straßenniveaus aus vier Ebenen. Aufgrund der verkehrsbelasteten Umgebung entlang der Breitenfurter Straße wurden Wohnungen auf Straßenniveau bewusst vermieden. Hier befinden sich hingegen gut zugängliche Geschäftslokale im Erdgeschoß sowie Gemeinschaftspraxen und Büros im ersten Obergeschoß. Davon profitiert das gesamte Grätzel. Das Wohnen beginnt straßenseitig im zweiten Obergeschoß, das im Inneren des Komplexes als Erdgeschoß fungiert, vom Verkehr abgewendet oder zumindest hoch darüber. Die zahlreichen, durchlässigen Innenhöfe sind ruhig und autofrei. Und dennoch sind sie bestens mit der Umgebung verbunden: durch einladende Stiegen, Rampen und Passagen. Abwechselnde Putz- und Riemchenfassaden mit Begrünung, charakteristische Stabgeländer und Vordächer sowie goldene Fensterläden verleihen dem Komplex – über seine prägnanten Volumina hinaus – eine starke Persönlichkeit. Das fußläufig vielfach durchquerbare Quartier lädt auch Bewohner*innen der umgebenden Nachbarschaft und Benützer*innen von außen ein, einen Weg durch die unterschiedlichen Höfe, Stiegen, Platzfolgen und Durchgänge einzuschlagen.

KLIMATAUGLICKEIT
PPAG beschäftigen sich intensiv mit der Stadt und dem Quartier im Klimawandel. In diesem Projekt konnte aufgrund der geforderten Parkgaragenanlage bodengebundenes Grün nur begrenzt eingesetzt werden. Doch die dicht bebaute Struktur erzeugt in Kombination mit den kleinteiligen Höfen, den verwinkelten Passagen und Pawlatschen und den Stiegenanlagen zwischen den Ebenen kalkulierte Licht und Schattenzonen, die sowohl an sonnigen als auch an regnerischen Tagen Schutz vor dem Wetter bieten. Die Pflasterung führt diesen Gedanken fort und verleiht den offenen Räumen einen Hauch von Piazza oder Dorfplatz. Kein Hof, kein Durchgang gleicht dem anderen: Jedes der Häuser und die dazugehörigen Freiräume haben, trotz struktureller Ähnlichkeit, einen starken Wiedererkennungswert.

ATTRAKTIVE DICHTE
Dank einer Abfolge von differenzierten Plätzen und Engstellen entsteht im Laufe des Tages ein changierendes Schattenmuster. Dies trägt nicht nur zur Vielfältigkeit der Atmosphären im gesamten Komplex bei, sondern auch zu willkommenen Schattenbereichen, wenn die Sonne scheint.
Kurz nach Fertigstellung mutet die Anlage noch etwas kahl an, für Grün ist dennoch gesorgt: Vegetation in Baum- und Staudenform wächst hier in Erdkoffern, Hochbeeten und Töpfen – zusätzlich sind einige Wände begrünt. Auch die Abgrenzung der privaten Terrassen zu den öffentlichen Flächen erfolgt durch Pflanzentröge.
Zusätzlich zu den Wohneinheiten und den Geschäftslokalen haben PPAG zahlreiche Gemeinschaftsbereiche für unterschiedliche Bedürfnisse geplant: Neben einem Fitnessraum, einem Waschsalon und einem großzügigen Fahrradabstellraum gibt es einen Coworkingbereich, eine Paketstation, einen Kleinkinder- und einen Jugendspielraum (jeweils mit dazugehörigem Spielplatz im Außenbereich), sowie eine Hunde- und Fahrradwaschstation.

TEILNAHME UND RÜCKZUG
Die bewusst gestaffelte Silhouette der Häuser und verschiedenste Fensterhöhen verschleiern die Tatsache, dass in diesem Projekt ein großer Anteil an Regelgeschoßen existiert. Unter den 296 Wohnungen befinden sich möglichst viele verschiedene Typen, im Sinne einer umgekehrten Partizipation: Jede*r soll ein Zuhause finden können, das zu den eigenen Bedürfnissen passt. Auf Hofebene (je nach Lage EG, 1.OG oder 2.OG) und unterm Dach befinden sich Maisonetten, gedacht als Häuser im Haus. Der Nachbarschaftsbezug zwischen den Wohnungen erfolgt über die Höfe. Es besteht gleichzeitig ein offenkundiges Naheverhältnis nach außen und Intimität in der geschützten Wohnung.

Nach außen sind alle vier Seiten von RIVUS VIVERE architektonisch und wegetechnisch an die Nachbarschaft angebunden. Es gibt keine Vorder- und Rückseiten: Der umgebenden Nachbarschaft werden jeweils ein entsprechendes Gegenüber und Zugänglichkeit geboten. Die Wohnungsvielfalt trägt den Bedürfnissen einer pluralistischen Gesellschaft Rechnung. Denn hohe Wohnzufriedenheit ist Grundlage jeder Nachhaltigkeit.

PROJEKTDATEN :

Planungsbeginn: März 2016
Neuwidmung: März 2019
Baubeginn: Februar 2021
Fertigstellung: Februar 2023

Grundstücksfläche: 13.404 m²
Bebaute Fläche: 8.532 m²
BGF: 32.671m² oberirdisch, 9.596m² unterirdisch
Wohnnutzfläche: 20.000 m²
HBW Wohnflächen: 16,3–22,7 kWh/ m²a, fGEE: 0,68–0,70
HBW Geschäftsflächen: 36,4–67,8 kWh/ m²a, fGEE: 0,48–0,61

Wohnungen: 296
Gewerbeeinheiten: 12 (EG: 1.750 m² Handels-/Gewerbeflächen inkl. Lager, 1.OG: 650 m² Ordinations- oder Büroflächen, Café)
Gemeinschaftsräume: Fitnessräume inkl. Boulderwand
Kleinkinderspielraum
Jugendspielraum
Teilüberdachter Kinderspielplatz
Hunde- und Fahrrad-Waschstation
Waschsalon
Paketboxen

KfZ-Parkplätze: 280
Fahrradabstellplätze: 585

Nachhaltige Qualitäten:
Energieeffiziente Bauweise Fernwärme und Wärmepumpen
Photovoltaikanlage
Fassaden- und Dachbegrünung
Retention von Regenwasser

Ausloberin: BUWOG Group
Auftraggeberin: BUWOG Demophon Immobilienvermietungs GmbH
Architektur: PPAG architects
Generalunternehmer: Handler Bau
Tragwerksplanung: Dorr und Schober
Bauphysik: Dipl.-Ing. Erich Röhrer
Brandschutz: Dipl.-Ing. Erich Röhrer
Freiraum: Land in Sicht