Zurück zum Profil
PSLA ARCHITEKTEN

Bildungscampus Berresgasse

© Lukas Schaller
© Lukas Schaller
Ort
Wien
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Holz
Bildungscampus als Kaleidoskop
Der Bildungscampus Berresgasse versteht sich stadträumlich als Anfang / Abschluss des zukünftigen Stadtteils mit mehr als 3.000 Wohnungen, Büros, Geschäften und Freizeiteinrichtungen Richtung Westen.

Das Ziel für dieses Projekt ist das Maximieren von räumlichen Synergien zwischen dem lokalen Stadtteil und dem Campus und innerhalb des Campus selbst; damit der neue Bildungscampus aus sich selbst heraus – ähnlich einem Kaleidoskop - als Labor und Testfeld für neue Bildungspraktiken fungieren kann.

Der Bildungscampus als ein Nord-Süd orientierter geknickter Baukörper beschreibt eine Bewegung, die das Baufeld in drei unterschiedlich differenziert-ausgestaltete Außenbereiche gliedert: Einen öffentlich zugänglichen keilförmigen Vorplatz mit mehr als 3.000 m² entlang der Straße Richtung W esten, einen begrünten Bereich zu den Einfamilienhäusern mit mehr als 10.000 m² mehrfach genutzte und exklusive Frei- und Grünflächen für den Campus und einen dritten Bereich, der Turnhalle und dem mehrfachgenutzten Hartplatz zugeordnet, entlang der Berresgasse.

Der große Gebäudekomplex ist in eine Sequenz von leicht wieder erkennbaren, im Stadtraum ablesbaren und überschaubaren Bildungsbereichen mit eigenen Zugängen gegliedert.

Bildungsbereiche (Biber) sind eigenständige Raumgruppen oder Cluster, die aus Bildungsräumen und Nebenräumen bestehen, und um zentrale Multifunktions-Flächen angeordnet sind. Dadurch können die große Anzahl von insgesamt 44 Bildungsräumen zu einem kleineren und überschaubaren räumlichen Verband zusammengefasst werden, die die gruppen- bzw. klassenübergreifenden Kooperationen stärken. Die Biber werden zu autonomen Organisationseinheiten, indem ihnen auch Arbeitsräume (Teamräume) für die PädagogInnen zugeordnet werden.

Das Gebäude gliedert sich in ein sockelartiges Erdgeschoß, in dem sich alle allgemeinen, den Bildungsbereichen nicht direkt zugeordneten Räume befinden. Vier zwei-geschossige Bildungsbereiche des Kindergartens und der V olksschule, die das erste und zweite Geschoß besetzen und zwei flächig organisierte Bildungsbereiche der Neuen Mittelschule, die im dritten Geschoß angeordnet sind.

Die Geschosse reduzieren sich morphologisch pyramidenartig vom rechteckigen Erdgeschoss bis zum stark gegliederten Baukörper im 4.Obergeschoß. Dadurch entstehen insgesamt ca. 2.000 m² großzügige miteinander verbundene Terrassen mit teilweise intensiven Grünraum-Inseln in allen Obergeschoßen. Der Garten wird in die 3. Dimension erweitert.

Dieses organisatorische Prinzip des Gesamtgebäudes führt zu einer starken baulichen Differenzierung der Obergeschoße, die sich in ihrer Massstäblichkeit den beiden daneben liegenden, sehr unterschiedlichen Charakteristika – Einfamilienhäuser und straßenbegleitende Bebauung – entzieht und auf Grund der Größe des zur Verfügung gestellten Areals eine dem Bildungscampus entsprechenden Eigenständigkeit und Dimension definiert.

Das Gebäude versteht sich als eine Symbiose aus unterschiedlichen Typologien: Ein Hybrid aus Terrassen-, Riegel-, Brücken- und Hallenbauwerk. Erstmalig wurde hier ein Schulbau-Projekt dieser Dimension realisiert, dass bewusst die orthogonale Anordnung von pädagogischen Räumen verlässt, um eine radiale, windrad-artige Konfiguration der Räume im Bezug zu einander und zum Stadtraum zu artikulieren.

Diese Kaleidoskop-artige Formulierung der Gesamtorganisation des Bildungscampus führt zu einer hohen eigenständigen Charakteristik der Bildungsbereiche als zentrale Lernbereiche für Schüler und Schülerinnen.

Erstmalig wird der Kindergarten mit der Volksschule durch ein zentrales, hallen-artiges 2-geschossiges Atrium, das nach allen Himmelsrichtungen orientiert ist, verbunden. Zwischen den Bildungsbereichen befinden sich drei Treppenhäuser, die auch im Erdgeschoß drei eigene Eingänge besitzen. Diese drei Eingänge führen auf den straßenseitigen Vorplatz.

Die zentralen Multifunktionsflächen im Atrium der einzelnen Biber lassen eine Vielfalt von Nutzungsszenarien zu: Die unterschiedlichen Zonen ermöglichen sowohl ein altersspezifisches Nebeneinander als auch ein altersübergreifendes Gemeinschaftsgefühl der „BIBERFamilie“.

Es werden sowohl maximale visuelle und räumliche Verbindungen über den mehr als 7m hohen Raum, als auch ausreichend Rückzugsmöglichkeiten und konzentrierte Bereiche durch Vorhänge, Sitztribünen, mobile Raumteiler und „gedrosselte“ Raumhöhen von 2,2m generiert; Einige Multifunktionsflächen bieten Ausblicke ins Freie, andere sind nach Innen in das Herz des Atriums orientiert und agieren wie innen-liegende Balkone unmittelbar vor jedem Bildungsraum der Volksschule.

Sämtliche Bildungsräume sind über Eck orientiert; alle Bildungsbereiche werden stern-förmig von allen Richtungen mit Tageslicht versorgt. Die Artikulation des Baukörpers, die Position der „hüpfenden“ Fenster, die Gestaltung der Kindergartenhäuser in den Gruppenräumen des Kindergartens und der Einbaumöbel in den Bildungsräumen machen die in der Lattenrichtung alternierenden Lärchenholz- Fassade auf allen Ebenen zu einem lebendigen Verweilort für die Kinder und PädagogInnen des Bildungscampus Berresgasse.

Wettbewerb
2015

Baubeginn
2017

Auftraggeber

Stadt Wien

Planung Architektur/ Möbel/ Generalplanung
PSLA ARCHITEKTEN ZT GMBH

MitarbeiterInnen

Lilli Pschill, Ali Seghatoleslami, Aiste Ambrazeviciute, Christopher
Ghouse, Andreas Hradil, Marc Werner, Anna Barbieri, Andreas
Metzler, Roland Basista

Fachplanungsteam
EGKK Landschaftsarchitektur (Landschaftsarchitektur)
FCP Fritsch, Chiari und Partner ZT GmbH (Statik, Brandschutz,
Bauphysik), rhm GmBH (HKLS), TB Eipeldauer (Elektroplanung)

Generalunternehmer/ Ausführungsplanung

Porr Bau GmbH/ Porr Design & Engineering

Baukosten

€ 38,9 Mio

Fotos

Lukas Schaller