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RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN

MZH Universtität Bremen

Foto: Jochen Stüber
Foto: Jochen Stüber
Ort
Bremen
Gebäudekategorie
Hochschulen
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2010
Material Fassade
Metall
Allgemein
Der Umbau und die Erweiterung des Mehrzweckhochhauses –MZH- der Universität Bremen resultiert aus einem begrenzten Realisierungswettbewerb vom Januar 2005, den Renner Hainke Wirth Architekten für sich entscheiden konnte.

Städtebauliche Situation
Die Universität Bremen wurde 1971 gegründet und das MZH 1972 nach den Plänen von Henn Architekten gebaut. Die damals favorisierte und für den Zentralbereich umgesetzte Architektursprache ist bis heute zu erkennen. Dem Zeitgeist folgend, wurde hier ein Erschließungssystem umgesetzt, das die einzelnen Gebäude auf dem Höhen-Niveau der Ebene 1 fußläufig erschließt und miteinander verbindet.   Im Erdgeschoss des Gebäudes waren die Technik und anderen Nebenräume untergebracht. Dieses war ferner für Anlieferungen und Wartungsarbeiten vorgesehen. Trotz der großzügigen Erschließung im 1. Obergeschoß über den Boulevard haben auch an der Universität Bremen kurzen Wege Priorität und über einen Zeitraum von 30 Jahren das Gebäude so über den Keller erschlossen.

Städtebau und Erschließung neue Situation
Der Boulevard, der das Gebäude über das Foyer in der Ebene 1 erschließt, wurde zurückgebaut. Heute wird das Gebäude über die Ebene 0 / Straßenniveau Bibliothekstraße (West) und die Enrique-Schmidt-Straße (Ost) sowie über den bestehenden Anschluss an das GW2 erschlossen.   Die Ebenen 0 und 1 wurden an der Westseite durch einen Anbau von ca. 52m (L) x 10m (B) x 10m (H) mit einer nach innen gefalteten Glasfassade erweitert, der sich an den Raumkanten des Boulevards orientiert. Es entstand ein eigenständiger Hochhaussockel mit einer markanten 2-geschossigen Eingangszone, die ausschließlich dem Publikumsverkehr zugeordnet ist.




Gebäude Mehrzweckhochhaus
 
Nutzungs- und Funktionsbeschreibung
Ziel der Baumaßnahme war die zentral zusammengefasste Anordnung publikumsintensiver Bereiche in den beiden Sockelgeschossen des MZH. Sie beinhaltet die Konzentration von Seminar-, Veranstaltungs- und Praktikumsräumen inklusive Kommunikationsflächen, die bisher, falls überhaupt vorgesehen, im 7. Obergeschoß des Gebäudes angeordnet waren. Die Hauptnutzer sind Angehörige und Studierende des Fachbereiches 03 Mathematik/Informatik sowie das Zentrum für Netze (ZfN).
 
Ebene 0 (Erdgeschoss)
Über den Windfang betritt man von der Bibliothekstraße das zweigeschossige Foyer in dem sich frei zugängliche studentische Laptop-Arbeitsplätze befinden. Ein Torrahmen als neue Eingangsanlage integriert die Fluchttür des bestehenden seitlichen Sicherheitstreppenhauses und ist als verkleidete Stahlkonstruktion geplant.
Sowohl vom zweigeschossigen Foyerraum als auch vom zentralen Erschließungsgang gelangt man über eine großzügige Treppe in den zentralen Foyerbereich der Ebene 1.
 
Die Erschließungsachse in Ebene 0 wurde durch die Verlegung und Entfernung störender Leitungen und das Anheben der F90 Abhangdecke räumlich aufgeweitet und dadurch aufgewertet.
Der bestehende Technikschacht zwischen Achse 4 und 6 wurde um ca. 3,60 Meter nach Norden verschoben und ermöglicht, unter Weiterverwendung bestehender Wände, Platz für eine leicht schräg positionierte behindertengerechte Rampenanlage.
Eine neue Glaswand trennt die Seminarräume von der Erschließungsfläche und gestattet Tageslichteinfall sowie Durchblicke in den ehemals dunklen Flurbereich. Der neue zentrale Zugang zu den Seminar- und Büroräumen ist mit einem elektronischen Zugangskontrollsystem ausgestattet, das nur legitimierten Personen Zugang gewährt.
 
Ebene 1 (1. Obergeschoss)
Im Zuge der Erweiterung des MZH wurde die gesamte Westfassade rückgebaut.
Die im Nordteil neu geschaffenen Veranstaltungs- und Seminarrräume sind direkt an das aufgewertete Foyer angebunden.
Der südliche Bürotrakt wurde durch drei neue große Veranstaltungsräume ersetzt, die sich in die neuen Erweiterungsflächen erstrecken und auf dem erhöhten Fertigfußbodenniveau weitergeführt werden.
In dem öffentlich zugänglichen Foyerraum befinden sich Laptop-Arbeitsplätze sowie Ausstellungs- und Kommunikationsflächen.
Die beiden Ebenen sind durch eine neue repräsentative Treppenanlage sowie eine große Aufzugsgruppe miteinander verbunden.
Zur Einhaltung der Fluchtwegeabstände wurde ein Fluchtkorridor als geschlossene Brückenkonstruktion durch den Technikschacht realisiert, der eine sichere Erreichbarkeit des Fluchttreppenhauses, auch für die neuen südlichen Veranstaltungsräume, gewährleistet.


Konstruktion, Gestaltung und Ausbau
 
Fassade und Dächer
Die neue ‚Festplatte’ als Basis des Hochhauses zeichnet sich durch ein umlaufend einheitliches Fassadenmaterial aus. Eine hinterlüftete Fassade aus rot durchgefärbten lasierten Faserzementplatten fasst den Sockel zu einem Volumen zusammen. Hierzu werden die Bestandsfassade in Ebene 0 und Ebene 1 komplett saniert und erneuert.
 
Die Abwicklung der Fassade zieht sich im Westen von außen in das Foyer hinein und übernimmt hier die Quellluftwand. Die vorhandenen Fenster der Bestandsfassade bleiben soweit möglich erhalten, neue Fenster werden konform dem Bestand ergänzt. Ein außen liegender, elektrisch betriebener Sonnenschutz wurde für alle exponierten neuen Veranstaltungs-, Seminar und Praktikumsräume ausgeführt.
Zur Westseite des Gebäudes, öffnet sich der Sockel mit einer großformatigen, transparenten Pfosten-Riegel-Fassade, die den Landschaftsraum in das Gebäude hinein fließen lässt und die Besucher in das Gebäude leitet. Zur Minimierung der Profilabmessungen wurde die Fassade als hängende Stahlkonstruktion ausgeführt.
 
Farb- und Materialkonzept
Die neue Fassade ist als homogene Fläche mit dunkelrot durchgefärbten Faserzementplatten ausgeführt, und definiert damit den neuen Sockel des MZH. Im zweigeschossigen Foyer faltet sich die Außenfassade in Farbe und Materialität in den neuen Innenraum.
Der neue Gießharzboden fasst durch seine Farbigkeit mit hohem Sättigungsgrad die Foyer- und Kommunikationsflächen zu einer Funktionseinheit zusammen. Die Foyerdecke erhält einen Anstrich in einem warmen Farbton mit niedriger Sättigung.
Die Grundfarbigkeit der restlichen Elemente ist zurückhaltend in Anthrazit- und Weißtönen gehalten. Akzente mit starker Farbigkeit und Metallic-Finish wurden an besonderen Punkten wie Treppe, Rampe etc. gesetzt.
 
Freianlagen
Die durch den Boulevard-Rückbau frei werdenden ebenerdigen Flächen wurden mit minimalem Aufwand in die umgebenden Flächen integriert.
Dies beinhaltet in erster Linie notwendige Pflasterarbeiten zum Ausbessern der Straßenbeläge an den Punkten des rückgebauten Boulevards nördlich und südlich des MZH.
Die Fläche der abgerissenen Freitreppenanlage südlich des MZH wurde im Rahmen der Planung der Landschaftsarchitekten Lohaus Carl für das „Grüne Foyer“ als Rasenfläche mit geordneten Obstbäumen überplant. Die Bäume wurden durch die in Bremen ansässigen Auslandsvertretungen und Konsulate gespendet..
 
 
Renner Hainke Wirth Architekten
Hamburg, 27.09.2010