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SEHW Architektur

Inseltraum

Gebäudekategorie
Einfamilien-, Reihen-, Wochenendhäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2015
Material Fassade
Beton
Auf einer Halbinsel nahe der Innenstadt Brandenburg an der Havel haben wir kürzlich ein neues Zuhause mit großzügigem Bauvolumen für ein Ehepaar realisiert. Dieser Architektentraum gleicht mehr einer kleinen Siedlung, denn einem einzigen Haus. Die Wohnlandschaft mit 600 m2 BGF besteht aus fünf Volumen, die sich wie eine Inselgruppe auf dem Grundstück verteilen. Die einzelnen pavillonartigen Gebäude schweben aufgrund der nahen Lage des Grundstücks zur Havel über dem Boden. Sie sind über eine Bodenscheibe und eine Dachscheibe miteinander verbunden. Zwischen ihnen spannen sich unterschiedliche Freiräume auf, von befestigten Plätzen, die als Terrassen dienen über eine Gartenlandschaft bis zu einem Schwimmteich. Die Kombination aus großen Glasfeldern und den Decken und Böden in Sichtbeton bzw. weißem Mikroterrazzo gibt dem ganzen Ensemble seinen klassischmodernen Charakter. Auf Grund der besonderen Bodenverhältnisse ist die Bodenplatte der Gebäudeinseln auf Bohrpfählen gegründet. Die tragenden Wände bestehen aus Porenbeton sowie Kalksandstein. Die Dachscheibe liegt auf Wandscheiben und Betonstützen. Die verschiedenen kubisch geformten Gebäude beherbergen unterschiedliche Funktionen. Ein Kubus ist das Haupthaus, der nächste das Gästehaus, wieder ein anderer die Garage und Technikhaus und ein weiterer der Wintergarten mit Sauna. Während sich Hauptwohnhaus und Gästehaus offen gestalten und zum Wasser und Garten orientieren, bieten das Technikhaus, die Garage und das Saunahaus als geschlossene Kuben Sichtschutz zur Straße und zum Nachbarn. Der Wintergarten mit Sauna hat zudem eine Dachterrasse. Hier kann man den Blick über die Wasserlandschaft schweifen lassen. Die Positionierung der einzelnen Kuben auf dem Grundstück erfolgte nach besonderen Aus- und Einblicken der nahen Wasser- und Uferlandschaft sowie unter Beachtung der jeweiligen Himmelsrichtungen.


Leitidee der Gestaltung war es die Natur und Architektur ineinanderfließen zu lassen. Das wurde im Wesentlichen durch drei Kunstgriffe erreicht:


- Gezielte Ausblicke

Mittels großer zu öffnender Glasflächen wird der florale Charakter des angrenzenden Biotops in Ufernähe, gefasst, gerahmt und zum Teil des Wohnraums.


- Natürliche Materialien

Der Einsatz natürlicher Materialien, wie Eichenholz und Terrazzo im gesamten Ensemble, vor allem aber im Versorgungskern der Wohnkuben verweist auf die umgebende ursprüngliche Natur.


- Integrierte Bepflanzung

In kreisrunden, - das Inselmotiv wieder aufgreifenden - Aussparungen in der außen liegenden Bodenplatte wurden hochwachsende Gräser und Sträucher gepflanzt. Die Aussparungen wiederholen sich dort, wo sich eine Deckenplatte über der Pflanze befindet auch in dieser. So sollen die Pflanzen im wahrsten Sinne des Wortes durch das Gebäude wachsen.


Das Innere der Gebäude wurde ansonsten für die Bewohner maßgeschneidert. Haupthaus und Gästehaus sind als ein großer Raum konzipiert, in dessen Mitte sich ein Versorgungskern mit Küche, Bädern und Ankleide befindet. Private und intime Räume sind somit vor Einblicken geschützt und liegen im Inneren der Wohnstruktur. Um den Kern herum bilden sich größere und kleinere Räume zum Ankommen, Wohnen, Schlafen oder Arbeiten. Im Gästehaus finden ein Büro und ein Gästezimmer Platz. Der Kern wurde komplett in Eiche vertäfelt und bildet reliefartig Einbauschränke, Regale, Türen, Nischen aus. Als technischer Kontrast zu der hölzernen Verkleidung ist die Küche aus dem Kern als metallenes Element herausgeschnitten und öffnet sich zum Ess- und Wohnbereich. Das innen liegende Badezimmer wird über zwei Dachfenster belichtet. Wände und Boden sind mit anthrazitfarbenen Fliesen belegt und geben dem Raum einen dunklen aber dennoch warmen Charakter. Auch hier sind in Wänden und einem weißen Corian-Waschtisch zahlreiche Nischen zur Ablage eingelassen. Das Gäste-WC hingegen stellt zu allen natürlichen Materialien und Farbtönen ein Kontrast dar. Die Wände sind maigrün gefärbt. Vor ihnen werfen belichtete Vorhänge aus zahlreichen kleinen Kugeln besondere Schatten- und Lichtspiele in den Raum. Als Gegenpol zu dem Hauptwohnbereich ist das Gästehaus als Rückzugsort mit weißen und beigen Oberflächen gestaltet. Besondere Farbpunkte bilden nur die Einbau- und Regalschränke.

Gezielte Ausblicke, der Einsatz natürlicher Materialien und die integrierte Bepflanzung holen die Natur ins Innere. Im Umkehrschluss wurde im Außenbereich mit rechtwinkligen Elementen gearbeitet. Es wurde eine Gartenlandschaft aus rechteckigen Beeten realisiert. Außerdem gibt es einen Platz für eine Feuerstelle, ein Sonnendeck nahe dem Schwimmteich und ein Platz zum Sitzen und Verweilen in Ufernähe. Das gesamte Ensemble ist von einer Rasenfläche umgeben, durch welche man auf einzeln verlegten rechteckigen weißen Trittsteinen durch das Wiesenmeer die unterschiedlich belegten Plateaus erreichen kann.

Die Natur im Gebauten und die Geometrie in der Natur führen zu einer spannungsreichen Symbiose.

Fotos: Meyerfoto