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17A ARCHITEKTUR

Wohnungen auf den Lechfeldwiesen in Markt Kaufering

120 geförderte und ca. 50 freifinanzierte Wohnungen auf den Lechfeldwiesen in Markt Kaufering zus. mit bl9 landschaftsarchitekten
17A ARCHITEKTUR - Modellbild
17A ARCHITEKTUR - Modellbild
Ort
Markt Kaufering
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2021
Material Fassade
Holz
Architektenpreis
2021
1. Rang - einer von zwei 2. Preise im nichtoffenen Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil
Städtebau und die Lechfeldwiesen
Das neue „Quartier auf den Lechfeldwiesen V“ zeichnet sich durch eine klare, städtebauliche Struktur mit einfachen, versetzt angeordneten Baukörpern aus, die sich harmonisch durch ihre Körnung, Höhe und Abstände mit der angrenzenden Umgebung verweben. Sieben 4-geschossige Baukörper bilden im Westen den Realisierungsteil des geförderten Wohnungsbaus mit 120 Wohnungen, drei weitere Baukörper im Osten den Ideenteil für etwa 50 freifinanzierte Wohnungen. Zwischen den beiden Baukörpergruppen spannt sich ein zentraler, gemeinschaftlicher Grünbereich mit Spielplatz: ein Treffpunkt für Bewohner des gesamten Quartiers. Zwischen den sieben Baukörpern der geförderten Wohnungen ziehen sich nach Westen Wege und Freiflächen. Über sie gelangt man zum Treffpunkt im zentralen Baukörper des Quartiers, der neben dem Gemeinschaftraum im Erdgeschoss auch eine Werkstatt im Untergeschoss bietet. Die Außenräume sind grundsätzlich von Nebengebäuden freigehalten, wodurch ein Wohnen in einem großzügigen, parkähnlichen Außenraum gewahrt bleibt.

Adresse und Wegebeziehung
Alle Wohngebäude erhalten eine eindeutige Adresse an der Hessenstraße bzw. am Berliner Ring und sind jeweils von Osten durch Zuwege erschlossen. Durch die zentralen Freiflächen werden die Wege miteinander vernetzt und bilden die Grundstruktur für weitläufige Kommunikationsflächen innerhalb des Quartiers und darüber hinaus.

Ruhender Verkehr und öffentlichen Anbindung
Zugunsten von qualitativ hochwertigen Freiflächen ist das Quartier von Autoverkehr freigehalten. Beiden Baukörpergruppen werden an übersichtlichen Punkten – von der Hessenstraße aus - oberirdische Besucherstellplätze zugeordnet. Die Zufahrt zur Tiefgarage für das geförderte Wohnen erfolgt im Norden der Bauköpergruppe. Durch einen Ringschluss ist die Tiefgarage übersichtlich gestaltet und an jeden Baukörper angeschlossen. In der Mitte der Tiefgarage ist ein Bereich freigehalten, der für die Pflanzung von Großbäumen aber auch für eine natürliche Be- und Entlüftung der Tiefgarage dient. Alternativ kann hier auch ein zusätzlicher zentraler Wasch- und Trockenbereich mit natürlicher Belüftung entstehen.
Der freifinanzierte Teil erhält eine separate Tiefgarage, die ebenfalls von der Hessenstraße erschlossen ist. 8 Besucherstellplätze für diese Baukörper - mit der Adresse am Berliner Ring - sind vom Berliner Ring erschlossen. Diese untergeordnete Nutzung über den Berliner Ring stellt sicher, dass das angrenzende südliche Quartier keiner Durchfahrtsbelastung ausgesetzt wird. Die Bushaltestelle wird an einer übersichtlichen Stelle der Hessenstraße, nördlich des gemeinschaftlichen Grünbereichs angeordnet. Hier wird sowohl vom neuen Quartier als auch von der bestehenden südlichen Bebauung der öffentliche Nahverkehr verkehrssicher erreicht. Vor den Wohnhäusern sind offene Fahrradabstellplätze für die Besucher situiert. Im Eingangsbereich der Häuser sind weitere für die Bewohner vorgesehen, der wesentlich Teil ist im Untergeschoss in Verbindung mit der E-Bike Ladestation.

Brandschutz und Zuwegung der Feuerwehr
Jedem Bewohner dient als erster Rettungsweg das zentrale Treppenhaus, welches über ein großzügiges Treppenauge mit eingestelltem Glasaufzug natürlich belichtet ist. Der zweite Rettungsweg erfolgt bis zum 2. Obergeschoss über Anleitern mittels Handleiter. Im 3. Obergeschosse sind die Wohnungen so angeordnet, dass die Feuerwehr nur den Randbereich der Häuser anfahren muss. Somit kann der innere Bereich des Quartiers von Feuerwehrzufahrten bzw. Aufstellflächen freigehalten werden.

Schallschutz und Durchlässigkeit
Zur Augsburger Straße wird die bestehende Schallschutzmauer auf gleicher Höhe fortgeführt und zum neuen Quartier mit einer mit Sträuchern und Bäumen bewachsenen Böschung ergänzt. Die schalltechnisch belasteten Baukörper im Westen des geförderten Wohnungsbaus sind somit in den unteren beiden Geschossen bereits ausreichend vor Lärm geschützt. In den beiden oberen Geschossen sind die Wohnungen so orientiert, dass sie von Westen zwar belichtet, aber die Belüftung jeweils auch von Norden bzw. von Süden erfolgen kann. Zusätzlich können bei den zu öffnenden Fenstern entlang der vorgelagerten Balkonzone einfache, geschosshohe Verglasungen angebracht werden, so dass auch vor geöffneten Fenstern die entsprechenden Werte eingehalten werden können. Ansonsten wird durch den Einsatz von schallgedämmten, dezentralen Laibungslüftern zur Be- und Entlüftung ein ruhiges Schlafen und gleichzeitiges Lüften möglich. Wenn die Augsburger Straße, wie angedacht, als Ortstraße umgewidmet wird, können die Schallschutzmaßnahmen entfallen. Dann zeigt sich das Quartier nach Westen genauso durchlässig wie zu den übrigen Himmelsrichtungen.

Material und Konstruktion
Das neue „Quartier auf den Lechfeldwiesen“ ist aus 10 Bauköpern mit einer hochflexiblen Grundrisssystematik gebildet. Mit gleichbleibender Außengeometrie sind15 verschiedene Grundrisstypen auf 7 Plattformen von A bis G angeordnet, wodurch der geforderte Wohnungsschlüssel erreicht wird. Das Untergeschoss wird als konventioneller Betonbau errichtet, wobei die Tiefgarage eine kostengünstige Pflasterung erhält. Ab dem Erdgeschoss sind die Wohngeschosse als vorgefertigter Holzbau errichtet. Dieser wird in einer massiven Dickholzkonstruktion ausgeführt, die entsprechenden Schall- als auch sommerlichen Wärmeschutz garantiert. Während die Wände im Inneren ihre hölzerne Optik in Wohnsichtqualität behalten, erhalten sie außen eine farblich behandelte Holzverschalung die durch Deckleisten rhythmisiert ist. Die Fenster sind in einer „structural glazing“ Konstruktion (die äußere Glasscheibe geht über den Flügelrahmen) ausgebildet. Als Sonnenschutz werden 2-teilige Faltläden angeboten, die in den Fensterlaibungen angeordnet, sich bequem über die Balkone öffnen und schließen lassen. Die umlaufenden Balkone werden von einem oberhalb des Dachdämmung angebrachten Stahlträgerrost abgehangen. Zwischen Stahlträgern werden robuste Betonfertigteile aufgelegt. Eine darauf montierte Stahlwanne trägt den Betonplattenbelag und dient als Befestigung für das Stabstahlgeländer. So entstehen barrierefrei zugängliche Freibereiche und gleichzeitig ein konstruktiver Schutz für die Holzfassaden. Alle Dächer sind als Flachdächer mit einer extensiven Dachbegrünung vorgesehen und bieten auch den gewünschten Platz für Photovoltaik- bzw. Sonnenkollektoren.

Farbkonzept
Die Stahlteile der abgehängten Balkone einschließlich deren Geländer werden in einem neutralen Anthrazitton pulverbeschichtet. Dieser korrespondiert mit den ebenfalls in Anthrazit emaillierten Farbrändern der sg-Verglasung der Fensterflügel. Während alle Stahlbauteile an den Häusern gleichfarbig gehalten sind, werden die Holzfassaden in unterschiedlichen Pastell- bzw. Erdtönen mit einer 2-fach, deckenden Holzlasur versehen.
Dadurch erhält jedes einzelne Wohnhaus seine eigene „Identität“ im Quartier.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit durch Modul und Konstruktion
Durch die kompakte Bauweise (gutes A/V-Verhältnis) der einzelnen Baukörper sowie die modulare Planung mit sich wiederholenden Grundrissen sind die Grundzüge einer sehr guten Wirtschaftlichkeit sowohl in Planung als auch Ausführung gegeben. Die Planung kann so im Prinzip auch auf den Bereich des freifinanzierten Teilbereichs übertragen werden. Zudem garantiert die Verwendung von wertigen, trennbaren Materialien wie Beton, Holz, Mineralwolle, Glas und Stahl eine nachhaltige Errichtung - auch aus nachwachsenden Rohstoffen - die später wieder recycelt werden können. Durch die „structural glazing“ Konstruktion der Fenster werden zukünftige Wartungsarbeiten an den Fenstern vermieden (kein Streichen). Im Inneren erhalten die Bewohner wohnliche Holzfenster. Zur Unterstützung der Energieversorgung können auf allen Dächern Photovoltaik- bzw. Kollektorelemente aufgestellt werden, die durch die umlaufenden Balkone zurückversetzt liegen und somit nicht das ruhige Erscheinungsbild der Baukörper stören. Eine Be- und Entlüftung der einzelnen Räume erfolgt über dezentrale Lüftungsgeräte. Auch sie werden entsprechend verdeckt angeordnet (hinter der Holzverschalung), damit sie optisch nicht erscheinen. Über einen Wärmetauscher sollen sie nicht nur das Raumklima unterstützen, sondern auch helfen Energie einzusparen.
Die Wärmeversorgung ist über das Fernwärmenetz des Marktes Kaufering gewährleistet. Zusammen mit dem Holzbau, der Dämmung sowie einer hochwertigen 3-Scheiben Verglasung wird der „Niedrigstenergiehausstandard“ einfach erreicht. Durch ein ausgewogenes Verhältnis von Wand- zu Glasflächen, einer Verschattung durch die Balkonzone, der Anordnung von Fensterläden sowie der Verwendung eines Gründachs ist im Sommer von angenehmen Wohntemperaturen auszugehen. Die Kühlung im Sommer erfolgt über eine Grundwasserwärmepumpe, die im Winter mit der Fernwärme gekoppelt, die Beheizung des Wohnraumes übernimmt.

Freianlagen und Ökologie und Wassermanagement

Im Übergang zwischen Siedlungsstruktur, Kulturlandschaft im Norden und den Lechauen im Osten besteht an den Freiraum des neuen Wohnquartiers eine besondere Anforderung hinsichtlich übergeordneten Grünstrukturen und Wegebeziehungen. Durch die kompakten Gebäudekörper ist es möglich, dass der gesamte Freiraum als durchgängiges Grün verstanden wird, das offene Rasen- und Wiesenflächen und zur räumlichen Gliederung und ökologischen Bereicherung Hecken- und Baumstrukturen aufweist. Entlang der durchgängigen Wegeverbindungen wird der Freiraum großzügig und ohne räumliche Eingrenzungen gehalten, zu den Wohngebäuden hin wird die soziale Distanz durch lockere, weich geschwungene Hecken hergestellt, private Gärten können durch Zäune abgetrennt werden. Im Zentrum des Quartiers liegen in Ost-West-Richtung angeordnet die gemeinschaftlichen Freiraumnutzungen: ein Rasenspielfeld, ein Kinderspielplatz, der Vorplatz vor dem Gemeinschaftsgebäude sowie ein Grillbereich für die Anwohner, jeweils als verbindender Treffpunkt für Menschen unterschiedlicher Altersgruppen. Durch einen Verzicht auf Erschließungsstraßen innerhalb des Quartiers wird die Versiegelung auf ein Minimum reduziert.