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Abelmann Vielain Pock Architekten

Gutshof Britz

Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Gemeinde-, Kulturzentren, Mehrzweckhallen
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2011
Material Fassade
Mauerwerk
Architektenpreis
Nominierung Deutscher Städtebaupreis 2014
Der Kuhstall des Gutes Britz wurde Mitte des 19.Jahrhunderts im italienischen ländlichen Villenstil errichtet und gemeinsam mit der Schmiede, dem Ochsenstall, dem Gutsverwalterhaus und dem älteren Pferdestall um einen zentralen Hof angeordnet.
Der Kuhstall ist ein Sichtmauerwerksbau mit Preußischen Kappendecken auf gußeisernen Säulen; die bauzeitlich nur geringe Dachneigung und die aus der Dachfläche gefalteten Zwerchgauben waren speziell für die damals neu entwickelte Teerpappendeckung gestaltet und mit großem Dachüberstand, rinnenlos, ausgeführt.
Im Mittelbau, neben dem großen Zwerchhaus, befand sich die Treppe zum Heuboden.
Der Kopfbau, das sogenannte „Schweizerhaus“, wurde mit schmuckvollem Sichtfachwerkgiebel zum Gutshaus hin errichtet und diente als Wohnung des Melkers(„Schweizer“).

Der Hauptbau mit Mittelbau, Nord- und Südflügel bot Platz für ca. 200 Milchkühe, die in Anbindehaltung auf einer Einstreu aus Stroh vermutlich in Zehnerreihen standen.
In den darüberliegenden Heuboden wurde das Futter über Ladeluken von außen eingebracht und vermutlich über Deckenöffnungen auf die Futtergänge abgeworfen und verteilt.
Die Aufstellung der Kühe quer zum First und der seitlich durchlaufende Verbindungsgang führten zu der asymmetrischen Säulenstellung, die noch heute in Foyer und Saal erkennbar ist.
Der Wechsel von Futtergang (=Fenster) und Mistgang (=Tor) ist ebenso in der Hoffassade noch deutlich ablesbar.

Dachaufsicht bis 1943 / 1950
mit flachgeneigtem Dach (ca. 24 °) Pappeindeckung auf
gesamtem Dach.
Mit Nordflügel, zweigeschossigem Querbau und 9 Spitzzwerchgauben
zur Hofseite.

Dachaufsicht 1950 bis 2010
mit nach dem Brand von 1950 stärker geneigt (ca. 30 °) wiederaufgebautem Dachstuhl, hofseitig mit Ziegeleindeckung, ohne Gauben.
Der Nordflügel wurde nach dem Kriegsschaden 1943 bzw. dem Brand von 1950 nicht wieder errichtet.

Der Kuhstall seit 1945
1943 wird der Gutshof von Fliegerbomben getroffen und beschädigt, ab 1945 erfolgen Reparaturen und Wiederinbetriebnahme der Ställe.
Am 29.August 1950 brennt der Kuhstall infolge Blitzeinschlag ab, mitsamt 5.000 Zentnern Stroh und Heu, und wird anschließend ohne Nordflügel und mit verändertert, 1 m höherer Dachkonstruktion wiedererrichtet.
Bis 2007 wird das Gebäude als Stall, Lager und zunehmend als Sozialgebäude genutzt, zuletzt durch das Natur- und Grünflächenamt Neukölln.

Nach kurzem Leerstand erfolgt ab 2010 der Umbau zum „Kulturstall“; Eröffnung 2011.

Dachaufsicht ab 2010
Stallgebäude beidseitig mit Ziegeldeckung, Wiederaufbau des Mittelbaus- Zwerchhauses.
Neubau einer Freilichtbühne an der Stelle des ehem. Nordflügels.