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Atelier ST

Faktorenhaus Schönbach

Robert Rieger
Robert Rieger
Ort
Schönbach
Gebäudekategorie
Büro und Verwaltung
Bauvorhaben
Sanierung
Jahr der Fertigstellung
2020
Material Fassade
Holz
ORT UND UMGEBUNG
Eingebettet in die traumhafte Naturkulisse des Landschaftsschutzgebietes Oberlausitzer Bergland befindet sich die kleine Ortschaft Schönbach.
Neben der Idylle der Natur sind es aber nicht zuletzt die zahlreichen Umgebindehäuser die der Oberlausitz zu überregionaler Bekanntheit verhelfen.
Bei dieser besonderen Bauweise ist der Hauptraum im Erdgeschoss in einer gesonderten Holzblockbauweise errichtet und von einem umlaufenden Stützensystem umgeben.

HINTERGRUND
Das Faktorenhaus in Schönbach wurde um 1785 als repräsentatives Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Umgebindestruktur errichtet. Faktoren waren seinerzeit Leinwandhändler, die Tuchverarbeiter mit Garnen und Ausrüstungen belieferten.
Aktuell nutzt erneut ein Händler das Faktorenhaus. Doch statt Leinen und Garnen handelt das mittelständige Unternehmen Möbelstarke mit zeitgenössischen Möbeln, Küchen und allen dazu gehörigen Accessoires. Bürostrukturen, für den Verwaltungsapparat dieses Unternehmens, sind auf den oberen beiden Ebenen arrangiert. Das Erdgeschoss als halböffentlicher Bereich nimmt unter seinen historischen Kreuz- und Tonnengewölben Foyer, Garderobe, Toiletten und Seminarräume auf. Nach wie vor bleibt aber das Herzstück des gesamten Objektes die Blockstube. Diese wurde unter Beibehaltung ihrer historischen Struktur in einen atmosphärische Gastraum mit offener Küche und Kamin überführt.

KONZEPT UND LEITIDEE
Das gesamte Faktorenhaus steht als bedeutendes Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.
Übergeordnetes Ziel war es vor diesem Hintergrund das Ursprungsbild des "Faktorenhauses" zu bewahren, es jedoch mit einer auf die neuen Nutzungen abgestimmten Gestaltung zeitgenössisch fortzuschreiben.
Auf dieser Basis wurde das Gebäude von sämtlichen Anbauten und später hinzugefügten Bauelementen befreit und auf seine klare Kubatur und Tragwerk zurückgeführt.
Historische vorhandene Strukturen werden in den Vordergrund gestellt. Neue Elemente werden bewusst als solche gezeigt.
Im Inneren wurde das Fachwerk und Gebälk zu großen Teilen freigelegt und erlebbar gemacht. Zum einen um mehr natürliches Tageslicht in das Gebäude Innere zu transportieren und zum anderen für ein von außen nicht zu erahnendes Raumerlebnis. Denn durch freigelegte und rückgebaute Decken-und Wandflächen werden große Luft-und Lichträume sowie Galerien generiert, welche die unterschiedlichen Ebenen der Büros mit einander visuell verbinden.
Für die Erschließung der oberen Verwaltungsräume sorgt eine neue Treppe auf der Nordseite. Eine direkte Evakuierung direkt ins Freie als erster notwendiger Rettungsweg ist somit gegeben.

OBERFLÄCHE UND MATERIAL
Die verwendeten Materialien und Oberflächen folgen dem Prinzip: „What you see - is what you get.“ Historie und Zeitgeist geben sich dabei die Klinke in die Hand.
Bruchstein, Sumpfkalkschlämme und verkohltes Holz in Kombination mit handgeschnitzten weißen Zierrahmen prägen die äußere Erscheinung. Im Innern treten natürliche Lehmputze und helle Kaseinfarben, in Kontrast zu dunklen Rohstahl- oder spiegelnden Chromstahloberflächen. Für die Böden der Büros und Besprechungsräume wurden schallabsorbierende, anthrazitfarbene Teppichböden eingesetzt. Alle anderen Flächen sind mit großformatigen, geölten Eichendielen ausgelegt. Für die Blockstube wurden vorgefundene, historischen Dielen des Objektes aufgearbeitet und wieder verwendet. Alle anderen öffentlichen Bereiche sind mit Zementfliesen ausgelegt.
Alle drei Hauptgeschosse verbinden unterschiedlich farbige Sanitärräume. Gegenüber der reduzierten Farbgebung der Grundsubstanz wurden für diese untergeordneten Räume intensivere Farben wie violett, purpur und türkis gewählt.

Bestehendes und Neues ergänzen sich zu einer selbstverständlichen Einheit. Es bleibt ein Umgebindehaus, aber eines das im hier und jetzt steht.