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Berger+Parkkinen

Neubau Institutsgebäude Pharmazie

PMU / Haus D
Foto: Hertha Hurnaus
Foto: Hertha Hurnaus
Ort
Salzburg
Gebäudekategorie
Hochschulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) in Salzburg wurde im Jahr 2004 gegründet. Im Jahr 2017 konnte das Curriculum um das Studium der Pharmazie erweitert werden. Um den neuen Studenten Raum zu bieten, musste pünktlich zum Sommer-Semester 2018 ein neues Instituts und Laborgebäude zur Verfügung stehen. In Folge der Absiedelung einer Druckerei auf der direkt zur Uni angrenzenden Liegenschaft stand ein ideales Grundstück für einen Neubau zur Verfügung. Berger+Parkkinen Architekten wurden im Jänner 2016 mit der Planung des Neubaus beauftragt.

Das in die Tiefe erstreckte Grundstück verbindet die Strubergasse mit der Wallnergasse, und reicht somit bis an den hochliegenden Bahndamm. Die Volumetrie des Baukörpers stellt eine Fortsetzung der Nord-Süd gerichteten Volumen der Bauten des Stadtwerkeareals dar, und ordnet sich auch in der Maßstäblichkeit dem Kontext ein. Es entstand so eine zusammenhängende Bebauungsstruktur über drei Entwicklungsbereiche hinweg, beginnend südlich der Maxglaner-Hauptstraße  über die Strubergasse bis zur Wallnergasse. Der so gefestigte neue Stadtkörper mit dem neuen Haus D als Schlussstein stellt entlang der Gaswerkgasse eine Verbindung nach Mülln her, wo über den Bahndamm hinweg ein erkennbarer Konnex zwischen Altstadt und Lehen hergestellt wird.

Durch die gezielt versetzte Anordnung der Baukörper ergeben sich verschiedene Raumsequenzen und Durchblicke. Es entstehen Plätze, Gassen, Höfe, Orte der Bewegung und des Verweilens. Die Berücksichtigung dieser übergeordneten Morphologie hat zum Ziel, dem gesamten Areal eine einheitliche, individuelle, urbane Identität zu verleihen. 

Das Konzept der Labors und Institutsräume sollte als Weiterführung des 2013 fertiggestellten, und ebenfalls von Berger+Parkkinen geplanten Institutsgebäudes Haus C auf der gegenüberliegenden Straßenseite angelegt werden. Die Ähnlichkeit der Typologie der Labor- und Institutsräume ist daher nicht zufällig. Ebenso konnte in Anlehnung an Haus C die Anordnung der gesamten Labor- und Lüftungstechnik in einem dafür reservierten Dachgeschoss geplant werden. Eine besondere Herausforderung lag in der Frage, wie das neue Haus das besondere Merkmal von Haus C und den drei Schwestergebäuden des Stadtwerkeareals, die wellenförmigen Spiegeluntersichten der auskragenden Baukörper interpretieren oder aufnehmen kann. Die Antwort lag darin, nicht die Form aber das Konzept zu übernehmen. Im Stadtwerkeareal kontrastieren die transparenten Sockelgebäude mit den geschlossenen Obergeschossen. Die Landschaft und der öffentliche Raum scheinen die Häuser zu durchdringen.

Diese Idee eines halböffentlichen Sockelgeschosses wird beim neuen Haus D mit der Anlage der urbanen Typologie einer großen Säulenhalle weitergeführt. Das Zentrum dieser großen Halle nimmt ein Amphitheater ein. Umgeben von Glaswänden bildet es das transparente Herz des Hauses. Die massiven Bögen und Pfeiler überspannen quer das gesamte Erdgeschoß, und verbinden damit die verschiedenen Bereiche Auditorium, Seminarsäle, Foyerbereich und Stiegenhäuser. Die gläsernen Wände lassen alle Teile in einem offenen Raumverbund verschmelzen.

Typologisch ähnelt das Erdgeschoss einer dreischiffigen „Basilika“, wobei die westliche Stützenreihe nicht unter der Fassade steht, sondern eingerückt der schrägen Linie der alten Grundgrenze folgt. Dadurch nimmt die Eingangshalle eine konische Form an, mit einer Reihe unterschiedlicher Bögen. Ebenso entsteht der konische Verlauf der Auskragung zum Vorplatz. Diese kleine Schräge öffnet das strenge System der Pfeiler, und stellt so eine formale Verbindung zur Architektur von Haus C her.

Besonders hervorgehoben wird diese Dynamik durch doppelt hohe Bögen im Bereich der Stiegenhäuser, die so den Übergang vom Sockel in die Etagen von außen lesbar machen. Bei der Ausführung der Putzfassaden wurden höchste ökologische Grundsätze verfolgt, indem traditionelle Putztechniken mit mehrlagigem Dickputz auf Mineralwolldämmung zur Anwendung kamen, mit einem hochwertigen Anstrich auf Wasserglasbasis. Die aus der handwerklichen Fertigung entstehende leicht unregelmäßige Struktur in Verbindung mit dem Farbauftrag gibt der Fassade Volumen, und eine offensichtliche Ähnlichkeit mit den traditionellen Hausfassaden der Umgebung.

Ebenso wie in Haus C kommt den beiden Haupttreppen eine große Bedeutung zu. Besonders die große Stiege 1 ist als dreidimensionaler Kommunikationsraum geplant. Die klare Struktur des Gebäudes zielt auf eine hohe Nachhaltigkeit hin, indem lediglich die statisch notwendige Struktur unveränderlich gebaut ist, alle Trennwände und Raumaufteilungen sind hingegen flexibel ausgeführt, um späteren Nutzungsänderungen Raum bieten zu können. Dieses Prinzip wurde auch bei der Planung der Labor- und Gebäudetechnik verfolgt. Alle Labors sind in den Obergeschoßen untergebracht. Die Labors bedingen die innere Struktur des Gebäudes mit seinen funktionellen, großen Trakttiefen. Vorlesungs- und Übungsräume sowie Büros für die wissenschaftlichen Mitarbeiter und die Verwaltung ergänzen das Programm.

Ein deutlicher Rücksprung des Gebäudes im Osten ab dem 3. Obergeschoss wirkt wie eine diagonale Spiegelung des westlichen Rücksprunges der Arkade zum Vorplatz. Diese Rücksprünge regeln die Maßstäblichkeit des Baukörpers und ermöglichen die präzise Eingliederung in den Kontext. Zugleich bieten diese beiden Situationen den Nutzern und Nutzerinnen des Hauses in Form der Arkade und einer Terrasse willkommene Freibereiche.

Außenanlagen
Ausgehend vom Grundgedanken eines Universitätscampus wird die Entwicklung einer Platzsituation als zentraler Freiraum an der Strubergasse angestrebt, um den sich die wesentlichen öffentlichen Funktionen des Universitätsalltags wie Audi Max, Bibliothek etc. gruppieren und über den die übergeordneten Verbindungswege durch das Areal führen.

Die Außenanlagen sind als Teil einer einheitlichen Oberflächen- und Freiraumgestaltung zwischen dem Stadtwerk Life Sciences Campus und dem Bahndamm angedacht und verweben das neue Areal mit dem umliegenden Bestand. Auf Grund der schmalen Parzelle flankieren langgezogene Gräserstreifen das Gebäude. Der Waldgarten im Süden basiert auf dem bestehenden Garten der Villa und bildet einen hohen und dichten grünen Abschluss des PMU-Areals gegenüber der Hochbahntrasse. Dafür wurde der vorhandene Baumbestand ausgelichtet und mit Laubgehölzen, Sträuchern, Gräsern und Stauden ergänzt. Für die Hörsäle entsteht so ein attraktives räumliches Bild, das von niedrig im Vordergrund zu hoch um die Villa gestaffelt ist. Der Garten und seine mit Holzelementen gefasste Terrasse sollen für Studierende wie auch für Lehrende als Rückzugs-, Erholungs- und Kommunikationsraum nutzbar sein.

Verkehr
Im Sinne der Verkehrsberuhigung wird eine schrittweise Neukonzeption und Umgestaltung der Strubergasse angestrebt. Diese soll als „Begegnungszone“ konzipiert werden d.h. Abkehr vom klassischen linearen Straßenraum hin zur  Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer mit verkehrsverlangsamenden Maßnahmen wie begrünte Bereiche, Einbahnregelung und möblierten Zonen. Die Führung des öffentlichen Verkehrs (Buslinien) sowie die Zufahrten zu den Garagen werden in das Erschließungskonzept einbezogen, bestehende Wegeverbindungen aufgenommen und der fußläufigen Durchlässigkeit sowie der Neuerrichtung von Radverbindungen Priorität eingeräumt. Die Anfahrt für die gelegentlichen Anlieferungen soll über die Wallnergasse erfolgen, die Abfahrt über die Strubergasse.

Auftraggeber Paracelsus Medizinische Privatuniversität   
Architektur Berger+Parkkinen Architekten ZT GmbH

Landschaftsarchitektur Lindle+Bukor Atelier für Landschaft, Wien
Statik Marius Consulting ZT GmbH, Salzburg           
Haustechnik Karres Technisches Büro GmbH, Salzburg   
Bauphysik Ing. Rothbacher GmbH, Zell am See       
Brandschutz IBS-Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung GmbH, Linz          
   
Hauptnutzfläche 3.200 m2   
Bruttogeschoßfläche 4.600 m2