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Brückner & Brückner Architekten

Waldnaabkapelle. Neubau Wegkapelle in den Waldnaabauen

errichtet vom Rotary Club Stiftland 2022
mju-fotografie, Marie Luisa Jünger, Hümpfershausen
mju-fotografie, Marie Luisa Jünger, Hümpfershausen
Ort
Tirschenreuth
Gebäudekategorie
Kirchen, Klöster, Moscheen, Synagogen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Holz
Beinahe 900 Jahre ist es her, dass die Zisterzienser damit begannen, diesen Landstrich – das Stiftland – nachhaltig zu prägen. Sie schufen eine Kulturlandschaft internationalen Ranges.

Das Kloster und seine Wallfahrtsstätten, Kreuzwege, Wegkapellen und Stiftlandsäulen formten eine dichte Sakrallandschaft. Sakrales und Ökonomie verschwisterten sich. Der hiesige, von der Waldnaab gespeiste und das Wasser haltende Boden rief nach Teichwirtschaft. Über die Zeiten werden hier Fische geerntet. Diese Kulturlandschaft wird bis heute genutzt, ergänzt um großflächige ökologische Maßnahmen für den Naturschutz.

Nun steht nahe des ehemaligen Bahndamms, der ein Jahrhundert lang die Eisenbahn durch die Waldnaabauen getragen hat und jetzt dem Wandern und Radfahren dient, neben der Himmelsleiter und der Heusterzbrücke auch eine Wegkapelle.

Dieser Sakralraum vollendet einen Dreiklang: Aufstieg – Übergang – Einkehr.

Fast meint man, auch das Baumaterial feiert Einkehr: Kaolinsand vom Teichgrund – das Grund-material für die hier einst mächtige Porzellanindustrie – dient dem Beton als Zuschlagstoff und verleiht dem steinigen Fundament die strahlend helle Farbe. Nadelholz ragt gen Himmel: 325 Balken in quadratischem Querschnitt mit viertelmetriger Kantenlänge. Der Bau wächst aus dem Wasser. Wie aus der Erde der Baum, so wächst aus dem kaolindurchtränkten Fundament der hölzerne Himmel. Zeigt sich dem Menschen in der Landschaft die horizontale Weite, so richtet sich der Blick nach der Einkehr in die Kapelle unweigerlich nach oben, zum Sonnen- oder Mondlicht. Die silberne Wand fängt die Farben des Himmels, Kerzenlicht verzaubert den Raum. Die Gerüche des Holzes, des Bodens und des Wassers verorten die Einkehrenden.

Der helle Klang der Glocke erinnert die Spenderfamilie an die schweren Jahre der Pandemie. Die Besucher führt das Klingen in eine andere Wirklichkeit. Die Kapelle ist tags wie nachts geöffnet.