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Brückner & Brückner Architekten

Lebendiges Gedächtnis. Neubau Stadtarchiv Oberviechtach

Oberpfalz, Bayern
mju-fotografie, Marie Luisa Jünger, Hümpfershausen
mju-fotografie, Marie Luisa Jünger, Hümpfershausen
Ort
Oberviechtach
Gebäudekategorie
Bibliotheken, Archive
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2021
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
2022 best architects 23 award
Archive sind Erinnerungsorte. Sie speichern Wissen von unschätzbarem wie
bleibendem Wert. Das Stadtarchiv in Oberviechtach ist das Gedächtnis der
Stadt, ein sehr lebendiges Gedächtnis, denn die Archivalien sollen nicht nur gut
verwahrt, sondern auch den Menschen vermittelt werden. Dazu braucht es ein
neues Haus, einen neuen Speicher – schützend und offen zugleich.

Zwischen Marktplatz und Marktweiher ist dieses neue Archiv entstanden.
Heute bilden hier Doktor-Eisenbart- und Stadtmuseum sowie das neue
Stadtarchiv einen neuen kulturellen Stadtbaustein. Eine prominente Fehlstelle
im Herzen der Stadt wurde repariert. Denn wir bauen das Neue auf dem Alten
auf, orientieren uns am Fußabdruck und am Volumen des über viele Jahre
leerstehenden Vorgängerbaus. Unsere Inspiration waren die im
Oberviechtacher Stadtbild allgegenwärtigen, hölzernen Scheunen. Diese
Holzstadel sind ebenfalls Speicher, Lagerort für Waren oder Naturalien.

Der neue Stadel ist ein zeitgemäßes und hocheffizientes Archivgebäude mit
besten technischen Voraussetzungen für die zukunftssichere Lagerung von
Archivalien, für das Speichern des historischen und kulturellen Gedächtnisses
der Stadt. Leichtbeton sorgt für ein stabiles Raumklima und eine sehr gute
Wärmedämmung. Eine Wärmepumpe reguliert die Temperatur nachhaltig
und energieeffizient.

Das neue Archiv ist eine monolithische Skulptur. Diese wurde mit Leichtbeton
in eine hölzerne Schalung aus unterschiedlich breiten Brettern gegossen, die
sich in Dimension und Breite an die örtlichen Stadel anlehnen. Nach der
Entfernung dieser Gussform wurde die hölzerne Struktur im gegossenen Stein
sichtbar. Diese Reminiszenz an die Stadel verändert sich im Spiel von Licht
und Schatten wie im Wechsel der Jahres- und Tageszeiten und macht das Holz
im Stein fühlbar und erlebbar. Innen sind die Wände aus gegossenem Stein mit
glatter Oberfläche, begleitet von regionalem Holz in warmen Tönen – Türen und
Möbel sind aus Fichten-, die Böden aus Eichenholz. Große, teilweise mehrgeschossige,
gläserne Öffnungen bringen viel Tageslicht in die öffentlichen Räume. Denn neben den
wichtigen technischen Räumen zur Lagerung und Verarbeitung der Archivalien gibt es auch Räume zur Vermittlung des Gedächtnisses der Stadt, barrierefrei erreichbar.
Ein multifunktionaler, heller Raum im Dachgeschoss – nutzbar als Lesesaal, Seminarraum, Vortragsraum oder für archivpädagogische Veranstaltungen – immer mit einem gerahmten
Blick über den Stadtweiher. Ebenso vielseitig bespielbar ist das große offene Treppenhaus, das sich über alle Geschosse zieht. Hier können Ausstellungen gezeigt werden oder Empfänge stattfinden.

Der neue Stadel speichert nicht nur das Wissen der Stadt, sondern wird selbst
Teil der Stadt und seiner Geschichte.