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Fischer Architekten

Hochhaus Birmensdorferstrasse, Zürich

© Michael Egloff
© Michael Egloff
Ort
Zürich
Gebäudekategorie
Wohn-, Geschäftshäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Keramik
Im Scheitel zweier städtischer Verkehrsachsen wurde ein kleines Hochhaus realisiert. Durch präzise Setzung der Volumetrie wird eine namenlose Kreuzung in einen einprägsamen urbanen Platz transformiert. Das fein austarierte Nutzungsangebot im Erdgeschoss sowie ein breites Spektrum an flexiblen Wohnungen in den oberen Geschossen unterstützen die für diesen Ort beabsichtigte Lebendigkeit. Die feingliedrig gestaltete, dunkelgrüne Keramikfassade akzentuiert das jahreszeitlich wechselnde Farbspiel der ortsprägenden Bäume und verleiht dem Baukörper eine eigene, starke Identität.

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Das Grundstück an der Kreuzung von Birmensdorfer- und Gutstrasse markiert den Übergang zwischen dem kompakten Stadtkörper der Gründerzeitquartiere und der offenen, durchgrünten Gartenstadt. Mit dem Ersatzneubau für zwei bestehende Wohn- und Gewerbebauten entstand das Potenzial für eine Aufwertung der städtebaulichen Situation an diesem bedeutenden Verkehrsknoten.

Anstelle einer Blockrandbebauung nach Regelbauweise wurde die Setzung eines Hochhauses gewählt. Der Baukörper entwickelt sich aus einem raumgreifenden polygonalen Sockel in einen gerichteten rechteckigen Schaft. Der Sockel greift die unterschiedlichen Geometrien des Ortes auf, fasst und klärt dabei sowohl die Strassenräume wie auch die halböffentliche Hofsituation im Übergang zum benachbarten Einkaufszentrum.

Durch eine markante Rückversetzung der Hauptfassade von der Baulinie gelingt die Schaffung eines von Stirnfassaden begrenzten, verkehrsbetonten, weiträumigen Platzes mit fliessenden Konturen. Zentral für die räumliche Lesbarkeit der Platzfigur und den Zusammenhang über die Verkehrsströme hinweg sind malerisch gesetzte Grossbäume, die zwischen den Platzfragmenten vermitteln. Das Hochhaus orientiert sich auf diesen kollektiven Stadtraum und bindet den neuen Vorplatz in den öffentlichen Raum ein. Die Platzgestaltung betont die Kontinuität des Raumgefüges: Durch feine Abtreppungen werden die Höhenunterschiede überwunden und die Kontinuität und Durchlässigkeit des Platzraums verbessert. Ein neuer Trinkbrunnen schafft Bezug zum Gegenüber und betont den öffentlichen Charakter des Orts. Aus der anonymen Kreuzung entsteht ein urbaner Platz mit Identität.

Im überhohen Erdgeschoss sorgen halböffentliche Nutzungen für die beabsichtigte Lebendigkeit. Die darüberliegenden Geschossflächen im Sockelbau beherbergen neben Büros grosse Wohnungen, die über eine Rue intérieure erschlossen werden und alle sowohl auf die gut besonnte Birmensdorferstrasse wie auch zur ruhigen Hofseite ausgerichtet sind. Intime, raumgreifende Atrien dienen als private Aussenräume. Im Schaft des Hochhauses finden sich Wohnungen ­unterschiedlichsten Zuschnitts, die ebenfalls alle nach mindestens zwei Seiten orientiert sind. Loggien, die den Wohnbereich räumlich weiten, lassen sich mit Glas­elementen vor Wind und Regen schützen.

Das mehrfach geknickte und abgestufte Gebäudevolumen wird durch eine feingliedrig gestaltete Fassade aus speziell für dieses Objekt gefertigten, dunkelgrün glasierten Terracotta-Kacheln charakterisiert. In ihrer Höhenentwicklung weist die Fassade eine klassische Gliederung in Sockel, Mittelbereich und Attika auf, deren Übergänge durch leichte, zunächst kaum erkennbare Versetzungen der Stützelemente gekennzeichnet sind. Die Fenster der unteren Geschosse weisen in Anlehnung an die gebaute Nachbarschaft vertikale Formate auf. Über der homogenen Dachlandschaft der Regelbauweise wechseln die Fensterformate im Hochhaus zu einem horizontalen, auf die Fernsicht ausgelegten Format. Im Attikageschoss schliesslich betonen grosse, wiederum vertikal gesetzte Segmente die Überhöhe und bewirken eine moderate Auszeichnung der Attika als Krone der Volumetrie.

In ihrer Materialisierung nimmt die Fassade Bezug auf die Geschichte des Ortes: Das Areal liegt in einem ehemals für den Lehmabbau genutzten Gebiet, wovon noch heute mehrere Backsteinbauten in der direkten Umgebung zeugen. Die dunkelgrüne Farbgebung akzentuiert im städtischen Kontext das jahreszeitlich wechselnde Farbspiel der ortsprägenden Bäume und schafft Kontrast zu den benachbarten Bauten, während sie in ihrer Fernwirkung den Bezug zum landschaftsräumlichen Hintergrund des Uetlibergs sucht. Der Farbton entwickelt seine volle Wirkung erst durch die Besonnung der glasierten Oberflächen. Auf den im Schatten liegenden Bereichen dominiert hingegen ein vornehmer, farblich zurückhaltender Anthrazitton.