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Hadi Teherani

Gorch-Fock Schule

© Jörg Hempel
© Jörg Hempel
Ort
Hamburg, Blankenese
Gebäudekategorie
Schulen
Städtebauliche und landschaftsräumliche Situation

Der Entwurf entsteht aus der Verschmelzung von zwei parallelen Initiativen:

- Ergänzungs- beziehungsweise Neubaumaßnahmen der Behörde für Schule und Berufsbildung zum Bau von einer Pausenhalle und acht Klassenräumen als Ersatz für die bestehenden Pavillons

- Reaktivierung der vorhandenen Sportplatzflächen

Die Planung bündelt beide mit Hilfe eines städtebaulichen Konzeptes, das im Prinzip schon in den originären Erweiterungskonzepten des 81-jährigen Bestandsgebäudes und seinem Zusammenspiel mit hochwertigen Landschaftsräumen und -elementen aufzufinden ist:

Schon heute liegt die ‚eigentliche’ und räumlich wirksame Adresse des Gorch-Fock-Schul-Ensembles an der Blankeneser Landstraße; die kleine Allee, die sich zwischen ihr und der Karstenstrasse (Postadresse) spannt, ist schon Beginn – quasi ‚Vorgarten’ der Gorch-Fock-Schule;

Ihrer Achse folgend gelangt man in den zentralen Eingangs- und Erschließungsbereiche des Bestandsgebäudes von 1929, einem vollkommen symmetrisch gegliedert und aufgebauten Baukörper von hoher architektonischer Qualität in Grundriss, Fassade und Detail;

Aufnahmen der in originalen Grundriss und Lageplandokumenten belegten Leitidee, in südlicher Verlängerung der beschriebenen Achse und mit Verbindung zu zentralen Treppenbauwerken die zukünftigen ‚Erweiterungen’ umzusetzen;

Sinngemäße Umsetzung dieser Idee durch Umwidmung eines Teils des befestigten Pausenhofes in eine Pausenhalle, die südlich an das zentrale Treppenhaus des Altbaus anschließt;

In einem zweiten Erweiterungsring werden die Gebäudebereiche der achte Klassenräume in Form einer Sportplatzbebauung, quasi wie eine Tribüne in und über den heute geschosshohen ‚Wall’ integriert;

Der alte Schulbau erhält ein neues Gegenüber fast identischer Grundrissausdehnung – ein wenig luftiger und spielerischer gestaltet als der heute ortsprägende Backsteinbau und Zeuge seiner Zeit – aber durchaus in der Lage, einen spannungsreichen räumlichen Übergang zum höheren Sportplatzniveau zu schaffen und dafür Sorge zu tragen, dass der gro.zügige Sportund Spielbereich durch räumliche Einbindung zum gleichwertigen Mitspieler des Schulalltags und Schulensembles werden kann;

Die Pausenhalle hat somit nicht nur in Bezug zum bestehenden Gebäude eine optimal zentrale Lage, sie ist die neue bauliche Mitte und zukünftiges Herz der Gorch-Fock-Schule. Sie ist Verbindungselement von alten und neuen Schulbausteinen, ohne die Dominanz und Würde des alten Gebäudes dabei in Frage zu stellen.

Schulische Funktionen

Die durch das Raumprogramm geforderten Funktionen wie Pausenhalle, Veranstaltungssaal mit Bühne, Essenausgabe werden in Verbindung mit dem beschriebenen Außenraumkonzept qualitätvoll und vielseitig umgesetzt:

- Die Pausenhalle verbindet sich mit einer breiten, aus dem Geländewall entwickelten ‚Freitreppe’, die über das ‚Zwischenpodest’ Sportplatzebene in die Klassenräume der Ebene 2 führt.

- In die Treppenanlage ist eine etwa 20 qm große Bühne eingebettet, die die Pausenhalle zum Veranstaltungsraum mit besonderen räumlichen Bezügen zum Außenraum macht.

- Der räumlich angrenzende Bereich Essenausgabe kann bei Veranstaltungen als Foyer mit kalter Küche/Tresen und Südterrasse dienen.

Anregungen der Schulleitung folgend, wurde bei der Planung die Eignung zur Umsetzung reformpädagogischer Unterrichtskonzepte und Pisa-bestimmter, neuer Lehrpläne besonders beachtet: Jeweils zwei Klassen- und Gruppenräume stellen eine funktionale Nutzungseinheit her, in der die Anforderungen an gegenseitige Abgeschlossenheit reduziert wurden zu Gunsten von räumlicher Flexibilität, variabler Zuschaltbarkeit, visueller Transparenz und räumlicher Differenziertheit der Innenarchitektur. Baulich wurde dies erreicht durch Glaswände mit großen Türöffnungen und Verbindungstüren zwischen den 70 qm großen Klassenräumen. Aus der Architektur abgeleitet bieten die Gruppenräume durch Dachschrägen in Ebene 0 (1. + 2. Klasse) beziehungsweise Sitztreppen in Ebene 2 (3 + 4. Klasse) besondere Voraussetzungen für abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung. Es wird von sehr differenziertem Unterricht in Gruppen, auch klassenübergreifend ausgegangen. Frontalunterricht verliert nach der 1. Klasse zunehmend an Bedeutung.

Klimatisches Konzept

Den diversen Richtlinien entsprechend, wird der technische Ausstattungsstandard des Gebäudes einfach gehalten. Lüftungsanlagen sind nicht geplant. Da die Klassenräume eine Süd-/Südwestausrichtung aufweisen, wird ein außen liegender Sonnenschutz erforderlich. Dieser ist durch motorische Horizontallamellen mit Lichtlenkungsfunktion geplant. In der Ebene 0 wird dieser horizontale Sonnenschutz durch eine ‚Pergola’ aus beschnittenen Platanen und deren Blattwerk hergestellt. Aus wirtschaftlichen Gründen sollte der Sonnenschutz an den Fassaden der Pausenhalle reduziert und die freie Lüftung/Querlüftung optimiert werden. Mittels thermischer Gebäudesimulation wurde die Temperaturentwicklung im Aufenthaltsbereich untersucht und die erforderlichen Lüftungsquerschnitte ermittelt.

Anschluss Altbau

Durch die höhere Frequenz im Treppenhaus des Altbaus nach der Erweiterung und um die achsiale Ordnung der Gebäude zu unterstützen soll die in der Architektur des Altbaus angelegte, aber nie ausgeführte zweiteilige ‚Kaisertreppe’ hergestellt werden. Dazu wird der ostseitige zweite Treppenlauf statt der Geschosspodeste eingebaut.