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HELGA BLOCKSDORF/ARCHITEKTUR

Haus Karlsruhe, Baden-Württemberg

(c) Alex Stiebritz
(c) Alex Stiebritz
Ort
Karlsruhe-Waldstadt
Gebäudekategorie
Einfamilien-, Reihen-, Wochenendhäuser
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2017
Material Fassade
Putz
Architektenpreis
Häuser Award 2019
DER ÜBERSCHRIEBENE RAUM – Kooperation mit Inka Steinhöfel

Das vorhandeneWohnhaus wurde 1961 für die neue Heimat in der Waldstadt von Karlsruhe erbaut und schenkt eine Besonderheit. In Abwandlung der ortsüblichen traufständigen Giebelhäuser hat der damalige Architekt A. Lehmann BDA zwei Dächer erschaffen, die versetzt zueinander und verbunden durch Diele und Loggia giebelseitig zur Straße stehen. Diese Konstellation greift der Entwurf auf, erweitert und überschreibt sie im Palimpsest zu einem neuen eigenständigen Gefüge.

Die erste Erweiterung im Haus Karlsruhe richtet sich nach innen: Im Herauswaschen und Herauskratzen alter Wände, Böden und Geschossdecken zu bisher nicht genutztem Dachraum entledigt sich das Gebäude einer überlebten Kleinzelligkeit. Eine Rohform wird freigelegt und neu formatiert. Die geschlemmte Außenwand aus 24cm aus Kalksandstein gemischt mit Streifen aus Bimssteinen leistet nach heutigen Maßstäben bauphysikalisch kaum Dienste. In der Bauphase werden alle Fensteröffnungen ersetzt, es fällt der Südgiebel, der alte Kellerzugang wird zugeschüttet. Der Abbruch der Bestandsdächer war von Seiten der Statik von Beginn an angeordnet. Zwischenzeitlich steht demzufolge mehr ein Torso im
Garten denn ein Haus. Erst die zwei neuen Dachkonstruktionen, die Einführung weniger großer Fensteröffnungen und die Hinzunahme der ehemaligen Loggia in den Innenraum des Hauses fügen die zwei Körper zu einem erweiterten Ganzen zusammen. Ein herausgehobenes Oberlicht mit einer Verglasung von 1,60 x 2,68m ermöglicht das Stehen unter der 30° Neigung im Dach und dehnt das Wohnen gen Himmel aus. Die Außenwand erhält ringsum eine neue Hülle aus 20cm Kalkzement bearbeitet mit einem durchgefärbten mineralischen Putz. Das Dach ist mit Holzfasern gedämmt und diffusionsoffen ausgeführt.

Zusammen mit den gleichfarbigen Tondachziegeln entsteht ein neues Ganzes.
Im Prozess des Überschreibens werden die Attribute des Einfamilienhauses - wie der Eingang, die Wohnküche, die Treppe nach oben, ein großes Terrassenfenster - zunächst hinterfragt und dann so neu kalibriert, dass sich die Raumfolge innen als gro.zügig erweist und sich dennoch maßstäblich einfügt in die gewachsene Struktur der Karlsruher Waldstadt - mattgrau im Grünen.

Team
Sofia Melliou, Ellen Staib

Bauleitung
Stiess Wiendbiel Architekten GbR

Größe
BGF: 190m2

Bauweise
Massivbau (Bestand: 24 cm Kalksandstein), ökologisch saniert mit
Kalkzementplatten (20 cm) als neuer Außenhülle

Fassade
durchgefärbter mineralischer Putz

Kennzahlen
Energiekonzept: Fernwärme
Heizwärmebedarf: 96,2 kWh/m2a
Primärenergiebedarf: 48,1 kWh/m2a
Baujahr Bestand: 1961