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JSWD Architekten

Haus der Europäischen Geschichte, Brüssel

Foto: C. Fabris
Foto: C. Fabris
Ort
Brüssel
Gebäudekategorie
Museen, Galerien
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2017
Material Fassade
Glas
Bauherr: EU-Parlament Brüssel
ARGE Architekten: JSWD, Köln mit Chaix & Morel et Associés, Paris
1. Preis Realisierungswettbewerb Juni 2011
Eröffnung Mai 2017

TGA, Statik, Technische Bauleitung: TPF Engineering, Brüssel  
Fassadenberatung: Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart
Ausstellungskonzept: ACCIONA Producciones y Diseño, Sevilla


Die vom amerikanischen Geschäftsmann George Eastman, dem Begründer der Firma Kodak, gestiftete Zahnklinik wurde im Jahr 1935 im „Léopold-Park“ erbaut, welcher seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Ort der Wissenschaft und der Erholung ist. Der 6 Hektar große „Leopold Park“ liegt im Herzen des Europäischen Viertels von Brüssel. Gerahmt von den Straßen rue Belliard,  chaussée d'Etterbeek und rue du Maelbeek sowie die rue Wiertz ist der Park eine grüne Insel inmitten des sich seit 20 Jahren stetig wandelnden Stadtteils. Das Europäische Parlament mietete das Gebäude, das einst als öffentliche Klinik, dann als Unterrichtsort und später als Pflegeheim genutzt wurde, ab dem Jahr 1985 an. Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude  durch verschiedene europäische Einrichtungen genutzt. Im Jahr 2009 entschied das EU-Parlament, einen Wettbewerb zur Sanierung, Erweiterung und Umnutzung als Museum der Europäischen Geschichte auszuloben. Der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft aus Chaix & Morel, Paris und JSWD, Köln ging daraus im Jahr 2011 als Siegerkonzept hervor.

Die Vereinigung des sanierten Bestands und der zeitgenössischen Erweiterung stellt eine besondere Verbindung zwischen dem Museum, der Parklandschaft und dem europäischen Zeitgeist des Viertels her. Der neugeschaffene, gläserne Kubus füllt den bestehenden Innenhof des U-förmigen Altbaus und überragt diesen um drei Etagen. Das mit einer schimmernden Glashülle bekleidete Implantat stärkt die Präsenz des neuen Museums und ergibt eine neue Identität mit Fernwirkung.
Die freie Anordnung der Ausstellungsboxen innerhalb des Glashauses ergibt eine lebendige Asymmetrie, die im Kontrast zum symmetrischen Bestandsgebäude steht. Tagsüber rahmt die mit weißen Linien bedruckte Glashülle das bewegte Innenleben und filtert das Sonnenlicht; die schlichte Form des Gesamtvolumens überwiegt. In der Nacht wendet sich die Wahrnehmung: die Hülle löst sich auf, die Gebäudeskulptur wird zu einem Lichtpunkt im nächtlichen Park.

Der Eingang mit Café und Museumsshop befindet sich im Sockelgeschoss und ist von der Parkseite des Gebäudes zugänglich. Im Inneren entwickeln sich alle Funktionsbereiche (Empfang, Auditorium, Ausstellung, Verwaltung etc.) um den zentralen Luftraum mit Freitreppe, der durch sein Glasdach als Lichtfuge fungiert.
Auf Ebene 1 ist die Wechselausstellung untergebracht. Im historischen Wartesaal der ehemaligen Zahnklinik wurden die Wandfresken des belgischen Malers Camille Barthélémy restauriert, die entlang eines Zierstreifens einige Szenen der berühmtesten Fabeln von La Fontaine darstellen.
Auf den übrigen 5 Ebenen befinden sich die Exponate der Dauerausstellung und das Auditorium.  Die Verteilung der Exponate folgt dabei einer chronologisch-thematischen Reihenfolge. Mithilfe von Objekten, visuellen und audiovisuellen Elementen sowie erklärenden Texten in den 24 Amtssprachen der EU soll für Erlebnisse gesorgt werden, die alle Sinne ansprechen.