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JSWD Architekten

Hotel Quai de Seine, Paris

Foto: Hervé Abbadie
Foto: Hervé Abbadie
Ort
Paris
Gebäudekategorie
Wohnen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2008
Material Fassade
Metall
Auftraggeber: Cofitem-Cofimur
Realisierungswettbewerb, 1. Preis 2004, Fertigstellung 2008
In Zusammenarbeit mit Chaix & Morel et associés, Paris

Das neu errichtete Gebäude wird als Hotel, Jugendherberge und Restaurant genutzt und steht direkt am Bassin de la Villette im 19. Pariser Arrondissement. Dessen Bewohner schätzen das 700 m lange und 70 m breite Bassin ob seiner Weitläufigkeit und der umgebenden Grünanlagen. Im Sommer sind die Ufer des Beckens dicht bevölkert mit Spaziergängern und Picknick-Gruppen. Das Bassin de la Villette entstand zwischen 1802 und 1808 als repräsentative Aufweitung eines Schifffahrtskanals, der den Nordwesten von Paris durchzieht.

Das von Chaix & Morel und JSWD Architekten für das Unternehmen Cofitem-Cofimur geplante Hotel steht unmittelbar an der Stirnseite des großen Beckens, und zwar an der Stelle eines 1990 abgebrannten historischen Speichergebäudes.

Um 1850 gemeinsam mit einem weiteren, in den Proportionen identischen Getreidespeicher errichtet, beherrschte der Vorgängerbau die Nordwestseite des Bassin de la Villette. Diese als Magasins Généraux bezeichneten Zwillingsbauten waren Teil einer klassizistischen Anlage, die bis zur 1784 errichteten Rotunde, einem von Claude-Nicolas Ledoux entworfenen Zollhaus, an der gegenüberliegenden Seite des Beckens reicht. Durch den Brand von 1990 wurde die Symmetrie des Ensembles zerstört. 2001 kündigte die Stadt Paris an, es wiederherzustellen – eingebettet in eine Gesamtplanung zur Aufwertung des Bassin de la Villette. Mit der Fertigstellung des Hotels in der Kubatur des einstigen Speichers wurde dieses Ziel Wirklichkeit.

Chaix & Morel und JSWD entschieden sich jedoch dagegen, das aus Holz, Stein und Ziegel konstruierte Gebäude in der alten Gestalt zu rekonstruieren. Vielmehr zeichnet ihr im Wettbewerb von 2004 erstplatzierter Entwurf die ursprüngliche Kubatur in Form eines von horizontalen Bändern gefassten Gehäuses aus eloxiertem Aluminium nach.

Innerhalb dieses als Körper transparenten, in seiner Präsenz aber wirksam angedeu-teten Gebäudes befindet sich als „Haus im Haus“ das eigentliche Gebäude. Die räumliche Tiefe der doppelten Fassade lässt Raum für einen Gang, der als Wartungsgang, aber auch als Balkon genutzt werden kann. Zugleich dienen die in einem horizontalen Wellenmuster angeordneten Aluminiumpaneele als Sonnenschutz. Nachts wird die architektonische Hülle farbig hinterleuchtet, und zwar orangerot an den Seiten und in wechselnder Farbe an den Giebelseiten. Die Fassade schimmert dann farbig im Wasser des Beckens.

An seiner Kanalseite wird das Parterre als Restaurant genutzt, im Keller befindet sich eine Diskothek. Die innere Fassade besteht aus vertikalen Holzschalungen.

Bei der Jugendherberge wie auch beim Hotel liegen nahezu alle Zimmer an der Au-ßenseite, an der Hofseite befinden sich vor allem Korridore und Nebenräume.

Mit ihren sechs Etagen umschließen die Gebäude einen länglichen Hof, der sich zum Becken hin öffnet. Diese Idee ist wohl das bemerkenswerteste architektonische Motiv des Gebäudes: Der Binnenraum des schmalen, von hohen Wänden begrenzten Hofes verlängert sich visuell in die Weite der nahen Wasserfläche. Im Zusammenwirken mit der äußeren Gebäudehülle entsteht so ein reizvolles Wechselverhältnis zwischen Innen- und Außenraum. Der in der ersten Etage gelegene Frühstücksraum des Ho-tels öffnet sich ebenerdig zum Garten des Hotels. Von hier aus wie auch aus den Panoramafahrstühlen, mit denen die Hotelgäste ihre Zimmer erreichen, genießt man den Blick über das weite Becken.