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karlundp

Grundschule Haimhauser Straße

Umbau, Sanierung und Erweiterung der denkmalgeschützten Schule
Jens Weber, München
Jens Weber, München
Ort
München
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Sanierung
Jahr der Fertigstellung
2021
Material Fassade
Putz
VOF: 2011
Auftraggeberin: Landeshauptstadt München vertreten durch Baureferat
Fertigstellung 1. BA: 2018
Fertigstellung Gesamt: 2020

BGF: 9.991,25 m²
BRI: 49.644,42 m³

Wachsende Schülerzahlen und die vermehrte Nachfrage nach Ganztagesangeboten erforderten eine Vergrößerung des bestehenden Schulhauses. Neben der Schaffung eines erweiterten Raumangebots für Unterricht, kooperativen Ganztag und Mensa, diente die Baumaßnahme auch dem Erhalt, der Wiederherstellung und Aufwertung der historischen Bausubstanz. Entstanden ist ein Schulgebäude, das einerseits das kulturelle Erbe bewahrt und andererseits den vielfältigen Anforderungen heutigen Lernens gerecht wird. Hierfür wurden Mängel im baulichen Brandschutz behoben, die Raumakustik verbessert, Inklusion und Barrierefreiheit sichergestellt und differenzierte Freiflächen auf dem schmalen Grundstück angelegt. Das unmittelbar an die Grundschule angrenzende, denkmalgeschützte, ehemalige Pfarrhaus von Matthias Werberger aus den Jahren 1857-59 wurde ebenfalls in die neue Raumkonzeption der Schule einbezogen.

Wertschätzung und Respekt vor der Baukunst Theodor Fischers bildeten während des gesamten Planungsprozesses die Grundlage unserer architektonischen Haltung. Wo immer möglich, wurden bauzeitliche Elemente geschützt, erhalten und ihnen zu neuem Glanz verholfen. Dabei erfolgte die Planung stets mit Achtung vor der historischen Ressource; gleichzeitig wurde der historische Bestand zum Wegweiser für alles Neue. Ergänzungen im Bestand leiteten sich formal aus den vorgefundenen, bauzeitlichen Ausstattungsdetails ab. Letztere wurden als neu hinzugefügte Elemente in die Jetzt-Zeit übertragen, ohne dabei Originale zu kopieren. Der Neubau und das Folienkissendach wurden mit Klarheit und Präzision zum Bestand gesetzt. Materialität und Formensprache des 21. Jahrhunderts treten in einen bereichernden Dialog mit dem historischen Gebäude. Das sensible, respektvolle Einfügen neuer Strukturen in die historischen Baukörper, im Großen wie im Kleinen, bewirkt eine Steigerung in der Wahrnehmung des Bestandsgebäudes.

Der vorgefundene Gebäudegrundriss hat die Form eines im Nordwesten offenen Rings, der einen Hof umschließt. Im Zuge der Baumaßnahme wurde an der unbebauten Nordwestecke des Bestands ein Erweiterungsbau ergänzt, der eine ringförmige Erschließung der Räumlichkeiten ermöglicht. Der dadurch allseitig umschlossene Innenhof wurde mit einem Folienkissendach überdeckt. Der ehemalige Außenraum mit historischen Rundbogenfenstern wurde so zum temperierten, lichten Innenhof im Herzen der Schule und kann als Pausenhof, Aula und Versammlungsstätte genutzt werden. Durch die direkte Verbindung zum neu geschaffenen Speisesaal mit angrenzender Zubereitungsküche, ist eine großzügige Raumabfolge entstanden.

Die Hofüberdachung erfolgt mittels einer ungerichteten Schalenkonstruktion aus biegesteif verschweißten Stahl-Rundrohrprofilen gleichen Querschnitts. Diese wird über einem umlaufenden, kastenförmigen Randträger auf den Wänden von Bestand und Neubau abgelastet. Luftgestützte ETFE-Folienkissen in 3-lagiger Ausführung bilden einen lichtdurchlässigen Witterungsschutz, der auf den Stahlprofilen über Abstandshaltern aufliegt und mittels Klemmprofilen gesichert wird. Die Transparenz der gewählten Folien ermöglicht es, dass der Himmel immer sichtbar bleibt.

Ein besonderer Augenmerk der Bauaufgabe lag auf historischen Bauteilen und Details, die erhalten werden konnten. In Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und Fachfirmen wurden weitreichende Befunduntersuchungen durchgeführt und notwendige Sanierungsschritte festgelegt. Auf diese Weise konnten u.a. Rundbogenfenster im Schulgebäude, Stichbogenfenster im Pfarrhaus, Innen- und Außentüren, Gewölbedecken mit Rabbitzputz, Holztreppen und Geländer fachgerecht saniert werden.

Die Farbwahl im Inneren und Äußeren ist zurückhaltend und besteht vornehmlich aus hellen Naturfarbtönen. Der warme Braunton der Originaltüren wiederum, wird in lasierten neuen Flur- und Klassenzimmertüren, Garderoben und Sitzgruppen auf den Fluren als dunkler Akzent aufgegriffen. Der durchgehend pastell-gelb gehaltene Linoleumbelag unterstreicht zusammen mit dem kräftigen Gelb von Fliesen, Wandabsorbern, Brüstungselementen und Einbauten den warmen und freundlichen Gesamtcharakter des Gebäudes.