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Kern Architekten

Haus für Kinder K

Julia Schambeck, München
Julia Schambeck, München
Ort
Kaufbeuren
Gebäudekategorie
Kitas, Kindergärten
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Holz
Kompakter Kubus

Der kompakte Neubau der Kindertagesstätte Kaufbeuren, bestehend aus zwei Geschossen, fügt sich harmonisch in das umliegende Wohngebiet aus riegelartigen Geschossbauten ein. Der in seinem Volumen angemessene Baukörper greift die Proportionen aus der Nachbarschaft auf und tritt dennoch als eigenständiges Element in Erscheinung. Der ehemalige eingeschossige Kindergarten wurde bis auf den Keller abgetragen und später mit einer neuen Bodenplatte versehen. Ein innliegender Luftraum teilt den simplen Kubus in zwei Teile. Durch einen Versatz der beiden Bauteile entstehen an zwei Fassadenseiten im Norden und Süden außenliegende Laubengänge, die auch als Fluchtwege dienen. Der Zugang und die ursprüngliche Lage der Eingangssituation wurden beibehalten.

Nachhaltiger Holzbau

Um die Lasten für das bestehende Kellergeschoss zu verringern sowie aus ökologischen Gründen, fiel die Wahl auf eine massive Holzbauweise. Aus vorgefertigten massiven Brettstapeldecken und Brettschichtholz Elementen setzen sich die kompakten Innen- und Außenwände, Decken sowie das Dach zusammen. Ergänzend durch eine Holzfaserdämmung ist damit alles ökologisch, nachhaltig sowie recycelbar gefertigt.

Gemeinsames Haus

Zentral gelegen befindet sich ein introvertierter Lichthof, der die beiden Geschosse miteinander verbindet. Um die starke, kommunizierende Mitte ordnen sich ringförmig die Gruppenräume an. Den Nutzungen des Hauses als Kindergarten, Krippe und Hort werden klar definierte Räumlichkeiten zugeordnet, welche über das zentrale Atrium in Beziehung treten und eine Hausgemeinschaft entstehen lassen. Im Erdgeschoss kommen alle Kinder zum gemeinsamen Essen und Spielen zusammen. Außerdem sind Mehrzweckraum, Personalräume, Intensivraum sowie Aufzug und Treppe an den offenen Innenraum angegliedert. Hort sowie die größeren Kinder befinden sich im Obergeschoss, welches barrierefrei erschlossen wird. Die zwei Ebenen gliedern den Kindergarten ebenso in dessen Nutzung. Über zwei versetzte Pultdächer erhält der Innenraum großzügig Tageslicht. Für eine natürliche Kühlung dienen die beiden Pultdächer mit integrierten Öffnungsflügeln auch zur nächtlichen Auskühlung des Gebäudes.

Extro- und introvertiert

Trotz des großen gemeinschaftlichen Raumes handelt es sich bei dem Haus für Kinder um kein restlos offenes Haus. Neben dem kommunikativen Atrium werden auch intime Rückzugsorte für die Kinder geschaffen. Jede Gruppe besitzt ihren eigenen definierten Bereich. Dieser ist zum Innenraum hin geschlossen, um mehr Ruhe und Geborgenheit zu ermöglichen. Über vielfältige Bezüge zum Außenraum öffnen sich die Gruppenräume jedoch ins Grüne und orientieren sich für mehr Freiraum nach außen. Es besteht ebenso jeweils ein direkter Zugang zum Garten.

Natürliche Materialien

Für eine ökologische und nachhaltige Gestaltung sind natürliche Materialien und die einfache Haptik des Holzes maßgeblich im Neubau sichtbar. Hochwertig verarbeitete Oberflächen aus heimischem Fichtenholz schaffen eine angenehme Akustik und eine gesunde Umgebung für die Kleinsten. Im Innenraum sorgen UV-Schutz sowie eine helle Lasur aus weißen Pigmenten für eine neutrale Farbgebung. Die homogene Verwendung des Holzes bei allen Elementen wie auch Türen ermöglicht ein ruhiges Erscheinungsbild. Der Charakter der warmen Raumschale aus Holz wird in den angrenzenden Laubengängen fortgeführt. Im Gegensatz zur Fassade sind die Oberflächen der ausgeschnittenen Laubengänge nicht grau lasiert, sondern werden von der Farbigkeit dem Innenraum zugeordnet. Dies schafft eine visuelle Verzahnung von innen und außen.

Alles sichtbar

Kern Architekten haben es sich bei dem Neubau zur Regel gemacht, nichts zu verstecken. Auf Abhangdecken wird bis auf den Sanitärräumen bewusst verzichtet. Alle Technik wie Lüftungskanäle oder sonstige Leitungen sind sichtbar geführt. Es ist stets offensichtlich, wie das Gebäude gebaut wurde, um dies erfahrbar zu machen. Für eine akustisch wirksame massiv tragende Decke erhält die Brettstapeldecke sichtbar gefräste Nuten mit integriertem Dämmmaterial, die Schall absorbierend wirken. Das Spiel mit sich wiederholenden linearen Strukturen findet sich ebenso in vertikalen Holzlatten und Lichtbändern als geometrisches Element wieder. Ergänzt wird der natürliche Charakter der Innenräume durch Linoleum als Bodenmaterial.

Spielerische Fassade

Die Wetterschale der Fassade setzt sich aus der vertikal hinterlüfteten Holzschalung aus heimischer Fichte sowie einer weiteren Dämmebene zusammen. Durch die Verwendung von abwechselnd starken Kanthölzern und klassischen Glattbrettern erhält die vorvergraute sowie lasierte Fassade eine spielerische Komponente. Dieses Spiel an der dezent grauen Hülle setzt sich an den eingeschnittenen Öffnungen fort. Große festverglaste Panoramafenster wechseln sich mit schmalen Öffnungsflügeln ab. Die geringere Brüstungshöhe passt sich an den Maßstab der Kinder an. Als bewusster Kontrast zur Holzfassade setzen sich die anthrazitfarbenen Holz-Aluminium Fenster ab.

Naturerlebnis

Die umgebenden Außenanlagen wurden mit dem Neubau erweitert und ebenso neu gestaltet. Von der Natur inspiriert sind die Spielanlagen im Garten angelegt. Das Spiel mit Topographie und Gefälle im Außenraum findet sein Zentrum im stufenförmigen Kindertheaterplatz.