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LAGERSCHWERTFEGER

UWH

Neubau Campuserweiterung Universität Witten/Herdecke
hiepler, brunier,
hiepler, brunier,
Ort
Witten
Gebäudekategorie
Hochschulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2021
Material Fassade
Holz
Die Privatuniversität Witten/Herdecke versteht sich als Institution mit neuem Bildungsanspruch, um den Studierenden zu ermöglichen, das Lernen selbst zu lernen. Im Zuge der digitalen Revolution und der Allgegenwärtigkeit von Informationen bedarf es eines Fundaments, das die Fülle an Wissen untermauert. Dieses Fundament bezieht sich auf die notwendigen kulturellen Werte und ein entsprechendes Gebäude gleichermaßen. Zusammen bietet beides die Grundlage, um die Problemstellungen von Gegenwart und Zukunft aufzuspüren. Der globale Klimawandel ist dabei eine der größten Herausforderungen, Bauen mit Holz eine von vielen Möglichkeiten zur unausweichlichen Dekarbonisierung. Denn Holz bindet Kohlendioxid.

Um dem Zuwachs an Studierenden gerecht zu werden, bekam die Universität Witten/Herdecke 2021 einen Erweiterungsbau aus Holz, das für Konstruktion und Oberflächen zum Einsatz kommt. Kernstück sind die neuen Arbeitsräume samt der zweigeschossigen Bibliothek. Baustart war im März 2020. Geplant wurde der Bau von den Berliner Holzbau-Pionieren Kaden+Lager, die sich gemeinsam mit Züblin Timber in einem Bewerbungsverfahren erfolgreich durchsetzen konnten.

Im Dreieck zwischen Bochum, Dortmund und Hagen liegt Witten im Südosten des Ruhrgebietes, die Universität selbst durch die Nähe zum angrenzenden Pferdebachtal landschaftlich gut eingebettet. Der zentrale Neubau muss einiges leisten: inmitten heterogener Bestandsbauten ist er Bindeglied und eigenständige Campus-Mitte, bietet Platz für Bibliothek, Café, sowie zahlreiche Seminarräume. Er ist eine der Wiegen künftiger Wissenschaft. Durch die Anordnung der kubischen Gebäudeteile entsteht nach Süden hin eine hangseitige Verschränkung mit der Parklandschaft, zur Straße hin ein neuer Campus-Platz, dessen Rechteck vom Neubau zur Hälfte gefasst wird. Mehrere im Erdgeschoss angesiedelte Programme verhelfen dem zukünftigen Platz zu reger Betriebsamkeit und stärken die Verbindung zum Bestand, darunter das Café mit seiner Außenterrasse, der zentral gelegene Haupteingang, sowie das Campus-Forum und der Außenbereich des großen Veranstaltungssaals. Mit urbaner Geste animiert der Treppenraum Platz und Fassade zusätzlich: einsehbar von außen schrauben sich Studierende und Lehrende gemeinsam in die Obergeschosse. Die sogenannte Aorta, ein interner Hybrid-Raum zwischen Verkehrsfläche und Arbeitsbereich, dehnt sich in alle Gebäudeteile aus und entfaltet gemeinsam mit der Haupttreppe ein großes Potential zur Kommunikation. Wichtige Ideen entstehen oft zwischen den Wänden.

Der Erweiterungsbau besteht aus einem Erdgeschoss, einem Hanggeschoss und zwei Obergeschossen. Die eigentlichen Arbeitsräume umfassen eine Vielzahl formeller und informeller Nutzungen, erlauben das Studium im Team sowie in Klausur und sind durch Holzoberflächen und viel Tageslicht besonders nahbar/behaglich/sensitiv. Gleiches gilt auch für Bibliothek und Veranstaltungsraum. Beide gewinnen durch warme Oberflächen und gutes Raumklima im Inneren an Aufenthaltsqualität. Durch Rücksprünge der oberen Etagen ergeben sich parkseitig Dachterrassen, die als zusätzliche Orte des Lernens aufgefasst werden.

Die Volumina sind geschickt platziert. Der Neubau ermuntert die Anreise mit dem Fahrrad und bietet nebst zweier barrierefreier Autoparkplätze mehrere hundert überdachter Fahrradstellplätze sowie eine Haltestelle des ÖPNV direkt am Campus Platz. Ein weiterer Baustein in eine klimafreundliche Zukunft.

Text: Tim Altenhof