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LAGERSCHWERTFEGER

TZW

Tor zur Welt
Fritz Brunier
Fritz Brunier
Ort
Hamburg
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Keramik
Architektenpreis
Umweltzeichen HafenCity – Gold
Das Tor zur Welt

Mit dem Quartier Baakenhafen in der Hamburger HafenCity, soll zwischen Versmannstraße und Elbe ein attraktiver und nachhaltiger Wohnstandort entstehen. Ein grünes, sozial gemischtes Wohn- und Freizeitquartier mit einem differenzierten, intensiv öffentlich geförderten Wohnungsangebot.
2015 konnten Kaden + Lager den hochbaulichen Realisierungswettbewerb „Baakenhafen, Baufeld 89“ mit dem Entwurf eines achtgeschossigen Holzhybridwohngebäudes für sich entscheiden. Die selbstinitiierte Baugruppe Tor zur Welt hatte sich zuvor für das Grundstück qualifiziert und den Wettbewerb ausgelobt.

Die Baugruppe besteht aus 29 Parteien und setzt sich zusammen aus Familien, Paaren, Singles, jüngeren wie älteren Bewohner:innen. Ziel der Baugruppe war es, eigenen Wohnraum zu bezahlbaren Preisen mit hoher Wohnqualität in Hamburgs HafenCity zu errichten. Dieses Ziel sollte mit nachhaltiger, ökologischer, klimaschonender Bauweise und sozialem Engagement erreicht werden. 2022 wurde das Haus fertiggestellt und bezogen.

Der Neubau liegt an der Westseite eines neuen Stadtblocks direkt an der Elbe mit Blick auf die Elbphilharmonie. Der urbane Block ist elbseitig geöffnet, wovon der Hof im Sinne von Licht und Luft profitiert. Alle Wohnungen sind nach Westen zur Stadt, und nach Osten zum Hof ausgerichtet, was für hervorragende Belichtung, Belüftung und Ausblicke aus den Wohnungen sorgt. Die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Nutzer:innen angepassten Wohnungen wurden in mehreren partizipativen Workshops gemeinsam von Bewohner:innen und Architekt:innen entwickelt. Dank der robusten Grundstruktur des Gebäudes konnten bei größtmöglicher Individualisierung der Wohnungsgrundrisse Kostensicherheit im Bau, sowie Flexibilität für spätere Umbauten und Umnutzungen über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes sichergestellt werden.

Erschlossen wird das Gebäude über zwei Treppenhäuser. Auf jedem Geschoss befinden sich je zwei Wohnungszugänge. Drei klar durchlaufende Querwände teilen die Gebäudelänge in vier, über die Geschosse gleichbleibende Teile, innerhalb derer sich die Wohnungen befinden. Individuelle Wünsche wurden über leichte, unkompliziert veränderbare Wände innerhalb dieser Rahmenparameter gestaltet. Einzige Ausnahme bei der Erschließung bilden die Maisonettewohnungen in Warft- und Dachgeschoss.

Das Gebäude ist als Holzmassivbau konstruiert. Das zweigeschossige Warftgeschoss konnte, auf Grund des möglichen Hochwassers nicht in Holz realisiert werden. Es wurde konventionell als Massivbau umgesetzt. Gleiches gilt für Treppenhäuser und Brandwände. In Stahlbeton errichtet stellen sie die Aussteifung und die Fluchtwege auf wirtschaftliche und robuste Weise sicher. Alle übrigen Bauteile, Decken Querwände, Außenwände und Balkone sind aus Brettsperrholz gefertigt. Dabei wurden Anforderungen hinsichtlich Demontierbarkeit, Verwendung ausschließlich zertifizierter Hölzer, sowie Schadstofffreiheit berücksichtigt.
Das Zusammenspiel der natürlichen Materialoberflächen von Holz, Stahlbeton und neutralen Wandflächen prägt die Atmosphäre der Innenräume.

Alle Bäder befinden sich in der Mittelzone des Gebäudes, sodass eine effiziente Anbindung an die haustechnische Versorgung im Keller ermöglicht, und die Tiefe des Gebäudes von 13 m ideal ausgenutzt wird. Das Gebäude ist mit einer Tiefgarage unterkellert, in der sich, neben Stellplätzen und Technikräumen, Stellplätze für Car-Sharing, Lademöglichkeiten für Elektromobile, Fahrradstellplätze, der Müllraum und Abstellräume befinden.

Die vorgehängte, hinterlüftete Fassade besteht aus hellen, großformatigen Keramikelementen und wird durch geschossweise versetzte Balkone und Loggien, sowie durch zwei unterschiedliche Fensterformate gegliedert. Die bodentiefen Fenster und Hebe-Schiebe-Türen sorgen für eine sehr gute natürliche Belichtung der Wohnungen und ermöglichen den Bewohner:innen Ausblicke auf das Panorama des Hamburger Hafens. Die Dachterrasse wird von der ganzen Baugruppe als Gemeinschaftsfläche und Spielplatz genutzt. Die Dachfläche ist teils extensiv, teils intensiv begrünt und dient der Regenrückhaltung, Kühlung und erhöht die Biodiversität.

Ziel des Energie- und Nachhaltigkeitskonzeptes war die Entwicklung eines ökologisch und ökonomisch optimierten Gebäudes, welches hohe Komfort- und Behaglichkeitsansprüche erfüllt, niedrige CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus verursacht, günstig und robust im laufenden Betrieb funktioniert und damit nachhaltig ist. Der kompakte Baukörper zeichnet sich durch ein günstiges A/V Verhältnis, sowie einen hohen baulichen Wärmeschutz aus.

Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt über Fernwärme, die Beheizung der Wohnungen über Fußbodenheizungen. Alle Wohnungen verfügen neben öffenbaren Fenstern zusätzlich über eine mechanische Zu- und Abluft. Außen- und Fortluft wird dabei über die Fassade eingebracht. Zur Optimierung der Schachtflächen erfolgt die Lüftung per dezentralem Gerät je Wohneinheit.

Alle Fenster sind als Holz-Aluminium-Elemente mit Dreifachverglasung geplant, wobei auf eine hohe Lichttransmission geachtet wurde. Dies mit dem Ziel einen hohen Wärmestandard zu erreichen bei gleichzeitiger Ausnutzung solarer Gewinne im Winter. Durch den umfangreichen Einsatz von nachwachsendem Holz wird im Bauwerk Kohlenstoff gebunden. Durch diese dauerhafte Speicherung des Treibhausgases und der stark reduzierten Verwendung von Beton wird die Gesamtgebäudebilanz deutlich verbessert.

Das Gebäude hat das Umweltzeichen HafenCity-Gold erhalten.