Pichler & Traupmann Architekten
Bildungscampus Aspern
„DER FLIEGENDE KLASSENTEPPICH“
Auf den drei Betrachtungsebenen kleinste Einheit des Lernens, großes Zusammenspiel der Schule und ganzheitliche Einbindung in den urbanen Kontext nimmt dieses Projekt jeweils sehr spezifische Haltungen ein, die in ein organisches Ganzes zusammengeführt werden.
kleinste Einheit:
Ausgehend vom Gedanken der Ausschreibung, jeweils zwei Unterrichtsräume über einen Kleingruppenraum zu koppeln, werden Paare von Klassenräumen entwickelt. Diese wiederum werden so zueinander angeordnet, dass dazwischen mehrfach und flexibel nutzbare Erschließungs- und Aufenthaltsräume entstehen, sei es als „Marktplätze“ oder als anteilige Freizeiträume. In bewusster Abkehr von tradierten Raummustern werden anstelle standardisierter Einheitsklassenzimmer sechseckige, leicht in die Länge gezogene Raumformationen vorgeschlagen, die allein schon aufgrund ihres Zuschnitts neuartige und integrative Unterrichtsmethoden fördern und erfordern. Wir sehen hier Integration und Inklusion anstelle linearer Gegenüberstellung von Kindern und Lehrenden. Aus diesem Grundthema entwickelt sich eine Art von Wabenstruktur, die mannigfaltig bespielt und von den Kindern erlebt werden kann. Es sind nicht Klassenzimmer in den Freistunden mit Freizeiträumen zu tauschen, sondern Lernen und Spielen findet in ein und demselben Raumgefüge, in ein und demselben „Zuhause“ statt.
großes Zusammenspiel:
Inklusion und Integration ist auch die Grundhaltung im Aufbau der Schulanlage: So wird bewusst nicht unterschieden zwischen Volksschule und Schule für Kinder mit besonderen motorischen Bedürfnissen. So könnte letztere jederzeit an jedem Ort innerhalb des Clusters der Wabenstruktur angesiedelt werden, vorgeschlagen wird hier die mittlere Zeile, flankiert von den beiden Randzeilen, die die Volksschule in Anspruch nimmt. Die Struktur der Unterrichtsräume wird prinzipiell als eingeschossige Anlage verstanden. Jedem Unterrichtsraum ist ein Freiraum in Form einer Terrasse zugeordnet, die jederzeit als Aufenthaltsbereich in der Freizeit oder als Outdoor-Klasse benützt werden kann und soll. Die eingeschossige Wabenstruktur schwebt quasi wie ein Teppich in abgetreppter Form über den großen Funktionen des Erdgeschoßes, wie der großen Halle, den vom Untergeschoß herauf ragenden Turnsälen, den Speisebereichen, Bibliothek, etc. Diese sind dadurch zu einer großen, schul-öffentlich begeh- und erlebbaren Zone zusammengefasst, die über Glasdächer, Oberlichtbänder sowie gläserne Innenhöfe natürlich belichtet wird. Der Kindergarten ist ebenfalls im Erdgeschoß als zweigeschossiges „Kinderhaus“ unter den „fliegenden Klassenteppich“ südseitig eingeschoben.
ganzheitliche Einbindung:
Das Gebäude orientiert sich prinzipiell zum Zentrum der Seestadt, daher prinzipiell auch zum Stadtteilpark. Zu diesem wird jedoch keine Gebäudefront aufgebaut, sondern ganz im Gegenteil lediglich eine ein- bis zweigeschossige Fassadenstruktur. Erst mit zunehmender Entfernung zum Park staffelt sich das Gebäude bis zu einem im Grundriss jedoch schlanken viergeschossigen Baukörper. Durch diese Konfiguration wird der Grün- und Freiraum des Stadtteilparks quasi über die Terrassen und Freiräume der Dachlandschaft hinweg verlängert und er „schwappt“ daher gewissermaßen über das gesamte Schulgebäude. Aufgrund der Nordexposition durch die Parkorientierung und der Lärmexposition durch das im Süden gelegene General Motors Werk sind Unterrichts- und Gruppenräume weitestgehend Ost-West-orientiert, viele davon sogar zweiseitig belichtet. Die Haupterschließung des Campusgebäudes erfolgt aus der Achse der von der Mitte der Seestadt kommenden Straße 10 und liegt im Zentrum des in Zukunft entstehenden Campus. Die Richtung dieser Straße wird jedoch gestaltbildend, da in ihrer Verlängerung die große Treppenanlage samt Aufzuggruppe situiert ist, die das gesamte Gebäude von der Flanke her erschließt, und vor allem jedoch, weil aus dem Diagonalverlauf dieser Richtung in Bezug auf das Grundstück ein bewusst konischer Zuschnitt des Projektlayouts generiert wird, der das Gebäude gleichzeitig auf das städtebauliche Layout der Seestadt bezogen, aber auf den südöstlichen bis südwestlichen Umraum hingegen als Solitär wirken lässt. An oben erwähnter Flanke lassen wir das Gelände nach unten klappen, um einerseits von den Turnsälen direkt zu den Sportanlagen im Freien gelangen zu können, und andererseits, um eine natürliche Barriere zu den Freianlagen der noch zu entwickelnden Bildungseinrichtungen des Bundes erzeugen zu können. Die Freianlagen entwickeln sich in an den Duktus der wabenförmigen Gesamtstruktur angelehnter Form.
Konstruktion und Materialien:
Prinzipiell findet die Lastabtragung über Stahlbetonscheiben statt, die ihrerseits auf den gemeinsamen Schnittpunkten darunterliegender Stahlbetonscheiben oder aber auf Stahlbetonstützen aufliegen. Dadurch werden großmaßstäbliche Tragwerke vermieden, lediglich über den Turnsälen kommt ein rautenförmiger Stahlbetonrost zum Einsatz.
Fassaden und Dächer:
Die Fassaden werden als hinterlüftete Fassaden mit Faserzementplatten verkleidet und mit entsprechend starker Wärmedämmung (Passivhausstandard) versehen. Glasfassaden sind in Dreifachisolierverglasung vorgesehen mit außen liegendem, steuerbarem metallischen Sonnenschutz. Alle Dächer sind extensiv begrünt bzw. als Terrassen mit Lattenrosten belegt.
Nachhaltige Konzepte:
Um als Lehrstück und Benchmark zu dienen, hat ein Unterrichtsgebäude des 21. Jahrhunderts nicht nur fortschrittliche Lehr- und Lernmethoden zu implementieren, sondern auch mustergültig die Anforderungen jedes einzelnen Gebäudenutzers zu erfüllen. Um diesem Anspruch zu genügen, ist viel Bedacht auf Besonnungsmöglichkeiten und Verschattungseinrichtungen genommen, um in den Unterrichtsräumen optimale klimatische Zustände und gute Tageslicht-Belichtungen zu erreichen, und sind aktive und passivenTechniken der Haus- und Gebäudetechnik (Photovoltaikanlagen und Solarthermiepaneele am Flachdach, Fernwärmeanschluss, Tiefenbohrungs-Geothermie, mechanische Lüftungsanlage mit optimierten zugarmen Lüftungsauslässen, Wärmerückgewinnung aus der Abluft, Phase-Change-Paneele zur Wärmespeicherung an exponierten Fassadenteilen) vorgesehen.
Jahr: 2012
Ort: Wien, 22 (AT)
Nutzung: Bildungseinrichtungen
Bauherr: Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. (BIG)
Leistungsumfang: EU-weiter, offener, einstufiger Wettbewerb
Projektteam: Pichler & Traupmann Architekten ZT GmbH
Mario Gasser
Jürgen Schneeberger
Wolfgang Windt
Energiekonzept: EXIKON architektur & entwicklung, Wien
Planungsbeginn: 2012
Bruttogeschoßfläche: 19.791,41 m²
Bruttovolumen: 80.068,17 m³
Renderings/Fotos: pxt
Modell: Harry Schmidt, Wien
Auszeichnung: 3. Anerkennungspreis
Auf den drei Betrachtungsebenen kleinste Einheit des Lernens, großes Zusammenspiel der Schule und ganzheitliche Einbindung in den urbanen Kontext nimmt dieses Projekt jeweils sehr spezifische Haltungen ein, die in ein organisches Ganzes zusammengeführt werden.
kleinste Einheit:
Ausgehend vom Gedanken der Ausschreibung, jeweils zwei Unterrichtsräume über einen Kleingruppenraum zu koppeln, werden Paare von Klassenräumen entwickelt. Diese wiederum werden so zueinander angeordnet, dass dazwischen mehrfach und flexibel nutzbare Erschließungs- und Aufenthaltsräume entstehen, sei es als „Marktplätze“ oder als anteilige Freizeiträume. In bewusster Abkehr von tradierten Raummustern werden anstelle standardisierter Einheitsklassenzimmer sechseckige, leicht in die Länge gezogene Raumformationen vorgeschlagen, die allein schon aufgrund ihres Zuschnitts neuartige und integrative Unterrichtsmethoden fördern und erfordern. Wir sehen hier Integration und Inklusion anstelle linearer Gegenüberstellung von Kindern und Lehrenden. Aus diesem Grundthema entwickelt sich eine Art von Wabenstruktur, die mannigfaltig bespielt und von den Kindern erlebt werden kann. Es sind nicht Klassenzimmer in den Freistunden mit Freizeiträumen zu tauschen, sondern Lernen und Spielen findet in ein und demselben Raumgefüge, in ein und demselben „Zuhause“ statt.
großes Zusammenspiel:
Inklusion und Integration ist auch die Grundhaltung im Aufbau der Schulanlage: So wird bewusst nicht unterschieden zwischen Volksschule und Schule für Kinder mit besonderen motorischen Bedürfnissen. So könnte letztere jederzeit an jedem Ort innerhalb des Clusters der Wabenstruktur angesiedelt werden, vorgeschlagen wird hier die mittlere Zeile, flankiert von den beiden Randzeilen, die die Volksschule in Anspruch nimmt. Die Struktur der Unterrichtsräume wird prinzipiell als eingeschossige Anlage verstanden. Jedem Unterrichtsraum ist ein Freiraum in Form einer Terrasse zugeordnet, die jederzeit als Aufenthaltsbereich in der Freizeit oder als Outdoor-Klasse benützt werden kann und soll. Die eingeschossige Wabenstruktur schwebt quasi wie ein Teppich in abgetreppter Form über den großen Funktionen des Erdgeschoßes, wie der großen Halle, den vom Untergeschoß herauf ragenden Turnsälen, den Speisebereichen, Bibliothek, etc. Diese sind dadurch zu einer großen, schul-öffentlich begeh- und erlebbaren Zone zusammengefasst, die über Glasdächer, Oberlichtbänder sowie gläserne Innenhöfe natürlich belichtet wird. Der Kindergarten ist ebenfalls im Erdgeschoß als zweigeschossiges „Kinderhaus“ unter den „fliegenden Klassenteppich“ südseitig eingeschoben.
ganzheitliche Einbindung:
Das Gebäude orientiert sich prinzipiell zum Zentrum der Seestadt, daher prinzipiell auch zum Stadtteilpark. Zu diesem wird jedoch keine Gebäudefront aufgebaut, sondern ganz im Gegenteil lediglich eine ein- bis zweigeschossige Fassadenstruktur. Erst mit zunehmender Entfernung zum Park staffelt sich das Gebäude bis zu einem im Grundriss jedoch schlanken viergeschossigen Baukörper. Durch diese Konfiguration wird der Grün- und Freiraum des Stadtteilparks quasi über die Terrassen und Freiräume der Dachlandschaft hinweg verlängert und er „schwappt“ daher gewissermaßen über das gesamte Schulgebäude. Aufgrund der Nordexposition durch die Parkorientierung und der Lärmexposition durch das im Süden gelegene General Motors Werk sind Unterrichts- und Gruppenräume weitestgehend Ost-West-orientiert, viele davon sogar zweiseitig belichtet. Die Haupterschließung des Campusgebäudes erfolgt aus der Achse der von der Mitte der Seestadt kommenden Straße 10 und liegt im Zentrum des in Zukunft entstehenden Campus. Die Richtung dieser Straße wird jedoch gestaltbildend, da in ihrer Verlängerung die große Treppenanlage samt Aufzuggruppe situiert ist, die das gesamte Gebäude von der Flanke her erschließt, und vor allem jedoch, weil aus dem Diagonalverlauf dieser Richtung in Bezug auf das Grundstück ein bewusst konischer Zuschnitt des Projektlayouts generiert wird, der das Gebäude gleichzeitig auf das städtebauliche Layout der Seestadt bezogen, aber auf den südöstlichen bis südwestlichen Umraum hingegen als Solitär wirken lässt. An oben erwähnter Flanke lassen wir das Gelände nach unten klappen, um einerseits von den Turnsälen direkt zu den Sportanlagen im Freien gelangen zu können, und andererseits, um eine natürliche Barriere zu den Freianlagen der noch zu entwickelnden Bildungseinrichtungen des Bundes erzeugen zu können. Die Freianlagen entwickeln sich in an den Duktus der wabenförmigen Gesamtstruktur angelehnter Form.
Konstruktion und Materialien:
Prinzipiell findet die Lastabtragung über Stahlbetonscheiben statt, die ihrerseits auf den gemeinsamen Schnittpunkten darunterliegender Stahlbetonscheiben oder aber auf Stahlbetonstützen aufliegen. Dadurch werden großmaßstäbliche Tragwerke vermieden, lediglich über den Turnsälen kommt ein rautenförmiger Stahlbetonrost zum Einsatz.
Fassaden und Dächer:
Die Fassaden werden als hinterlüftete Fassaden mit Faserzementplatten verkleidet und mit entsprechend starker Wärmedämmung (Passivhausstandard) versehen. Glasfassaden sind in Dreifachisolierverglasung vorgesehen mit außen liegendem, steuerbarem metallischen Sonnenschutz. Alle Dächer sind extensiv begrünt bzw. als Terrassen mit Lattenrosten belegt.
Nachhaltige Konzepte:
Um als Lehrstück und Benchmark zu dienen, hat ein Unterrichtsgebäude des 21. Jahrhunderts nicht nur fortschrittliche Lehr- und Lernmethoden zu implementieren, sondern auch mustergültig die Anforderungen jedes einzelnen Gebäudenutzers zu erfüllen. Um diesem Anspruch zu genügen, ist viel Bedacht auf Besonnungsmöglichkeiten und Verschattungseinrichtungen genommen, um in den Unterrichtsräumen optimale klimatische Zustände und gute Tageslicht-Belichtungen zu erreichen, und sind aktive und passivenTechniken der Haus- und Gebäudetechnik (Photovoltaikanlagen und Solarthermiepaneele am Flachdach, Fernwärmeanschluss, Tiefenbohrungs-Geothermie, mechanische Lüftungsanlage mit optimierten zugarmen Lüftungsauslässen, Wärmerückgewinnung aus der Abluft, Phase-Change-Paneele zur Wärmespeicherung an exponierten Fassadenteilen) vorgesehen.
Jahr: 2012
Ort: Wien, 22 (AT)
Nutzung: Bildungseinrichtungen
Bauherr: Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. (BIG)
Leistungsumfang: EU-weiter, offener, einstufiger Wettbewerb
Projektteam: Pichler & Traupmann Architekten ZT GmbH
Mario Gasser
Jürgen Schneeberger
Wolfgang Windt
Energiekonzept: EXIKON architektur & entwicklung, Wien
Planungsbeginn: 2012
Bruttogeschoßfläche: 19.791,41 m²
Bruttovolumen: 80.068,17 m³
Renderings/Fotos: pxt
Modell: Harry Schmidt, Wien
Auszeichnung: 3. Anerkennungspreis