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SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA

Pumpwerk Mainz

Ort
Mainz
Gebäudekategorie
Infrastruktur
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2009
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
2009 BDA Preis Rheinland-Pfalz Anerkennung
2010 BDA-Nike Nominierung
DAM Preis Nennung unter die besten 23 Bauwerke in Deutschland
2011 Heinze Architekten Award Shortlist
2011 Architekturpreis Rheinlandpfalz Auszeichnung AK RLP
Zur Funktion des Gebäudes:
Über den Entlastungskanal (3 m Durchmesser, Fassungsvermögen bis zu 25.000 Liter/Sek.) und das Hochwasserpumpwerk wird bei einem gleichzeitigen Rheinhochwasser und Starkregenereignis das Niederschlagswasser der gesamten Innenstadtfläche von 2 Pumpen in den Rhein geleitet. In Kombination mit dem bislang weltweit größten Hochwasserschutz-Hubwehr (Hubhöhe/Breite = 7,20m/3,70m) wird die Mainzer Innenstadt vor einem Rückstau des Kanalnetzes geschützt (Schutz des Kanalnetzes bis zum 200-jährigen Rheinhochwasser). Die Unterkante des Hubwehrplattenschachtes liegt 16 m unter Terrain, bis OK Pumpwerk beträgt die Gesamtgebäudehöhe 25m. Die Ausrichtung des Entlastungsschachtes, des Hochwasserpumpwerkes und des Auslassbauwerkes - in Stromrichtung – ist durch die enorme Wassermenge begründet, welche im Ernstfall, d.h. bei voller Aktivität der Gesamtanlage, in den Rhein gefördert werden würde. Bei einer direkten Einleitung würden im Bereich des Auslassbauwerkes die Strömungsverhältnisse des Rheins zu stark verändert werden.

Zur Architektur des Gebäudes:
Betriebsgebäude gehören zur technischen Infrastruktur einer Stadt und üblicherweise werden diese ohne jeglichen Gestaltungsanspruch erstellt, in der kurzfristigen Annahme, somit wirtschaftlicher zu bauen. Diese belanglosen Gebäudehüllen bilden oftmals die Grundlage für Verwahrlosung und Vandalismus. Sie verursachen stetige Renovierungskosten, ohne jemals eine tatsächliche Qualität zu erreichen. Daher entschied sich der Auftraggeber, die Stadt Mainz/Wirtschaftsbetrieb, an der Rheinuferpromenade des künftigen neuen Stadtquartiers Zollhafen für eine nachhaltige Gestaltung.

Den Architekten war es in Ermangelung einer Typologie für Pumpwerke dennoch wichtig ein Gebäude zu entwerfen, welches die Gebäudefunktionen Hochwasserpumpwerk, Auslassbauwerk und Wehranlage thematisiert. Der fenster- und fugenlose Baukörper ist in der Grammatik der architecture parlante (C.N. Ledoux 1736-1806) lesbar als purer, schwerer Monolith, welcher auf einer großen Wasserader lagert und den Strom reguliert. Die Oberfläche des anthrazitfarbenen Betonkubus mit gekanteten Seitenflächen und Traufkanten wurde vollflächig steinmetztechnisch bearbeitet. Durch die 30mm tiefe Rauheit der Oberfläche erinnert nichts mehr an eine konventionelle Bauentstehung. Die geknickten Flächen inszenieren den Sonnenverlauf mit hellen und verschatteten Flanken. Die Oberflächenrauheit verstärkt dieses Spiel in der Wechselwirkung von Streiflicht, vollflächiger Ausleuchtung, zu erneutem Streiflicht und Schatten.