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SINAI

Neue Landschaften im Neckarbogen

BUGA Heilbronn 2019
Foto: Nikolai Benner
Foto: Nikolai Benner
Ort
Heilbronn
Gebäudekategorie
Städtebau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Architektenpreis
polis award 2017 (Kategorie Urbanes Flächenrecycling) Nominierung zum Deutschen Landschaftsarchitekturpreis 2019
Die Flusslandschaft im Zentrum Heilbronns war lange fragmentiert und geprägt von Barrieren und Brachen. Mit dem Impuls des neuen Stadtquartiers im Neckarbogen beginnt die Stadt nun, in ihrem Innern zusammenzuwachsen.
Die Landschaft spielt dabei die tragende Rolle. Zerschneidende Verkehrstrassen wurden beseitigt und es öffnet sich jetzt der Blick auf eine neue urbane Landschaft als verbindendes Ganzes.
Vorhandene und neue Strukturen und Atmosphären werden dabei als zusammenhängende Bänder gelesen: Die Landschaftsgärten der Inseln, die urbanen Uferparks des Quartiers, das Landschaftsband des Hafenbergs oder der Erlebnisraum des Neckarhabitats. Jedes für sich wurde als authentisches Thema interpretiert und in das Kontinuum einer zeitgemäßen, „smarten“ Landschaft eingeflochten.

Landschaft als übergreifende urbane Struktur
Die BUGA Heilbronn begleitet einen umfassenden Stadtumbau, in dessen räumlichen Zentrum das 2019 zu einem Drittel umgesetzte „Modellquartier Neckarbogen“ steht. Die neue urbane Landschaft bestimmt dabei wesentlich die Qualitäten und Leitstrategien der Stadtentwicklung. Im Wettbewerb 2011 wurden in einer landschaftlichen Lesart des Stadtgefüges übergreifende landschaftliche Bänder identifiziert, die die Ufer von Neckar und Neckarkanal umflechten. Sie stärken das Kontinuum des Flussraums und helfen die bestehenden Zäsuren zu überwinden.

Die Landschaft im Neckarbogen
Die dauerhaft entstandenen urbanen Landschaften rahmen den städtischen Kern und es werden auf einer Länge von 2 Kilometern hochwertige innerstädtische Uferbereiche am Neckar für die Stadtgesellschaft gewonnen oder zurückgewonnen. Gleichzeitig werden heutige Landschaftsfunktionen wie der Schutz vor Lärm, des Hochwasserschutzes und der Retention oder der Schaffung von natürlichen Lebensräumen in multicodierte, „smarte“ Landschaften überführt. Der Wert der inneren Landschaft und der ökonomische Umgang mit ihr motiviert zu vielschichtigen Funktionsüberlagerungen und neuartigen gestalterischen Antworten.

Short Cuts / Rundgang
Der Hafenberg mit den bis 12m hohen Erd- und Steinformationen des Felsenufers schafft ein landschaftliches Rückgrat vor der Industriekulisse am Neckarkanal. Er gewährleistet Lärmschutz bei beengten Verhältnissen, der Skywalk auf dem Grat bietet weite Blicke in die Landschaft. An den Wänden und in den Schluchten des Felsenufers entsteht hinter den Kletterwänden ein vertikaler Spielplatz. Die Fels- und Schotterflächen des Hafenberges bilden Lebensräume für Echsen und wärmeliebende Insekten. Assoziationen mit den Prallhängen des Neckar werden geweckt und tragen zu einer regionalen Identität und Verankerung des Projektes bei.
Der Karlssee mit Strand und Stegzugängen dient der Erholung wie auch der Pufferung des Regenwassers. Über die Wassertreppe ist er mit dem Neckar verbunden.
Das nördlich an den Neckarbogen anschließende, 500m lange Neckarhabitat steht für das Ermöglichen und Erleben von Natur inmitten der Stadt. Ein terrassiertes Auenrelief ist initial bepflanzt und wird der gesteuerten Sukzession überlassen. Eine schwebende Steglandschaft dient als Bewegungs- und Aufenthaltsebene.
Der Floßhafen ist neben dem Karlssee die zweite Reminiszenz an einen historischen Hafen. Er bildet das urbane Zentrum des neuen Quartiers. Stufen und Mauern um den See laden zum Aufenthalt ein. An der Insel im See ist ein Wasserspielplatz angelegt.
Der Neckaruferpark bildet den Zugang der Bewohner zum Fluss wie auch zur Altstadt. Mit seiner Terrassierung wird die geneigte Fläche für die Bewohner nutzbar - das Material wurde z.T. aus den historischen Hafenmauern gewonnen. Er weist moderne Spielorte auf, integriert aber auch historische Elemente wie eine Reederei oder Schleusen.
Die bestehenden, landschaftlichen Parks, der Campuspark und die Kraneninsel, wurden im Hinblick auf die benachbarten Großprojekten des Hochschul-Campus und der Experimenta neu programmiert und unter sensibler Einbeziehung des Baumbestandes neugestaltet.