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Gruber + Popp Architekt:innen BDA

Kinder- und Jugendzentrum BEATS 42, Berlin

Zoe Popp
Zoe Popp
Ort
Berlin
Gebäudekategorie
Kitas, Kindergärten
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Putz
Seit mehr als 60 Jahren ist das Kinder- und Jugendzentrum in Berlin-Mariendorf (KiJuM) ein fester Bestandteil im Leben vieler Generationen Mariendorfer:innen. Die Möglichkeit, an diesem Ort seine Freizeit sinnvoll und anregend (dank des Engagaments der Sozialarbeiter:innen auch an den Wochenenden) zu verbringen, hat bei den Nutzer:innen zu einer starken Identifikation mit dem Ort geführt. 2017 wurde das KiJuM wegen dringend anstehender Sanierungs- und Umbaumaßnahmen geschlossen. Nun wurde es unter dem neuen Namen »BEATS 42« – (der »Herzschlag Mariendorfs« mit der Hausnummer 42) – wieder eröffnet: mit neuen großen Räumen und einem erweiterten Angebot.

Nicht nur der neue Name, sondern auch die Grundrisse, die Raumaufteilung und alle dadurch entstehenden Möglichkeiten wurden in vielen Workshops gemeinsam mit dem Team und den Nutzer:innen des BEATS 42 entwickelt. Auch die Möbel sind eigens für das Kinder- und Jugendzentrum entworfen und von Tischlern gebaut worden.
Der neue Anbau beinhaltet Räume, die in der zuvor kleinteiligen Struktur des Altbaus keinen Platz fanden: So gibt es jetzt einen großen Bewegungs- und Veranstaltungsraum, der zahl­reiche Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten bietet – unabhängig vom Wetter.
Eine neue geräumige Kreativwerkstatt für handwerkliches und künstlerisches Arbeiten ersetzt die kleinen und zum Teil im Keller gelegenen Räume im Altbau; ein professionell ausgestattetes Musikstudio ergänzt das Angebot. Diese neuen Räume können nicht nur vom BEATS 42 genutzt, sondern auch an externe Besucher vermietet werden und stehen so den Kiezbewohner:innen zur Verfügung.

Im Altbau ist ein zentraler großzügiger Raum entstanden, der die Etagen verbindet, Blick­beziehungen ermöglicht und den Betreuer:innen ein besseren Überblick verschafft. Die daran anschließende offene Küche dient der Versorgung der Kinder und Jugendlichen; im Obergeschoss bieten kleinere Räume die Möglichkeit, sich vom Trubel zurückzuziehen.
Die Gestaltung des Innenausbaus mit einer zurückhaltenden Farbgebung ist als eine Art neutrale Leinwand gedacht, die durch die Nutzer:innen mit buntem Leben gefüllt wird.

Das neue Kinder- und Jugendzentrum soll für alle da sein: Durch den Einbau eines neuen Aufzuges ­werden ­­Alt- und Neubau barrierefrei erschlossen. Alt- und Neubau wachsen zu einem ­neuen Beats 42 zusammen und ergänzen sich; die Identität dieses Ortes der ­Begegnung wird gestärkt. Auch die große Freitreppe, die sich vom ersten Obergeschoss hinab in den Außenbereich erstreckt, ist gemeinsam mit den Nutzer:innen erdacht worden – sie ist sowohl geschützter Außenraum und Treffpunkt als auch Tribüne mit Blick auf die Sportflächen im neu gestalteten Garten.

Der Altbau aus den späten 1950er Jahren stammt aus einer Zeit knapper finanzieller ­Ressourcen. Entsprechend wurde das Gebäude damals mit minimalem Rohstoffeinsatz ­gebaut: dünne Decken, dünne Wände. Die Herausforderung war, diese Bauteile zu erhalten und in Einklang mit den heutigen ­Normen zu bringen, die höhere Ansprüche an die Dämmung und damit auch einen höheren Ressourceneinsatz und -verbrauch fordern.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, alle noch intakten Bauteile zu ertüchtigen und weiter zu verwenden. Daher blieb der Altbau erhalten, nur das Dach wurde aufgrund der Schadstoffbelastung abgetragen. Zur Dämmung der Außenwände wurde der Altbau mit einer zweiten Haut aus Ziegeln eingepackt – ganz ohne Polystyrol: Für die Dämmung sorgen Tonkügelchen in den Ziegelsteinen. Der neue Anbau wurde vollständig aus Ziegeln gebaut.