Zurück zum Profil
Max Dudler

Bülachguss

Stefan Müller
Stefan Müller
Ort
Bülach
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Mauerwerk
An der Schnittstelle zwischen Stadt und Natur, verkehrstechnisch ideal angebunden auch an das nah gelegene Zürich, wird in Bülach das ehemalige Industrieareal der Giesserei Bülachguss in ein gemischtes Wohnquartier verwandelt. Das in 8 Baubereiche mit je eigenem Charakter gegliederte Gesamtprojekt sorgt in Bülach-Nord für neue Urbanität. Max Dudlers figürliches Ensemble, der Langenhof, bildet den nördlichen Auftakt drei aufeinanderfolgender Wohnhöfe und bietet 113 Mietwohnungen.

Als nördlicher Auftakt der Gusstrasse schafft das Ensemble aus drei Baukörpern die klare Struktur einer Blockrandbebauung und öffnet seinen Hof grosszügig zur umliegenden Stadt. Dabei vermittelt es zwischen den verschiedenen Baufeldern des neuen Viertels mit ihren unterschiedlichen Nutzungen und Atmosphären: Gewerbe und Büro, Miet- und Eigentumswohnungen. Die Zeitlosigkeit des Entwurfs von Max Dudler entsteht aus einer Gestaltung, die ihre Wirkung aus einfachen, klar lesbaren Elementen zieht. Typologisch eindeutig entwickelt sind sie so eingesetzt, dass sich innere Organisation und äusseres Erscheinungsbild gegenseitig bedingen.

Modular konzipiert setzt sich das städtebauliche Ensemble aus der Wiederholung eines einfachen zeilenförmigen Baukörpers zusammen. Durch punktsymmetrische Spiegelung und Drehung des kubischen Volumens entsteht ein von windmühlenartig angeordneten Baukörpern gerahmter Platz. Die Elemente sind dabei so transformiert, dass die Bebauung sinnvoll auf den städtebaulichen Kontext reagiert. Der langgezogene L-förmige Baukörper im Norden schirmt die Wohnbebauung von der Fangletenstrasse ab. Der Innenhof öffnet sich in alle anderen Himmelsrichtungen, sorgt für Licht in den Wohnungen und vernetzt den Ort mit dem Quartierspark und den Wegen, Höfen und Plätzen der Wohnfelder im Osten und Süden. So wird die Stadt Bülach an dieser Stelle bedacht weitergebaut. Es entsteht nicht nur ein Quartier, sondern ein sozial gedachtes, funktionierendes Stück Stadt.

Durch bewusst gesetzte Knicke in den Gebäude-Volumen entstehen eindrückliche, skulpturale Baufiguren. Es ergeben sich spannungsvolle Perspektiven, in denen die Linien der Baukörper aufeinander verweisen und die Gebäude zu einem einheitlichen Ensemble gefügt werden. Die Knicke weiten den Raum und sorgen für einladende Gesten, durch die der Aussenraum ins Innere des Ensembles fliesst, von wo die Wohnungen erschlossen werden. Der starke Bezug zum Aussenraum am Übergang von Stadt und Landschaft wird auch in den Wohnungen deutlich. Mit ihren über die gesamte Fassadenlänge angelegten Loggien bieten sie den Bewohnern grosszügige, am Sonnenstand ausgerichtete Aussenflächen. Die Loggien wurden als filigrane, klar gegliederte Raumgitter aus Sichtbeton in die monolithischen Baukörper eigeschoben.

Die klare kubische Form der Gebäude findet ihre Entsprechung in der Reduktion der ausgewählten Materialien und Farbtöne. Der Entwurf setzt die Qualitäten der Werkstoffe in Szene, ihre Haptik und Atmosphäre. In Materialität und Detaillierung nimmt er Bezug auf den denkmalgeschützten Backsteinbau der Bülachguss, der dem Quartier seinen historischen Anknüpfungspunkt verleiht. Aus ihren präzisen Details entwickelt sich die Fassade als subtiles Relief und verstärkt so die skulpturale Wirkung der Gebäude. Die rauen, im Grauton changierenden Klinker verleihen den Fassaden Lebendigkeit und werden kombiniert mit filigranen, scharfkantigen Betonfertigteilen in heller Tonalität. Kontrastierend sind Fensterrahmen, Staketengeländer und sämtliche weiteren Metallteile in anthrazitfarbenem Eisenglimmer gehalten.