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Max Dudler

Riepl Gründe

Stefan Müller
Stefan Müller
Ort
Gallneukirchen
Gebäudekategorie
Wohn-, Geschäftshäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Putz
Architektenpreis
BIG SEE Award 2022
Als neue urbane Mitte will das Projekt „One“ der Innenstadt von Gallneukirchen neue Attraktivität verleihen. Der architektonische Entwurf entwickelt neue öffentliche Räume und belebt das Zentrum künftig mit seiner Nutzungsmischung aus Gewerbe, Gastronomie und Wohnen. Zugleich schlägt das entstandene Ensemble eine Brücke zwischen der urbanen Infrastruktur und der Landschaft des (österreichischen) Mühlviertels. Als lebendige „Stadt in der Stadt“ wendet sich Max Dudlers Entwurf im Auftrag des Bauherrn Anton Riepl gegen die Zersiedelungstendenzen im ländlichen Raum und will dadurch Vorbildcharakter entwickeln.

Es ist eine der großen städteplanerischen Aufgaben der heutigen Zeit, die Lebendigkeit der Innenstädte insbesondere im ländlichen Raum zu bewahren und zu fördern. In der 6500-Einwohner-Stadt Gallneukirchen ist mit dem Projekt „One“ ein Quartier entstanden, das alle wesentlichen städtischen Funktionen wie Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Versorgung erfüllt und sie dabei im Stadtkern hält. Max Dudlers Entwurf begreift Architektur und Städtebau als ein Ganzes und stellt die Gestaltung neuer öffentlicher Räume als Orte der Kommunikation in den Mittelpunkt. Mit dem Ziel, die Stadt in ihrem Inneren weiterzubauen und zu erweitern, ist so ein lebendiger zeitgenössischer „Marktplatz“ entstanden, der sich mit der umgebenden Stadt vernetzt. Die Erdgeschosse öffnen sich mit Gastronomie- und Einkaufsflächen zu den Gassen im Außen- und Innenraum. Ein Geschoss mit Büro- und Praxisflächen grenzt sie zur Wohnnutzung in den darüberliegenden Geschossen ab.

Die Gestaltung des Ensembles übernimmt die Charakteristik und die Rhythmen der bestehenden Stadt. Aufweitungen und Verengungen zwischen den Einzelkörpern definieren klare städtische Räume und Raumfolgen mit unterschiedlichen Atmosphären. Die Rücksprünge und Höhenstaffelungen der Baukörper stellen eine Verbindung zu den unterschiedlichen Bauhöhen Gallneukirchens her. Mit einer zeitlosen Architektursprache fügen sich die Gebäude in das Stadtbild und entwickeln dieses weiter in Richtung Zukunft.

Als mehrgliedrige monolithische Baufigur scheint das Ensemble gewissermaßen aus der steinernen Uferbefestigung der Großen Gusen emporzuwachsen und entwickelt über den Fluss hinweg seine Wirkung als markante Stadtsilhouette. Im Zusammenspiel mit dem gegenüberliegenden evangelischen Pfarrhaus bildet es ein südliches Tor zur Innenstadt. Ein Stadtplatz gegenüber dem Pfarrhaus formuliert das Entreé des neuen Zentrumsquartiers. In Form einer lebendigen Gasse und einer Shopping-Mall ziehen sich von hier unterschiedliche Wegeverbindungen durch das Ensemble und münden in einen weiteren Platz, der das Quartier im Nordosten an den Innenstadtkern anschließt. Der neue Stadtbalkon an der Großen Gusen eröffnet den Blick auf die Landschaft des gegenüberliegenden Ufers. Durch die Ausrichtung der Baukörper profitieren nahezu alle Wohnungen von Südlage und Ausblick.

Die einheitliche Gestaltung der Fassaden sorgt für klare Erkennbarkeit des Ensembles. Sie knüpft an die klassische Fassadengestaltung des gegenüberliegenden Kirchenensembles an, mit seinen abgesetzten Putzsockeln, der markanten horizontalen Bänderung und den betonten Fensterpartien. Die entstandene, präzise formulierte Architektur bezieht ihre Stärke aus der Skulpturalität ihrer Baufigur und der Detailierung ihrer Fassaden. Die Gebäudehüllen sind als abstraktes, plastisches Relief entwickelt. Geschossbänder und vertikale Stützen aus hellgrauem Granit kontrastieren mit den Putzflächen der Geschosse. Gleichmäßig über die Fläche verteilte bodentiefe Fenster gliedern die Fassaden. Um die Fenster angelegte, leicht zurückgesetzte Grobputzrahmen sorgen für zusätzliche Differenzierung. Der öffentlich genutzte Sockel wird durch gestalterische Variation und breiter angelegte Fenster betont.