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Max Dudler

S-Bahnstation Leipzig

Stefan Müller
Stefan Müller
Ort
Leipzig
Gebäudekategorie
Flughäfen, Bahnhöfe, Haltestellen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2013
Material Fassade
Glas
Architektenpreis
Architekturpreis der Stadt Leipzig 2013
German Design Award 2014 Special Mention
Seit Dezember 2013 Fahren S-Bahnen unter der Leipziger Innenstadt durch den 5,3 Kilometer langen City-Tunnel hindurch. Die Gestaltung des Bahnhofs Wilhelm-Leuschner-Platz / Platz der Friedlichen Revolution geht auf den erfolgreichen Wettbewerbsbeitrag des Architekten Max Dudler aus dem Jahr 1997 zurück. Die eindrucksvolle 140 Meter lange und 20 Meterbreite Bahnsteighalle des Schweizers wurde unter anderem mit dem Architekturpreis der Stadt Leipzig ausgezeichnet.

Die im Schnitt rechtwinklige, in Längsrichtung leicht gekrümmte Bahnsteighalle befindet sich in 20 Metern Tiefe. Wände und Decke der langgestreckten, stützenfreien Halle sind mit großformatigen, hinterleuchteten Glasbaustein-Fertigelementen bekleidet, die in ein Gitterwerk aus Sichtbetonfertigteilen eingesetzt sind. Die Halle erstrahlt auf diese Weise hell und weiträumig. Durch die extreme Wiederholung ein und desselben Motivs erscheint sie für den Reisenden in ihrer realen Dimension kaum greifbar. Lediglich der Boden des Inselbahnsteigs, der aus hellem, fugenlosen Ortterrazzo ausgeführt wurde, bildet einen ruhigen Kontrapunkt zum scheinbar endlosen Raster der Wände. Alle notwendigen Möblierungen des Bahnhofs sind wie geometrische Betonskulpturen auf dem Bahnsteig angeordnet, wobei alle Funktionsbereiche, die Sitzgelegenheiten, Fahrplanaushänge und Fahrkartenautomaten gewissermaßen subtraktiv aus den kubischen Betonkörpern herausgearbeitet sind.

Die tragende Konstruktion der Bahnsteighalle aus Stahlbeton-Fertigteilen ist hinter der Glasstein-Verkleidung nicht sichtbar. Die Wandelemente der Glasbausteinhalle sind an einer Stahlunterkonstruktion an der Tunnelwand rückverankert. Die Deckenelemente sind von der Rohbaukonstruktion abgehängt.

Fahrgäste betreten die Station über die mit festen Treppen, Rolltreppen und Fahrstahlen ausgestatteten Zugänge an den nördlich und südlich gelegenen Stationsköpfen. Die Gestaltung der beiden Zugänge steht architektonisch in einem bewusst gesetzten Kontrast zur filigranen, transparent anmutenden Bahnsteighalle. Sobald sie unter die Platzoberfläche taucht, ist die Treppenanlage und ihre innere Halle vollständig aus Sichtbeton errichtet. Die minimalistische, fast rohe Gestaltung verstärkt den Eindruck, man bewege sich in das Innere der Erde hinab, gleich einem in den Fels geschlagenen Gang. Wie aus einem Guss fügen sich die Treppen mit dem Bahnsteig zu einem langen Band. In Anlehnung an die Bahnsteighalle sind die oberirdischen Zugangsbauten ebenfalls mit Glasbausteinen gestaltet. Durch eine Beleuchtung bei Dunkelheit, sollen sie zur Belebung des Platzes beitragen.

Wilhelm Leuschner war ein sozialdemokratischer Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Der ehemalige Königsplatz in Leipzig wurde ihm zu Ehren 1945 in Wilhelm-Leuschner-Platz umbenannt. Im Jahr 2013 erhielt der Platz den Namen „Platz der Friedlichen Revolution“ aufgrund seiner Bedeutung während der deutschen Wiedervereinigung.