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RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN

Büro- und Geschäftshäuser Falkenried, Hamburg

Foto: Christoph Gebler
Foto: Christoph Gebler
Ort
Hamburg
Gebäudekategorie
Büros, Banken
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2004
Architektenpreis
Deutscher Städtbaupreis 2004
In Zusammenarbeit mit dem Bauherren und der Stadtplanung entwickelten Renner Hainke Wirth Architekten eine erste Konzeption für das „Blue-Office“, dem der Um- und Neubau des „Yellow Office„ und des „Green Office“ wenig später folgte. Die drei Büro- und Geschäftshäuser stellen als städtebauliches Ensemble den baulichen Schlussstein des Falkenried-Areals dar und sind gleichzeitig das visuelle Entrée des neuen Quartiers. Eine besondere Herausforderung war die stadträumliche Öffnung des Areales zur Hoheluftchaussee und die komplizierte Restgeometrie des Grundstückes mit der Einbindung eines der größten Briefsortierzentren Hamburgs und einer Ortsvermittlungsstelle (OVST) der Telekom im laufenden Betrieb.

Neben dem funktionalen Anspruch an die Büroflächen stand die Entwicklung eines attraktiven und von Individualität geprägten Einzelhandels-Branchenmixes im Vordergrund. Bei dem Projekt wurde besonderer Wert darauf gelegt, ein Arbeits- und Lebensumfeld zu entwerfen, das einserseits klar strukturiert und anderderseits facettenreich ist. Die leicht zu einander verdrehten, sich gegenüberliegenden Häuser, bilden in ihrer Mitte eine attraktive Piazza, die zum Einkaufen und Verweilen einlädt.

Das direkt an der Hoheluftchausse gelegene „Yellow Office“ ist der städtebauliche Auftakt zum Falkenried Areal. Wie ein neuer, schwebender Mantel legt sich der Neubau um die Ortsvermittlungsstelle der Telekom, dessen Fassade im Rahmen der Baumaßnahme optisch, wie auch energetisch, überarbeitet wurde. Gestalterisch wird ein Bogen zwischen den angrenzenden Gelbklinkerbauten der Nachkriegsmoderne und der skulpturalen Architektur des neuen Quartiers gespannt. Das Fassadenkleid in warmer Holzoptik unterstreicht den farblichen Zusammenhang mit der neuen Bebauung. Raumhoch verglaste Erker in der Fassade nehmen die Blickbeziehungen zur Hoheluftbrücke, den fernen Grindelhochhäusern und zur Piazza auf.

Ein Ärztezentrum als Mieter des ersten Obergeschosses gruppiert sich auf über 1.000 m² mit insgesamt 5 Praxen um einen gemeinsamen Erschließungshof, der Alt- und Neubau unmerklich miteinander verbindet.

Nicht nur um den profanen Nutzbau des Bestandsgebäudes energetisch zu optimieren, sondern hauptsächlich, um ihm eine visuelle Aufwertung zu geben, wurde eine Dachaufstockung in Form eines „schwebenden, allseitig auskragenden Wolkenbügels“ als besonderes Bauteil aufgesetzt.

Durch sein ansteigendes Dach führt das „Blue Office“ weiter in das Falkenried-Areal hinein und bildet ein städtebauliche Pendant zum Neubau des „Red Office“ von Bolles + Wilson Architekten. Die dynamische Form, der dunkle Naturstein der Fassade, die großzügige, loftartige Verglasung und die reduzierten, edlen Materialien bewirken die hochwertige Anmutung dieses Gebäudes. Die Form des Gebäudes, die aus der optimierten Ausnutzung der Vorgaben des B-Plans entstanden ist, wurde durch den geometrischen Verschnitt der Geschossebenen gestaltet. Dadurch werden im Inneren spannungsvolle Räume erzeugt, die durch die Werbeagentur Scholz & Friends Neumarkt genutzt werden. Ein offener Luftraum, eine Galerie und eine innenliegende Terrasse machen das Besondere der Räumlichkeiten aus. Die Dachterrassen sind mit Büschen und Sträuchern gestaltet und bieten den Mitarbeitern in den oberen Geschossebenen ausreichend Raum für Pausen und Meetings im Freien.

Das Gebäude „Green Office“ schliesst eine Baulücke am Lehmweg. Von hier aus wird der Innenhof erschlossen und die von allen Häusern gemeinsam genutzte Tiefgarage erreicht. Es ruht weitgehend auf Stützen, weil es unterfahren werden muss. Die schlichte weiße Putzfassade wird duch bronzefarbenen Einfassungen der Fensterbänder ergänzt.

Alle neuen, aufgehenden Bürohausfassaden sind den Anforderungen des Hamburger Energie-Passes entsprechend gebaut. Die Fassaden des „Yellow Office“ zur Hoheluftchaussee sind als Schallschutzfenster ausgeführt. Die Bauten verfügen über energetisch optimierte Fassaden und eine Bauteilkühlung. Alle Dächer der Neubauten sind extensiv begrünt.

Bei allen drei Büro- und Geschäftshäusern herrscht das Funktionalitätsgesetz vielseitig nutzbarer Flächen. Der städtebauliche Entwurf prägt die Architektur. Die ausgefeilte Ästhetik der Oberflächen und die Details der Häuser haben mit Ihrem durchaus ambivalenten Spiel mit den Zeichen der Moderne inmitten eines lebhaften historischen Umfeldes kein wirkliches gleichberechtigtes Gegenüber. Vielleicht wäre ein solches Ziel aber auch ein zu hochgestecktes Ziel.

Bauherr: Züblin Development GmbH
Fertigstellung: 06/2007