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RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN

FLASH II, Forschungseinrichtung der Grundlagenphysik, Hamburg-Bahrenfeld

Fotos: Jochen Stüber
Fotos: Jochen Stüber
Ort
Hamburg
Gebäudekategorie
Labor-, Forschungsgebäude
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2015
Material Fassade
Metall
Städtebau
Die städtbauliche Fragestellung verlangt nach einer übergeordneten Einbindung der drei Experimentierhallen in ein erkennbares und ansprechendes Gebäude-Ensemble. Die FLASH I-Halle ist in Ihrer Gestalt ein Solitär und braucht daher Nachbargebäude, die in ihrer äußeren Erscheinung kompakt, verbindend und zurückhaltend wirken. Eine dritte Ebene für die Büronutzung und Veranstaltungen führt auf der oberen Ebene des PETRA-Walles entlang und fasst die heterogenen Hallenbauten zusammen.
In der perspektivischen Fernwirkung von der Luruper Hauptstrasse und im Schwarzplan wird deutlich, dass der große Maßstab des PETRA-Walls und der angrenzenden, bestehenden PETRA-Experimentierhalle in ein elegantes, aber weitreichendes Gebäude mit horizontaler Silhouette übersetzt- und weitergeführt werden muss.

Freiraumgestaltung

Die Hauptzugangsseite für alle drei Hallen befindet sich im Norden. Vorbei an PETRA III erreicht man eine aufgeweitete Parkplatzzone. Die Vorfläche der Hallen ist großzügig organisiert, so dass LKWs hier problemlos rangieren und andienen können. Die gewählte radiale Platzform ist aus der Gebäudeform und dem tangierenden öffentlichen Fußweg entwickelt.

In der Sichtachse der östlichen Erschließungsstraße fällt der Blick auf die seitliche Fassade der FLASH II-Halle. Um den Nutzerkomfort deutlich zu erhöhen, wurde im Rahmen der Überarbeitung die östliche Freitreppenanlage in die FLASH II-Hülle integriert. Die kurze, interne Verbindung zwischen Büros und Experimentierhalle sowie die neu geschaffene Büro-/Auswertungszone oberhalb der Elektroracks, nimmt sich in der Fassadengestaltung weiter zurück. Lediglich die Anlieferungszone mit Nebeneingang zeichnet sich durch einen dynamischen Schnitt in der leicht gekippten Fassade ab.

Erschließung
Über zwei von Tageslicht durchfluteten Erschließungszonen links und rechts von FLASH I werden die beiden neuen Experimentierhallen erschlossen. Eine transparente Foliendachkonstruktion aus Luftkissen verbindet die drei Baukörper zu einer Nutzungseinheit und ermöglicht dadurch die klimatische Optimierung, sowie die gestalterische Verknüpfung der Gebäude.
Die Erschließung von FLASH I und FLASH II ist über das vorhandene Treppenhaus, den Lift in dem Bestandsgebäude und die neue interne Verbindung organisiert. Im Erdgeschoss öffnet sich die Eingangszone optisch durch eine Verglasung in die Experimentierhalle hinein. Von hier werden die Experimentierstände in der Halle erschlossen.
PETRA III wird über eine kleine Eingangshalle im Norden des Gebäudes erschlossen, die im Rahmen der Überarbeitung weiter optimiert wurde. Über einen Aufzug bzw. ein Treppenhaus sind alle Geschossebenen behindertengerecht miteinander verbunden.
Im Westen des Gebäudes ist eine außen liegende Fluchttreppe angeordnet.

Im Nord-Osten der Halle verbindet eine einläufige Treppe die Büroebene im 1. OG mit dem Foyer des Vortragssaals. Hier, zwischen FLASH I und PETRA III, haben wir einen kleinen Vortragssaal angeordnet, der von dem Foyerangebot des großen Saals partizipieren soll. Dem Verlauf des Strahlenschutzwalles des PETRA-Rings folgend, fasst die dritte Etage, die vornehmlich der Büronutzung dient, die Experimentierhallen zusammen.

Der zentral gelegene Vortragssaal über FLASH I erhält eine neue, großzügige Foyerzone mit einer neu organisierten WC- Lager- und Garderobensituation. Die WC-Anlage liegt weiterhin im seitlichen Bereich der FLASH-Halle. Der Zugang zur neu organisierten WC-Anlage erfolgt direkt aus dem Foyer, das im Rahmen der Überarbeitung weiter flächenmäßig optimiert wurde und  Forschungs- und Veranstaltungsbetrieb voneinander getrennt organisiert.

Die Belieferung der Experimentierhallen erfolgt über Schleusen, die in Lage und Abmessungen den Anforderungen der Auslobung entsprechen. Die Anlieferungszone der FLASH II - Halle ist gestalterisch durch die leicht gekippte Fassade, ein Lager und die neue interne Verbindung an der Ostfassade zusammengefasst.
Während die Lkws in der Anlieferung von FLASH II nicht klimatisiert entladen können, ist im Zwischenbauteil von PETRA III und FLASH I eine temperierte Schleusenhalle geplant, in die Sattelschlepper einfahren können. Über die vorgegebene Hubbühne und die angrenzenden Toranlagen können die beiden Experimentierhallen angedient werden.

Fassaden
Das Fassadenthema der horizontalen PETRA III-Halle wurde als Gestaltungsmerkmal grundsätzlich für beide Neubauten übernommen. Das Spiel findet in der unterschiedlichen Detaillierung und Farbigkeit statt. Während die Fassade von PETRA III mit gekanteten, silberfarben eloxierten Metallfassaden und einem Farbspektrum innerhalb einer begrenzten Goldgelb-Farbpalette im Unterschlag arbeitet, bleibt die Fassade von FLASH II in ihrer Plastizität zurückhaltend und glatt. Lediglich im nord-östlichen Eckbereich drückt sich das DESY-Logo reliefartig in die horizontale Blechfassade. Auf der Nordfassade öffnet sich FLASH II mit einem großen, dynamischen Schaufenster zur Luruper Chaussee.

Die silberfarben eloxierten Metallfassaden mit horizontaler Gliederung sorgen für eine zurückhaltende Erscheinung der Experimentierhallen. Durchlaufende Fensterbänder ziehen die heterogenen Baukörper zusammen und lassen sie zu einem Ensemble werden. Unterstützt wird diese horizontale Gestaltung durch die warme Farbgebung der Leibungsbleche der Fensterbänder, die dem Gebäude auch aus der Ferne seine besondere Erscheinung geben.
In der Büro- und Werkstattzone schützt umlaufend ein innen liegender textiler Blendschutz vor Blendung. In der Südfassade kommt ein bündig in die Fassadenkonstruktion integrierter, außen liegender Sonnenschutz zur Ausführung.
Die Element-Fassade ist in die innen- und außen liegenden Fensterbank integriert. Umlaufende Fensterbankkanäle lassen eine möglichst hohe Flexibilität in der Verkabelung zu. Sofern die Gebäude nicht ausschließlich durch die vorgesehene Betonkernaktivierung temperiert werden, sind unterhalb des Fensterbankkanals auch Heizplatten in der Fassadenebene möglich.