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RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN

Wohngebäude Oldenfelder Straße

Foto: RHWZ Architekten
Foto: RHWZ Architekten
Ort
Hamburg
Gebäudekategorie
Geschosswohnungsbau
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2015
Material Fassade
Putz
Bauherr: Erzbistum Hamburg

Kostengünstiger Wohnraum für Familien? Dass der Wohnungsmarkt in Hamburg seit längerem unter besonderem Druck steht, ist allenthalben bekannt. Und insbesondere für Familien mit zwei oder mehr Kindern gestaltet sich die Suche nach adäquatem Wohnraum zunehmend schwer.
Vor diesem Hintergrund hat sich jüngst das Erzbistum Hamburg dazu entschieden, Wohnraum auf den eigenen Grundstücken zu realisieren – Schwerpunkt: Junge Familien.

So entstanden 2015 in der Oldenfelder Straße in Hamburg Rahlstedt 12 Reihen- und Doppelhäuser zur Vermietung in ausgesprochen guter Lage. Innerhalb von fünf Gehminuten erreicht man sowohl den Bahnhof Rahlstedt (15 Minuten Fahrzeit zum Hamburger Hbf), wie auch die Innenstadt Rahlstedts mit seiner Fußgängerzone, dem Markt und dem Rahlstedt Center. Ferner befinden sich soziale und schulische Einrichtungen im nahen Umfeld, wie die Katholische Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt mitsamt Kita und Gemeindehaus sowie ein Gymnasium.
Zugleich weist der Wohnstandort mit seiner Einzelhausbebauung und villenartigem Charakter mit großen Grünstücken einen hohen Grünanteil auf.

Für viele Familien ist es gegenwärtig nicht einfach, ein passendes zu Hause zu finden. Oftmals haben Wohnungen zu wenig privaten oder auch gemeinschaftlichen Grünanteil. Ein Einfamilienhaus würde mehr Freifläche bieten, ist aber nicht immer einfach zu finden, oder stellt mit einem Kauf eine sehr große Investition dar, die sich viele nicht mal eben leisten können. Das Bauvorhaben in der Oldenfelder Straße bietet hingegen den Mix aus beidem: ein Einfamilienhaus, welches zur Miete angeboten wird. – Eine Typologie, die man nicht so oft findet. Es bietet einen ausreichend großen Wohnraum mit einem eigenen Garten, in dem die Kinder ungestört spielen können.

Kostengünstiges Bauen
Mit der stetig steigenden Bevölkerungszahl Hamburgs wächst auch der Druck auf den Wohnungsmarkt der Freien und Hansestadt. Um dem Wohnungsmangel entgegenzuwirken, wurde unlängst vom Senat ein Programm beschlossen, mit dem Ziel jährlich rund 6.000 neue Wohnungen zu schaffen, deren Notwendigkeit außer Frage steht. Die gestiegene Bautätigkeit bedingt auch volle Auftragsbücher bei den ortsansässigen Unternehmen. Parallel hierzu sind in den letzten Jahren die Baukosten stetig gestiegen.
Verbunden mit dem eingangs erwähnten Ziel, kostengünstigen Wohnraum für junge Familien zu schaffen befindet man sich schnell in dem Zwiespalt zwischen hohen Baukosten und dem Wunsch, preiswerte Mieten anbieten zu können. Dennoch wurde an der Zielsetzung festgehalten.

Um die Baukosten zu optimieren war das Setzen von Prioritäten bereits früh notwendig. Diese lagen dabei auf einem ausreichend großen Flächenangebot der Häuser mit im Verhältnis großzügigen Zimmergrößen, eine ansprechende, lichte Raumhöhe sowie möglichst große Fensteröffnungen für eine gute Belichtung. Auf Keller hingegen wurde aus Kostengründen von vorn herein verzichtet.
Im Bereich der Außenanlagen wurde der gestalterische Schwerpunkt auf die zentrale gemeinschaftliche Fläche gelegt, sowie auf die Vorgärten der Häuser, die sich zu dieser hin orientieren. Ferner wurde Wert darauf gelegt, die Wege und befahrbaren Bereiche zu pflastern.

Durch die Kompaktheit der Anlage - bezogen auf das Gesamtgrundstück - konnte der Erschließungsaufwand im Rahmen gehalten werden.
Bei aller Vereinheitlichung von Grundrissen und (Ausstattungs-) Elementen, wie z.B. gleiche Treppenläufe in allen Häusern, konnte über die aufgelockerte Dachform der Häuser ein dennoch abwechslungsreiches Erscheinungsbild erzielt werden.
Mit Baukosten in Höhe von rd. 2.100,- EUR/m² Nutzfläche entstand so ein attraktives Bauprojekt zu einem Preis, der es ermöglicht, Familien ein entsprechendes zu Hause anzubieten.

Entwurfskonzept
Das Grundstück liegt im Spannungsfeld zwischen der ortstypischen, kleinteiligen Parzellenstruktur mit seinen zwei- bis dreigeschossigen Stadtvillen und dem nahegelegenen Bahnhof Rahlstedt, in dessen unmittelbarer Nähe sich eine niedrige, straßenbegleitende Randbebauung hervortut.
In diesem Kontext setzt der Entwurf zur angrenzenden Bahntrasse hin eine geschlossene Bebauung, bestehend aus insgesamt 6 Reihenhäusern mit einem klaren Versatz.
Zur vorderen Straßenseite hin orientiert man sich an der bestehenden, kleinteiligen Solitärstruktur. Die hierdurch entstehende Hofsituation bildet den Kern der Anlage, in deren Mitte eine gemeinschaftliche Freifläche den Bewohnern vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bietet. Während sich die Häuser mit ihren Eingängen zur gemeinschaftlichen Fläche hin orientieren, liegen die privaten Gärten auf der Rückseite. So erhalten die Anwohner neben den privaten Rückzugsräumen ein zusätzliches Angebot an Freiraum, welches – wie sich bereits zeigt – rege genutzt wird.

Um den Kernbereich von Autos freizuhalten, liegen die notwendigen Stellplätze allesamt an einem kurzen Stich im Norden der Grundstücke. Die Haupterschließung für Fußgänger und Radfahrer erfolgt separat hiervon über einen zusätzlichen Weg.

Mit der klaren baulichen Kante zur nahe gelegenen Bahntrasse wird der Innenbereich weitestgehend vor dem Lärm geschützt. Die Dachform dieser Häuser unterstützt hierbei die Lärmschutzmaßnahmen, indem die hohen Gebäudeseiten zur Bahn orientiert sind, während sich die Dächer zur Hofseite hin neigen.
Die hohe Lärmbelastung erfordert dennoch für die an der Bahn liegenden Reihenhäuser eine abweichende Grundrissgestaltung, bei der die Aufenthaltsräume allesamt zur lärmabgewandten Seite liegen müssen.

Freiraumgestaltung
Das Freiraumkonzept für die Wohnbebauung an der Oldenfelder Straße basiert auf einer Differenzierung gemeinschaftlich nutzbarer und privater Freiräume. Im Zentrum liegt ein grüner Hof, um den die Neubebauung gruppiert ist. Dieser Wohnhof bildet die gemeinschaftlich nutzbare Mitte mit einer bespielbaren Rasenfläche. Die privat nutzbaren Gartenflächen werden den einzelnen Häusern unmittelbar zugeordnet und mit Buchenhecken eingefasst. Den erdgeschossigen Wohnbereichen werden Terrassen unmittelbar vorgelagert. Die privat nutzbaren Gartenflächen werden als Rasenflächen hergerichtet.

Die Erschließung des Grundstücks erfolgt im Norden des Grundstücks über einen Zufahrtsbereich mit insgesamt 12 Stellplätzen vorgesehen. Diese sind mit Buchenhecken gegenüber den Gärten und dem Wohnhof und dem Nachbargrundstück abgegrenzt. An einem Stichweg auf der Südseite des Wohnhofes werden zusätzlich Fahrradstellplätze angeboten. Die Gehwege, Fahrflächen und Einstellplätze werden in Betonsteinpflaster befestigt.

Die wild aufgewachsenen Gehölze, welche im Zuge der Baumaßnahme zu fällen gewesen sind werden durch Neupflanzungen mit einheimischen, standortgerechten Bäumen kompensiert.
Die Entwässerung des anfallenden Oberflächenwasser erfolgt dezentral. Das Regenwasser von den Dachflächen und den befestigten Flächen wird in offenen Rinnen abgeleitet und im nordöstlichen Bereich des Grundstücks an der tiefsten Stelle zur Versickerung gebracht. Alles Regenwasser kann somit auf dem Grundstück dezentral zurückgehalten und versickert werden.

Ziel des Freiraumkonzeptes war es, die nachbarschaftliche Einheit der Wohngebäude durch die Konzeption der Freiflächen zu stärken. Vor allem der zentrale Wohnhof kann in dieser Hinsicht ein wertvoller Beitrag für das neue Wohnen an der Oldenfelder Straße werden.