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Trapez Architektur

Römerstadtschule

Neubau für eine Grundschule mit innovativem Lernkonzept
Meike Hansen, Archimage
Meike Hansen, Archimage
Ort
Frankfurt am Main
Gebäudekategorie
Schulen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2022
Material Fassade
Mauerwerk
Etwa 345 Kinder aus bis zu 64 Nationen besuchen die Römerstadtschule in Frankfurt-Heddernheim. Um alle Kinder des heterogenen Einzugsgebiets entsprechend ihrer unterschiedlichen Lernausgangssituation individuell zu fördern, richtet die Römerstadtschule seit 2009 ihren Fokus auf inklusiven Unterricht und das gemeinsame Lernen. Die Schule soll hier allen gleichermaßen einen Ort bieten, an dem sie „zuhause“ sind. 2014 wurde die Schule dafür mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet.

Jahrgangsgemischte Gruppen mit Schüler:innen von der ersten bis vierten Klasse, mit unterschiedlichen Lernniveaus lernen gemeinsam in Lerngruppen, mit wenigen frontalen Phasen und viel selbstständigem Arbeiten.

Die Architektur der alten Räume machte es der Schule jedoch schwer, ihre innovative Pädagogik umzusetzen. Mit dem Neubau haben sie nun ein Haus, das es ihnen ermöglicht so zu lernen, wie das pädagogische Konzept der Schule es vorsieht.

Das Thema des gemeinsamen Lernens, der eigenen „Heimat“ und vielfältigen Lernorte lagen daher dem Entwurf zugrunde. Trapez hat dazu im Vorwege zusammen mit der Schule die räumlichen Bedarfe erörtert, unterschiedliche Varianten erarbeitet und diskutiert. Die vier nahezu baugleichen Häuser brechen das große Bauvolumen in kleinere, überschaubare Einheiten auf und geben den Lerngruppen eine eigene Adresse innerhalb des Neubaus.

Jede der sieben Lerngruppen hat in dem Neubau eine eigene, 275 Quadratmeter große Heimat - mit Lernräumen und -bereichen, Garderobe, eigenen Toiletten und einem Teamraum für die Lehrkräfte und Pädagogen. „Den Klassenraum“ gibt es nicht mehr. Stattdessen lernen die Kinder überall – in den beiden „Unterrichtsräumen“, in der gemeinsamen Mitte, vor dem Whiteboard oder den verschiebbaren Regalmöbeln. An Schultischen und auf Stühlen, auf Bänken oder auf Sitzkissen und Matten. Möbel auf Rollen machen insbesondere die Mitte flexibel nutzbar. Kleine Lerneinheiten lassen sich ebenso abtrennen wie Ruhezonen. Unterschiedliche Farben kennzeichnen die Lerngruppen wie Delphine, Spatzen oder Uhus. Sie ist bereits vom Forum aus erkennbar und bildet eine Art Eingangsportal zu den einzelnen Gruppen. Die umlaufenden Galerien verbinden die Lernteams einer Ebene miteinander. Dazwischen finden sich jeweils Lernpodeste, die zusätzlichen Platz für differenzierten Unterricht bieten.
Angelehnt an das „Forum“ - einer Art öffentlicher Dorfplatz in der Römerzeit, auf dem alles gemeinschaftliche Geschehen stattfand - bildet auch in der Römerstadtschule das „Forum“ den verbindenden Mittelpunkt der Häuser. Das dreigeschossige Foyer dient als Ort der Begegnung, an dem das unterrichtsbegleitende Schulleben und Veranstaltungen stattfinden.

Aber nicht nur die Art des Unterrichts ist besonders. Der Ort auf, dem der Schulbau steht, blickt auf eine tausende Jahre alte Geschichte der römischen Siedlung Nida zurück. Bevor gebaut wurde legten Archäologen die Reste einer alten Römersiedlung aus dem 2. Bis 3. Jahrhundert n. Chr. frei, die darauf hindeuten, dass hier einst ein heiliger Tempelbezirk war.
Der Standort inmitten der Römerstadt ist heute Teil einer baulich heterogenen Umgebung. Zwischen Ernst-May-Siedlung und Nordweststadt bildet der Neubau einen markanten Punkt. Er richtet und öffnet sich durch seine windmühlenartige Form in alle Richtungen und bildet einen neuen Anker. Geschwungene Mauern im Vorplatzbereich formen eine einladende Geste. Farblich abgesetzte Pflastersteine im Außenraum und Intarsien im Bodenbelag des Erdgeschosses bilden den Fußabdruck des ehemaligen Tempelbezirks ab, den die Archäologen an dieser Stelle gefunden haben. Die Fundteile wurden für Ausstellungs- und Wissenschaftszwecke konserviert.

Bezugnehmend den bedeutsamen Ort und deren archäologischen Funde entschied sich Trapez für eine kräftige Geste und bildete einen eher massiven Bau mit einer Loch-Fassade aus hellem Stein aus.