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A24 Landschaft

Auf zu neuen Ufern - Lahnaue Gießen

Foto: Hanns Joosten
Foto: Hanns Joosten
Ort
Gießen
Gebäudekategorie
Park-, Zooanlagen
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2014
Bauherr: Stadt Gießen
Bearbeitungszeitraum: 2010-2014
Bausumme: „Zu den Mühlen“ 1,5 Mio. Euro, „Freianlagen Nordstadtbrücke“ 600 000 Euro
Fläche: Rahmenplan 42 ha, „Zu den Mühlen“ 12 500 m², „Freianlagen Nordstadtbrücke“ 10 000 m²

Die Universitätsstadt Gießen entdeckt die Lahn und damit stadträumliche Potenziale, die sie lange vernachlässigt hat: die zentrumsnahen Flussufer mit ihren Auen und angrenzenden Stadtgebieten. Der 2011 verabschiedete Rahmenplan soll die Lahnufer zu einem vollständig neuen und facettenreichen innerstädtischen Freiraum entwickeln. Die Umsetzung erfolgt schrittweise, sobald die Flächen verfügbar werden.

Historisch wurde der Fluss lange Zeit als Funktionsraum betrachtet und genutzt. Der Bau der Main-Weser-Bahnverbindung mit einem hohen Bahndamm führte schließlich dazu, dass die Innenstadt gänzlich von der Lahn abgetrennt wurde – woraufhin die Gießener ihre Stadt spöttisch als „Gießen an der Bahn“ bezeichneten. Die Lahnaue erscheint heute als innerstädtische Peripherie mit vielen unzugänglichen Grundstücken, teils großflächigen, teils sehr kleinteiligen Nutzungen und ausgedehnten Parkplatzflächen. Erst mit dem europaweiten Mentalitätswandel und dem neuen Leitbild der „Stadt am Fluss“ wurden auch in Gießen die Potenziale des Flussraums wieder erkannt.

Der langfristig angelegte Rahmenplan Lahnaue erstreckt sich über den gesamten innerstädtischen Flussraum und verfolgt ein Gesamtkonzept zur Verbindung der Lahn mit der Stadt. Im Rahmenplan werden sechs Teilbereiche unterschieden: Vom Wiesen- und Kleingartenpark im Norden, über die stärker urban geprägten Bereiche in Innenstadtnähe hin zum naturnahen Ensemble der bestehenden Lahnwiesen im Süden. Die Teilbereiche werden über einen neuen, durchgängigen und beidseitig angelegten Lahnweg miteinander verbunden.

Der Plan sieht außerdem vor, Parkplätze am Ufer zurück zu bauen, Flächen zu entsiegeln, Grünanlagen zu erneuern und auszuweiten. Es sollen Verbindungen zwischen den Teilbereichen entstehen, Plätze angelegt und auch überregionale Fahrradwege an die Lahn geführt werden. Nicht zuletzt legt das Konzept fest, private Flussgrundstücke für die Öffentlichkeit zurück zu gewinnen sowie Renaturierungen einzuleiten und dauerhaft zu schützen.

Die Stadt Gießen nutzt die Landesgartenschau 2014 und das damit einher gehende öffentliche Interesse, um die ersten Bausteine des Rahmenplans umzusetzen: Den innerstädtischen Bereich „Zu den Mühlen“ und die „Freianlagen Nordstadtbrücke“ als wichtiger Teil Auftakt des Wiesen- und Kleingartenparks.

Der neue Stadteingang „Zu den Mühlen“ öffnet sich mit einem repräsentativen Platz als Entree, bietet gestaltete Zugänge zum Wasser, einen neuen Boulevard an der Lahn und den gärtnerisch angelegten Mühlengarten. Gegenüber dem Platz ist ein großer Auenspielsplatz entstanden, der Kinder verschiedenster Altersstufen auf 900 Quadratmetern zum Spielen und Toben auf unterschiedlich gestalteten Spielterrassen einlädt. Auch diese greifen das Thema Fluss auf, bilden typische Bestandteile einer Auenlandschaft nach.
Vom geplanten Wiesen- und Kleingartenpark konnte als erste Maßnahme eine neue Fußgänger- und Radbrücke mit flankierenden Freianlagen umgesetzt werden, die den nördlichen Bereich der Lahn erfahrbar machen.

Mit der schrittweisen Umsetzung weiterer Ziele aus dem Rahmenplan gewinnt die Stadt, die ihren Fluss wortwörtlich links liegen gelassen hat, eine neue stadträumliche Orientierung und einen vollkommen neuen innerstädtischen Freiraum.