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arc architekturconzept

Wohn- und Geschäftshaus „Steinbrücke“ Quedlinburg

Ort
Quedlinburg
Gebäudekategorie
Wohn-, Geschäftshäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2013
Material Fassade
Mauerwerk
Architektenpreis
Bauherrenpreis 2013/2014
Planung: arc architekturconzept GmbH in ARGE mit Planungsring Wernigerode
GmbH

Bauherr: Wohnungswirtschaftsgesellschaft mbH Quedlinburg
Fertigstellung: 02/ 2013
Nutzfläche: 2.340 m²/  BGF: 10.278 m²
Gesamtbaukosten: KG100 – 700: 4,17 Mio € brutto

Erläuterungen

Das Bauvorhaben befindet sich im Kernbereich der historischen Innenstadt Quedlinburgs, die Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbes ist.
Es wird als Ersatzneubau für einen Gebäudekomplex aus dem Jahr 1958 errichtet.
Aufgrund seiner prädestinierten Lage, Nahe der unmittelbaren Innenstadt entlang der Geschäfts- und Fußgängerzone, mit Blickbeziehung zum Schloss, genießt der Neubau einen besonderen Standort in Quedlinburg.
In der Ausgangssituation war das Grundstück mit dem Gebäudekomplex eines Wohn- und Geschäftshauses aus den 50er Jahren bebaut.
Ursprünglich hatte sich der Bauherr die Sanierung des Komplexes vorgenommen. Doch die Anforderungen an die Vision von modernen, barrierearmen Wohnungen und zeitgemäßen Gewerberäumen mit entsprechenden Raumhöhen, sowie Licht und Sonne, konnte auch im Hinblick auf die schlechte Bausubstanz und Statik der Gebäude nicht so realisiert werden.
Also stand die Entscheidung Abriss und Neubau und damit die Aufgabe mit einer großen Baulücke im Gefüge eines mittelalterlichen Kontexts umzugehen.
Es entwickelte sich zusammen mit der Stadt Quedlinburg, der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Harz und dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt die Idee, die Situation als Chance für eine Reparatur des historischen Stadtgrundrisses zu nutzen.
Die Herausforderung bestand darin, einen neuen Weg im Spannungsfeld zwischen historisch gewachsenen kleinteiligen Strukturen und einer zeitgemäßen Antwort in der Architektur zur finden, die dem Bedürfnis nach einer offenen, lichtdurchfluteten Wohnqualität nachkommt und andererseits den historischen Kontext im Städtebau und den denkmalpflegerischen Belangen entspricht.
Der Entwurf des Wohn- und Geschäftshauses an der Steinbrücke lässt, im Rückblick auf den abgebrochenen Bestandsbaukörper, wieder 2 separate Gebäude erkennen. Das Hauptgebäude befindet sich, wie historisch, an der Steinbrücke. Als wichtiges Element zur Einbindung in den städtebaulichen Kontext erfolgte die Wahl der Satteldachform mit der typischen Dachlandschaft aus Zwerchhaus und Dachgauben sowie die Herstellung einer Giebelseite, wie sie in den Vorgängerbauten an dieser Stelle ebenfalls typisch war.
Als weiteres wichtiges gestalterisches und denkmalpflegerisches Element war die Wahl der Fassade. Die Lamellenfassade ist eine zweischalige Konstruktion, welche auf die historische Gebäudekante gesetzt wird. Die Gliederung der Lamellenfassade in horizontaler und waagerechter Richtung interpretiert die Gliederung der Fachwerkfassade mit Stiel und Riegel und schafft eine angemessene Maßstäblichkeit. In Anpassung an die vorherrschenden typisch geschlossenen Gebäudefassaden folgt die vorgehängte Gebäudefassade diesem Prinzip mit modernen Mitteln.
Durch ein geschicktes, transluzentes Detail wird erreicht, das die großen Fensteröffnungen optisch zurücktreten und die großflächigen Fenster teilweise hinter den Lamellen „verschwinden“ und trotzdem wird hoher Faktor an natürlichem Licht erreicht. Freibereiche wurden unscheinbar hinter der Lamellenfassade angeordnet.
Die Außenfassade nimmt optimal die Architektursprache der umgebenden Bebauung mit ihren kleinteiligen Fassaden auf und ermöglicht es Licht und Sonne in die Wohngeschosse zu holen und trotz der Ausrichtung zur Straße einen privaten, lichtdurchfluteten Bereich mit Aufenthaltsqualität zu schaffen.
 
In der Carl-Ritter-Straße standen historisch die Nebengebäude der Steinbrücke. Diese sollten, möglichst in den Höhen abgestuft, deutlich vom Vorderhaus (Steinbrücke) abgesetzt werden. Ein optischer Zusammenschluss beider Baukörper sollte vermieden werden, damit kein unmaßstäblich großer Baukörper entsteht. Die gewählte Lösung berücksichtigt dieses durch unterschiedliche Fassadengestaltung und die Ausbildung eines flachen begrünten Daches auf dem Gebäude Carl-Ritter-Straße.

Die Erschließung des Grundstücks erfolgt über die Carl-Ritter-Straße. Zugang zu den Wohnungen erlangt man über den Hof über welchen man auch die Tiefgarage im Untergeschoss erreicht.
Im Erdgeschoss sind zwei moderne Gewerbebereiche angesiedelt. Diese orientieren sich mittels großzügiger verglaster Flächen zum Außenraum der Fußgängerzone Steinbrücke und Carl –Ritter -Strasse. Im Hinblick auf eine  Kleinteiligkeit aus dem historischen Kontext, wurde eine Pfosten-Riegel-Konstruktion gewählt, welche die Schaufensterfläche entsprechend gliedert.
In den Ober- und Dachgeschossen werden Wohnungen angeordnet. Jede Wohnung erhält einen Freibereich (Loggia) Richtung Stadtraum. Diese Freibereiche treten ähnlich wie die Fensteröffnungen durch die vorgehängte Fassade gewollt gestalterisch in den Hintergrund, diese schaffen jedoch für die modernen Wohnungen Aufenthaltsqualitäten.
Jeder Wohnung wird ein Stellplatz in der Tiefgarage zugewiesen und die Erschließung erfolgt barrierefrei mittels Aufzug. Die Grundrisse sind so konzipiert, dass sich die Wohnbereiche zum Straßenraum orientieren und die Schlafbereiche zum eher ruhigen Hof ausgerichtet sind.
Als Wärmeerzeuger dient ein Mini-BHKW. Die Wärme wird im Pufferspeicher zwischengespeichert.  Die notwendigen Heizflächen dafür werden über Fußbodenheizungen realisiert.
Die Bauweise ermöglicht eine gute Ausnutzung der Lichtverhältnisse für die Wohnräume. Die hochwärmegedämmten Außenhülle minimiert Wärmeverluste und entspricht damit zeitgemäßen Anforderungen. Der Grenzwert für den Primärenergiebedarf wird deutlich unterschritten.