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Baumschlager Eberle Architekten

Im Dialog von Licht und Material

Peterhof, Alpe Furx - Ensemble zur Erholung
Albrecht Immanuel Schnabel
Albrecht Immanuel Schnabel
Ort
Zwischenwasser
Gebäudekategorie
Hotels, Herbergen, Ferienhäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2021
Material Fassade
Holz
Über dem Vorarlbergischen Rheintal gelegen, machen sich im Naherholungsgebiet der Alpe Furx die jahrzehntelangen touristischen Interventionen bemerkbar. Als Zeichen zunehmender Sensibilität für die berührte Landschaft wurden drei Architekturbüros eingeladen, um Pläne für 10 Chalets und ein Haupthaus mit Restaurant samt Einliegerwohnung auf dem stark ansteigenden Gelände zu erhalten. Baumschlager Eberle Architekten konnten mit ihrem Entwurf den Bauherren überzeugen.

Im Zuge der Planung wurden die Urlaubshäuser in natürlich wirkenden Gruppen und das Haupthaus auf dem Grundstück aufgefächert, damit jedes Gebäude die bestmögliche Aussicht erhält. Platzsparend und daher orthogonal zu den Schichtenlinien positioniert, saugen die zweigeschoßigen Chalets mit ihrer trichterähnlich geformten Stirnseite das Landschaftspanorama an. Von Vorteil ist diese Konfiguration in ihrer Ambivalenz, weil sie nicht nur Ausblick bietet, sondern auch vor Einblicken von der Seite zu schützen vermag. Daher ist es konsequent, wenn nun das Versetzen der geschoßhohen Fenster die Axialität der Stirnseite relativiert. Städtebau findet auch auf dem Land statt, so könnte man die Organisation der kleinen Siedlung beschreiben. In Zeiten der Zersiedelung des Alpenraumes ein umso wichtiger Aspekt dieses Projekts. Die primäre Botschaft der Architektur, nämlich Struktur und Aussicht zu optimieren, wird mit ergänzenden Themen konjugiert: Tatsächlich und sehr bildhaft beschützt das überragende Dach, es nimmt den gesamten ersten Stock bis zum Fenstersturz ein, wobei eine weitere Öffnung nach oben hin, den Fernblick aus der Horizontalen in die Vertikale überträgt. Diese Laterne erfüllt das Obergeschoß mit natürlichem Licht, bewirkt aber noch mehr: Das Licht unterstützt die Plastizität des Daches und streicht über das Relief des verwendeten Materials - Holz. Damit wird wieder eine kleine Irritation eingebracht, ist doch die Verwendung des natürlichen Werkstoffes produktionsbedingt nicht die erste Wahl, wenn es darum geht das Körperhafte der Architektur herauszuarbeiten. Der Dialog von Licht und Material wird auf eine subtile Ebene transformiert, sodass das oft Plakative des Bauens in den Bergen in den Hintergrund rückt. Die grundlegende Komplexität, welche Baumschlager Eberle Architekten mit den kleinen Chalets herausgearbeitet hat, «funktioniert» im größeren Maßstab beim Haupthaus, das als Orientierungspunkt in der Landschaft wirkt.

Teils in den Hang geschoben, bildet das erste OG mit dem Restaurant samt Terrasse die Hauptebene des Gebäudes. Die Grundrissorganisation des Restaurants verbindet die Überschaubarkeit einzelner Sitzgruppen mit dem Erlebnis des gesamten Raumes. Sternförmig sind diese Sitzbereiche um die Mitte angeordnet und verfügen über Blickkorridore nach außen hin. Der gesamte Raum bleibt dennoch wahrnehmbar, weil keine Stützen den Blick in die Runde behindern. Auf diese Weise bleibt die große Dimension des Restaurants gewahrt, erfüllt aber auch einen praktischen Zweck – bei Veranstaltungen sind die Redern*innen von überall sichtbar.
Apropos reden: Dabei kommen die schalldämpfenden Eigenschaften des Werkstoffes Holz zur Wirkung. Restaurant und Chalets verfügen über denselben Mix an Holzsorten, für den Boden wurde strapazierfähige Esche und an den Wänden die helle Silbertanne verwendet. Beiden gemeinsam ist die Holzrahmenkonstruktion über der Erde sowie eine hinterlüftete Schindelfassade.

Peterhof, Alpe Furx ist ein weiterer Beitrag in der Reihe österreichischer Architektur, die seit der Zwischenkriegs-Moderne einen sorgsamen Umgang mit dem Ort, der Authentizität des Materials mit einer zeitgemäßen Interpretation der lokalen Baukultur verbindet. Zwar dominieren in diesem Land immer noch die gebauten Abziehbilder vergangener Bautypologien samt sinnentleerter Dekorationen, dennoch sind es immer wieder Auftraggebende, welche die Notwendigkeiten der Gegenwart erkannt und den Blick für die Zukunft offen halten.