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Behnisch Architekten

Ozeaneum

Ort
Stralsund
Gebäudekategorie
Museen, Galerien
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2008
Material Fassade
Metall
Architektenpreis
2010 Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern 2010
Belobigung (Commendation) / 2010 International Architecture Award / 2010 Deutscher Stahlbaupreis
Auszeichnung (Commendation) / 2010 European Museum of the Year Award (presented to the Client) / 2008 Nominated for Mies van der Rohe Award 2009 / 2008 Trendmarke 2008 (presented to the Client)
Mit dem Ozeaneum in Stralsund hat das Deutsche Meeresmuseum als größtes naturkundliches Museum der deutschen Ostseeküste seine bisherigen Standorte um einen Museumsneubau mit Großaquarien und thematischen Ausstellungen zur Ostsee, dem Weltmeer, der Erforschung und Nutzung der Meere, sowie einer Ausstellung zu den Riesen der Meere erweitert.

Das Grundstück befindet sich auf der im 19. Jahrhundert im Zuge der Hafenerweiterung aufgeschütteten Nördlichen Hafeninsel der Hansestadt Stralsund, unweit der 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Altstadt. Das gesamte Gebiet der Hafeninsel ist durch seine sich deutlich in der Silhouette abzeichnenden Speichergebäude und Spuren der einstigen Nutzung als Hafen bis heute ein prägnanter und eigenständiger Stadtbaustein außerhalb der Altstadt.

Das Ozeaneum ist ein offenes Haus, das, ähnlich vom Wasser umspülter Steine im Meer, von allen Seiten von Besuchern und Licht durchströmt wird. Sowohl von der Meerseite wie von der Altstadt aus betrachtet wird das Ensemble zu einem attraktiven, einprägsamen Element im Stadtbild und in der Silhouette von Stralsund. Mit seinen Formen und seiner Farbe bezieht es sich jedoch eher auf das Meer, als auf die Stadt.

Das Gebäude ist in vier einzelne, den  Themen des Ausstellungskonzepts zugeordnete Baukörper gegliedert. Das Bauvolumen wird damit aufgeteilt und fügt sich in den Maßstab der Umgebungsbebauung ein.

Der Hauptzugang befindet sich an der neuen Hafenpromenade. Das Erdgeschoss des frei inmitten der geschlossen wirkenden Ausstellungskörper gespannten Foyers, das vom Museumsrundgang freigehalten und öffentlich zugänglich ist, beherbergt neben den allgemeinen Nutzungen eines Museumsfoyers einen Shop und ein Café.

Alle Ausstellungsbereiche befinden sich in den Obergeschossen. Rundgänge durch die Ausstellungen kreuzen daher den allgemeinen Publikumsverkehr nicht.

Über eine 30m lange, frei spannende Rolltreppe  gelangt der Besucher vorbei an echten Walskeletten quer durch das Foyer zu den Ausstellungsbereichen. Von dort bietet sich zunächst ein schöner Blick über den Strelasund und die neue Rügenbrücke  bis hin zur Insel Rügen.

Frei geschwungene Bänder umspielen die Fassaden der Ausstellungs- und Aquarienkörper wie vom Wind geblähte Segel. Von der eigentlichen Baumasse unabhängig, wirken die Bänder mit ihren auskragenden Rändern leicht und elegant. Sie verbinden die unterschiedlichen Funktionen der einzelnen Baukörper und lassen trotz der Differenziertheit des Gebäudes ein einheitliches Bild entstehen.


Die Fassade ist aus großformatigen vorgebogenen Stahlblechen zusammengesetzt. Hier wird die Technologie des Schiffsbaus genutzt. Durch ein ortsansässiges Unternehmen, spezialisiert auf die Verformung von Blechen für Containerschiffe, wurden die Stahlbleche, die bis zu 16 x 3m groß sind, geschnitten und gebogen. Ohne weitere Unterkonstruktion sind die Bleche punktweise an der Stahlkonstruktion des Gebäudes befestigt. Die Auskragungen spannen frei. Die Oberflächen der Bleche sind in einem weißen Farbton dauerhaft beschichtet und stellen somit eine Verbindung des Gebäudes zur maritimen Umgebung her.

Eines der drei historischen Speichergebäude auf dem Grundstück ist in die Nutzung des Ozeaneums einbezogen. Im Gebäude Hafenstraße 9/10 befinden sie Räumlichkeiten, die der Größe und Geschossigkeit des Gebäudes entsprechen und die Attraktivität der historischen Bausubstanz nutzen können. Im Speichergebäude sollen die Verwaltung, der museumspädagogische Mehrzweckraum, ein separat zu nutzender Veranstaltungsbereich mit Mehrzwecksaal, sowie Gastronomie in Ebene 0 untergebracht werden.

Für die Freiflächen des Ozeaneums wurde das auf der Hafeninsel traditionell verwendete Granitpflaster verwendet. Der Belag zieht sich auf der gesamten Grundstücksfläche sowie im Foyer durch, um zum Einen die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum aufzulösen, zum Anderen aus Sicht der Denkmalpflege die alten und neuen Beläge zu verbinden.

Auf dem Vorplatz strukturieren runde “grüne Sitzkissen“ den Freibereich und bieten Sitz- und Verweilmöglichkeiten. Sie sind mit Gräsern bepflanzt, die sich im Wind bewegen, gleichzeitig aber auch Schutzwirkung haben. Durch die Anordnung dieser Elemente bilden sich ganz selbstverständlich unterschiedliche Räume – der Cafébereich, der Wartebereich – und es entstehen auf der großen, offenen Hafenfläche Orte mit Aufenthaltsqualität.