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BWM Designers & Architects

Grand Hotel Straubinger

Dem Bestand verbunden.
BWM Designers & Architects, Arne Nagel
BWM Designers & Architects, Arne Nagel
Ort
Bad Gastein
Gebäudekategorie
Hotels, Herbergen, Ferienhäuser
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2023
Material Fassade
Mauerwerk
Architektenpreis
LIV Design Award 2023 Winner
Benannt nach der legendären Gasteiner Familie erweist das neue Hotel Straubinger dem ehemaligen Grandhotel eine Hommage und wurde geboren aus den Facetten seiner Vergangenheit, zu neuer Größe erweckt – es besticht durch zurückhaltende Eleganz und eine bewegende Grandezza.
Betritt man das alte neue Grand Hotel Straubinger umfängt einen sofort die Geschichte des ehrwürdigen Hauses. Im historischen Empfangsbereich wird den Gästen die Zimmerkarte einem Schmuckstück gleich, aus einer mit Samt ausgelegten Lade gereicht. Geradeaus führt die prominente Treppe zu den oberen Stockwerken, rechterhand öffnet sich der F&B Bereich. Das Cafe ist mittels Flügeltüren zum Straubingerplatz hin geöffnet und besetzt mit gesamt knapp 40 Sitzplätzen (25 indoor, ca. 12 outdoor) die 1. Reihe prominent am Platz. Direkt angereiht folgen die nach vorne durchgesteckte Bar sowie der Salon für den Ausklang des Tages, der je nach Wunsch mittels einer Vorhang-Inszenierung zusätzlich abgetrennt werden kann. Gemäß dem Motto „Arbeiten mit den Schichten der Vergangenheit“ findet sich in allen Bereichen eine kontrastreiche Mischung als Alt und Neu, so trifft etwa Bestandsvertäfelung auf zeitgenössisch adaptierte Wandververkleidung. „Möblierung wie Farbgebung werden passend zur Tageszeit der Nutzung in den jeweiligen Bereichen immer dunkler“, führt BWM-Projektleiterin Marlene Gesierich aus. Im Cafe dominiert modernes „Erdbeer-Sahne“ in der Farbgestaltung. In Salon und Bar wurde unter den Schichten der alten Wandverkleidung ein salbeigrüner Ton wiederentdeckt und sogleich für den neuen Look eingesetzt. Ein kleines Detail am Rande ist der Straubinger Kuchenwagen, eine Reminiszenz an frühere Zeiten …

Zeitgenössisch ergänzt.

Aus dem ehemaligen Eingang zum Restaurant wurde ein Private Dining Room für 10 Personen, der mit freigelegter Wandmalerei besticht. Gleich anschließend in einem vorgelagerten Neubau mit raumhohen Verglasungen befindet sich das heutige, neue Entree für den großen Saal, in welchen sich die Fassade hineinzieht. Im Zuge der behutsamen Restaurierung kamen Gold-Akzente sowie die alte Decke an den Seitentrakten wieder zum Vorschein – Bestand ist und bleibt Bestand, was nicht instandgesetzt werden konnte, wurde mit größter Bedacht zeitgenössisch ergänzt. Im 86 Sitzplätze fassenden Saal dominieren moderne, frische Farben wie Grün, Apricot oder Bernsteinorange, eine großzügige Bepflanzung sowie die instandgesetzten Lobmeyr-Wandapliken und ein neuer Luster vermitteln französisches Flair. Feinjustierte Farben und Muster wie etwa das Orange der Säulen oder Stuccolustro bestimmen den 195m² großen Saal. Der denkmalgeschützte Eichen-Massivholz-Parkett wurde in seiner Ursprünglichkeit wieder hergestellt. In der Mitte des Raumes, auf einem eigens gestalteten Teppich, der grafisch die Deckenrosette wieder aufnimmt, wurde ein Highlight-Table designt, darauf mittig platziert und in Szene gesetzt ein Luster aus den Lobmeyr-Werkstätten, eine Reminiszenz an das verschwundene Original. Zwei Balkone laden mit Blick auf die Kirche zum Austritt ein.
Im Untergeschoss wurde der Weinkeller, gleichsam mit Balkon und Blick auf die Kirche, angesiedelt, der in den so genannten Chefs Table übergeht, einen länglichen Raum mit Kappengewölbe und Sichtverbindung zur Küche. Die alte Holzdecke musste getauscht werden, aus den daraus gewonnenen thermobehandelten Dippelbaumträgern wurde der für 14 Personen ausgelegte Chefstable gefertigt. Der Wine Dine Bereich besticht mit alten, schmiedeeisernen Bestandsleuchten (restauriert in den Lobmeyr-Werkstätten) und Terrakotta-Fliesen für die Tisch-Oberflächen.

In die Landschaft hinausschwimmen …

Linkerhand des Eingangs, auf der Westseite des Hauses erstreckt sich über die drei oberen Stockwerke der Spabereich. Von der Lobby im Erdgeschoss geht es zuerst in einen als Schachbrett (inklusive Figuren) gepflasterten Innnenhof, dem Fliesen-Schachbrettmuster der ursprünglichen Treatmenträume nachempfunden. Ein wiederkehrendes Muster, das sich etwa – wenngleich in unterschiedlicher Farbgestaltung – auch in den Toiletten, den Gängen oder der Spa-Rezeption wiederfindet. Im Zwischengeschoss finden sich die heutigen fünf Treatmenträume sowie vier Spa-Suiten – großzügige Zimmer mit freistehender Badewanne, zu Duschen umfunktionierten alten Bodenbecken und integrierter Zirbensauna. Über dem ursprünglichen Thermal-Bädertrakt wurde eine neue Pool-Landschaft errichtet, mit Blick über das Gasteiner Tal, in dem man gleichsam „in die Landschaft hinausschwimmen“ kann – mit dem Rauschen des neben gelegenen Wasserfall als Untermalung.
Der gesamt knapp 700 m² umfassende Spabereich (350 m² indoor, ca. 330 m² Terrasse mit Pool) geht fließend vom Alt- in den Neubau über. Im 1. Obergeschoss gelangt man von Rezeption und Fitnesstrakt im Bestand in den Neubau mit Outdoor-Infinity-und Innenpool. Der Saunabereich mit Panoramasaunen liegt im Dachgeschoss, im 2. OG befindet sich der Ruhebereich mit Kamin und Holzlager. Farblich leicht maritim gehalten, besticht der Spabereich mit einer Mischung aus Thermoesche, Sichtbeton und Chrom-Holz-Details. Die Decke über dem Pool wurde in Blau verfliest, der Ruhebereich mit einer Holzlamellen-Akustikdecke ausgestattet.

Freier Blick.

Der Baukörper im Anschluss an das Haus Straubingerplatz 1 konnte in seiner Struktur oberhalb der neuen Poolterrasse nicht erhalten werden und wurde entsprechend neu geplant, als leichter Glasvorbau mit vorgesetzter Lamellenfassade in den beiden oberen Geschoßen. „Durch die großflächige Verglasung ist der Baukörper zum Tal hin geöffnet, den Gästen bietet sich ein freier Blick auf die umliegende Landschaft. Die vorgesetzten Holzlamellen wiederum verhindern unerwünschte Einblicke, sodass die Intimität der Räume gewährleistet bleibt“, erklärt Markus Kaplan, BWM Designers & Architects. Ganz nebenbei wurde mit dieser Neugestaltung auch die ursprüngliche Fuge zwischen Hotel Straubinger und Haus Straubingerplatz 1 wieder geöffnet, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts baulich geschlossen wurde.