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Franz&Sue

Offen für alle

Ort
Ottensheim
Jahr der Fertigstellung
2010
EU-weit offener Wettbewerb, 1. Preis

„Es ist schön, wenn man während der Arbeitszeit einem frisch vermählten Ehepaar über den Weg läuft ...“

Renate Gräf, Amtsleiterin

Diskursiv engagiert Die Identifikation der BewohnerInnen der malerischen Gemeinde Ottensheim an der Donau, ältester Markt des Mühlviertels, mit ihrem neuen Amthaus ist groß, denn es ist mit vielen von ihnen gemeinsam entstanden. Eigentlich war das nicht so geplant, aber dann passierte es eben, und am Ende kam noch etwas viel Stärkeres dabei heraus. Dafür gab es dann auch 2010 den Österreichischen Bauherrenpreis und den Aluminium Architekturpreis.

„Ich glaube zu manchen Zeitpunkten waren die Architekten optimistischer als ich.“
Ulrike Böker, Bürgermeisterin

Uns als Architekten sind gesellschaftliche Bedürfnisse erst einmal wichtiger als formale Fragen und die Ottensheimer sind schon auch besonders diskursiv und engagiert, schon in den Achtziger Jahren entstanden in der Gemeinde die ersten Mitbestimmungsprojekte.

Transparenz transformiert Im Anbetracht dessen befand dann auch eine Fachjury 2005 einstimmig, dass der Wettbewerbsentwurf eines offenen „Forum am Platz“, übrigens einer der ersten Projekte des damals erst frisch gegründeten Architekturbüros Sue, dem Ansinnen der Gemeinde nach transparenter Gemeindepolitik baulich entsprechen würde. Weit gefehlt. Letztlich stieß der gläserne, singulär stehende Baukörper aus verschiedensten Gründen auf den Widerstand vieler BürgerInnen.

Die Idee des offenen Amthauses – und das ist das Besondere an diesem Projekt – wurde trotzdem umgesetzt, nur transformiert eben und war letzten Endes in der Gemeindegeschichte noch ein Stück verwurzelter.

Identität = Arbeit Man entschied sich für die Revitalisierung des baufälligen und denkmalgeschützen Gusenleitnerhaus im Ortskern. Welche Schätze kamen unerwartet zu Tage! Ein barockes Kreuzgratgewölbe, alte Holzdecken, sogar eine frühhistorische Deckenmalerei. Sensibel restaurierte man, plante Neues hinzu, verwendete verwertbare Bauteile wieder, wenn auch auch andere Stelle. Identität schaffen ist Arbeit.

„Das Haus gab sich in seiner Substanz divenhaft schwierig. Historie und Moderne fallen sich lachend in die Arme und das ästhetische und funktionale Endergebnis ist schlicht erstaunlich.“
Robert Wacha, Bundesdenkmalamt

Verschmelzung von Innen und Außen Der Saal, der im Altbau und dann nach dem Wettbewerb auch am Marktplatz keinen Platz fand, wurde in einem neuen Erweiterungsbau untergebracht, der bei geöffneter Fassade Innen und Außen, wie man es von historischen südeuropäischen Bautypen kennt, verschmelzen lässt: Er wird zum gedeckten öffentlichen Raum zur Linzerstraße vorne und zum Arkadenhof hinten.

Während die GemeindebeamtInnen im alten Teil ungestört ihrer Arbeit nachgehen, wird hier ausgestellt, geheiratet, Musik gespielt, diskutiert und abgestimmt, alles, was die Ottensheimer eben so gerne gemeinsam tun. Die Geschichte des Hauses schreiben sie nun selber fort.

„Es gibt viele Leute, die direkt oder indirekt mit dem Projekt in Berührung standen. Es ist keine reine Verwaltungsbaulichkeit, sondern wirklich ein offenes Haus für alle. Keine Selbstverständlichkeit.“
Klaus Hagenauer, Architekt, Verfasser der Wettbewerbsausschreibung

Projektdetails
Auftragsart EU-weit offener Wettbewerb
Auftragsumfang Gesamte Planung und ÖBA
Auszeichnung Bauherrenpreis 2010, Aluminium - Architektur - Preis 2010
Auftraggeber Verein zur Förderung der Infrastruktur der Marktgemeinde Ottensheim
Ort Ottensheim, Oberösterreich
Planung 2006 - 2007
Realisierung 2009 - 2010
Status Realisiert
NGF 970 m²
BGF 1.500 m²
Baukosten 2,6 Mio. €

Kooperation
Statik Praher - Schuster ZT GmbH
Bauphysik Dr. Pfeiler GmbH
Fotografie Hertha Hurnaus, Kurt Bayer