Zurück zum Profil
jangled nerves

Mythos Bayern

Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg
Lukas Roth, Holger Hill, Haus der Bayerischen Geschichte
Lukas Roth, Holger Hill, Haus der Bayerischen Geschichte
Ort
Regensburg
Gebäudekategorie
Museen, Galerien
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2019
Material Fassade
Holz
Bayern ist ein Mythos. Ein Märchenkönig und seine Schlösser. Berge, Bier und Menschen, die auf ihre eigene Art zu leben wissen. Dazu ein »Freistaat«, der dem Mythos die Volkskrone aufsetzt. Wie soll man all das adäquat in einem Museum präsentieren, im neuen Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg?

Am besten mit einem Konzept, das einen hautnahen Zugang zur Geschichte bietet! Kein Parforceritt durch die Historie, sondern ein erzählerischer Ansatz mit vielen volksnahen Geschichten, einprägsamen Inszenierungen und abwechslungsreichen Mitmach-Tools. jangled nerves war in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro hg merz für die Ausstellungsgestaltung zuständig, ebenso für die Konzeption der Kulturkabinette, Medienproduktionen und interaktiven Stationen.






Hohe inklusive Standards

Das Haus der Bayerischen Geschichte dokumentiert die Demokratiegeschichte Bayerns, oft auf spielerische Art. Das schärft den Blick für Zusammenhänge und spricht insbesondere Kinder und Jugendliche an. Das Gebäude ist barrierefrei zugänglich und setzt hohe inklusive Qualitätsstandards. Zu diesen gehören unterfahrbare Tische, Mediaguides in leichter und in Gebärdensprache, induktive Höranlagen sowie Texte in Brailleschrift, die sich quer durchs Haus ziehen.



Multimedial durch die Jahrtausende

Im lichtdurchfluteten Foyer werden Besucher von einem überlebensgroßen Oktoberfestlöwen empfangen. Im angrenzenden Showroom läuft ein von jangled nerves produzierter 360°-Panoramafilm der Geschichte Regensburgs: In diesem führt der Kabarettist Christoph Süß Besucher in 20 Minuten und 39 Rollen von den Römern zur napoleonischen Zeit – humorig, hintergründig, echt bajuwarisch eben.



Kulturräume, die kommunizieren

Die mediale Bühne im Foyer ist der ideale Einstieg für die Dauerausstellung im Obergeschoss. Diese zeichnet auf 2500 qm den Weg Bayerns zum modernen Staat nach, vom Beginn des Königreichs 1806 und eingeteilt in neun Generationen. Exponat-Ensembles auf etwa 30 Bühnen zeugen von prägenden Ereignissen.



Abseits des chronologisch angeordneten Rundgangs durch die Generationen finden Besucher acht außergewöhnliche Kulturkabinette, die jangled nerves interaktiv entworfen hat. Sie behandeln kulturelle Phänomene, die man mit Bayern verbindet: Dialekte, Feste, Religion und Bauwerke. Die Räume zeigen bewusst Klischees, stellen aber auch die Frage, was typisch bayerisch ist. Besucher tauchen ein in eine Klanginstallation der Dialekte im Freistaat, durchwandern den bayerischen Jahreslauf anhand seiner zahlreichen Feste, bestaunen weithin berühmte Bauwerke oder genießen legendäre Bühnenspektakel vom Nockherberg bis zum Grünen Hügel.


AR für die Heimat im Kleinformat

»Heimat im Kleinformat« widmet sich den Gemeinden mit ihren zigtausenden Ortschaften und setzt der Vielfalt Bayerns ein Denkmal. Mit Hilfe von Augmented-Reality-Technik können mehrere Besucher gleichzeitig in der Geschichte ihrer Heimat bis ins Detail stöbern: Am Medientisch, einer raumfüllenden Bayernkarte, finden Besucher mittels Tablet alle heutigen 2056 Gemeinden mit Ansichten aus der Zeit um 1900, inklusive statistischem Material, Gemeindewappen und einigem mehr. Wer wissen möchte, welche Gemeinde wie viele Kühe hält, ist hier richtig.

Besonderes Augenmerk verdient der Kulturraum für Bauwerke. Er zeigt detaillierte 3D-Modelle bayerischer Baukunst: Ein Hightech-Produktionsverfahren ermöglicht darüber hinaus die Projektion der Gebäudedecken auf ein architektonisches Deckensegel. Da alle Decken für die Installation in der Untersicht fotografiert wurden, entsteht beim Betrachter der Eindruck, er stünde mitten im Gebäude.


Von Euskirchen nach Chicago

Wie Bayern zum Mythos wurde zeigt das Kabinett »Ois Chicago«, das den Auftritt auf der Weltausstellung in Chicago 1893 nachempfindet. Damals präsentierte das Nürnberger Unternehmen Schuckert nicht nur den größten Scheinwerfer der Welt – bayerische Brauereien exportierten zeitgleich Bier mit Sonderschiffen auf die Ausstellung! Der kollektive Weltausstellungsrausch transportierte den Mythos Bayern hinaus in die Welt. Im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg lebt er seit Juni 2019 auf ebenso intelligente wie unterhaltsame Weise weiter. Prosit!



Auftraggeber: Haus der Bayerischen Geschichte
Fertigstellung: 2019
Projektpartner: hg merz
Fotografie: Lukas Roth, Holger Hill, Haus der Bayerischen Geschichte